Volltext: Keyser - Lodewyck (Bd. 7)

Thomas. 
Lawrence , 
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er auch eine neue IJeinx-vand. Bei dem Ausmalen wich er von der 
VVeise der meisten Maler ab; denn er malte seine Portraits theil- 
weise aus und verband die Theile dann mit der grössten Leichtig- 
keit. Er vollendete oft den liopf, ohne Hand an dßll Hintergrund 
Zu legen, denn cr berechnete die Wirkung genau, Welche die 
'l'iefe des letztern zum Leben der Fleischtüne haben würde. VVenn 
der Kopf fertig war, bedurfte es gewöhnlich einer oder zwei Sit- 
zungen. um die Figur mit ltreide oder liohle zu zeichnen. Einer 
seiner Zöglinge erhielt hierauf das Gemälde, und dieser füllte Dra- 
perie und Hintergrund aus. Lawrence besserte dann das Verfehlte 
und gab dem Ganzen mit wenigen Pinselstrichen den harmonischen 
Ton. Nicht selten geschah es, dass Lawrence die Kreidezeiclinulw 
eines Kopfes machte, einem seiner Zöglinge die Details beschrieb 
und ihm auftrug die Zeichnung auf eine andere Leinwand zu iiber- 
tragen und unmittelbar vor der zur nächsten Sitzung bestimmten 
Zeit in Farbe zu setzen. Lawrence vollendete dann, mit dem Ori- 
ginal vor sich, den Kopf in einer oder zwei Stunden. Das Por- 
trait des Herzogs von York, eine seiner schönsten Arbeiten, wurde 
in dieser Weise gefertigt. 
In der letzten Zeit seiner künstlerischen Laufbahn liess sich 
Lawrence fiir ein Portrait, je nach der Griisse 200 - 700 Pf. St. 
bezahlen, und seine Einnahme belief sich in seinen später-n Jahren 
auf 10000 Pf. St. Es ist daher auffallend, dass er zuweilen in grus- 
ser Geldverlegenheit war und verhältnissmässig arm starb. Man 
wollte den Grund in seiner Leidenschaft für das Spiel suchen; diess 
ist jedoch eine Verläunidung. Unermessliche Summen kosteten ihn 
aber die Ermunterung schöner Anlagen und der Ankauf von 
Werken erster Meister. Seine Sammlung wurde von der National- 
Gallerie angekauft, und sie macht die grösste Zierde derselben 
aus.  
Thomas Lawrence war ein Mann vommittlerer Griisse und in sei- 
ner Jugend so schön, dass Hoare von ihm sagte, er würde, wenn er 
einen Christuslsopf zu malen hätte, den von Lawrence zu seinem 
Studium wählen. Er behielt diesen Charakter in einem hohen Grade 
sein Leben lang. Pvlan behauptete, er gleiche Canning und er war 
stolz auf diese Aehnliclikeit. Stolz, Edelsinn, Unabhängigkeit, Of- 
fenheit, Wohlwollen, Herzensgiite verschmolzen auf eine wunder- 
bare Weise in seinem Charakter. Georg IV. sagte, Lawrence sei 
einer der elegantesten und wohlerzogensten Männer seines Reichs. 
Er tanzte mit einer ungeineiiien Anmnth, und War ein ebenso gu- 
ter Fechter als Fausthäiiipfer. Bei diesen letztern Uebungen war 
seine Stellung überaus schön. Er liebte schon als Knabe den Faust- 
kampf, welcher in der Gegend, wo Lawrence geboren ward, vor- 
züglich einheimisch ist, und Lawrence selbst pflegte auf eine Weise 
zu boxen, welche dauernde Spuren von dem brnste des Kampfes 
zuriiclslicss- Sein Gegner W411" derselbe, dessen schone, athlctische 
Formen er als Studie zu seinem Satan in dem Gemälde aus Mil- 
torfs verlornem Paradiese benutzte. x 
Die Alten hatte Lawrence in Uebersetzungen eifrig gelßäeni des 
Griechischen war er ganz unkundig und im Lateinischen hatte 
61' e; nicht sehr weit gebracht. Die neuere ausländische Literatur 
w" Ihm Zwar nicht unbekannt; er musste sich aber auch hier mit 
Uebersetzungen behelfe-IL 
In den Schriften seiner Landgleute war er sehr bewandert, bg. 
sonders in den Werken der "schönen Literatur. Sein Gedächtnigs 
war ausserordentlich, und er hatte ein bezauberndes Talent Gev 
dichte vorzulesen, oder aus dein Gedächtniss vorzutragen,
	        
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