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Lawrence ,
Thomas.
vonshire, zu roth in der Farbe. Dieses Bild wurde über die Mas-
sen geriihmt.
Mit Lawrence ging für die engliscihe Iiunst ein neuer Stern auf.
Man bewundert in seinen Werken die feine Auffassung der Natur,
die in seinen Portraiten .so sehr anspricht. Dann hatte er einen
ausserordentlich feinen Sinn für zarte, schöne Formen, und wie
sehr er es verstand, das recht vornehme Wesen, jene Eleganz, jene
heitere Lebensweise der englischen Grossen wieder zu geben, lie-
ferte nach Waagen's Bemerkung das Bildniss der Herzogin von
Sutherland in Staifordhouse einen Beweis.
Seine früheren Werke sind jedoch sehr ungleich; Öfter verliess
er das strenge Studium und die Einfachheit der Natur und Veffje]
in eine etwas französische Manier. Als sein Buf stieg, und er mit
Hoppner, dem angesehensten Portraitmaler in London, um den
Vorrang stritt, glaubte Lawrence diesen nicht anders, als durch
eine gewisse Manier erhalten zu können. Seine YVerhe aus die-
ser Periode verdienen daher keine besondere Auszeichnung. Nach
dem 1310 erfolgten Tod Iloppnerß kehrte er, jetzt ohne Neben-
buhler, zu einer eirifachernAuPfassung der Natur zurück und hat
seitdem so ausgezeichnete Portraite geliefert, dass "er nach Reynolds
die erste Stelle unter den Portraitmalern Englands einnimmt. So
sagt Passavant S. 297. und was nach der Ansicht jenes Schriftstel-
lers vielen seiner Bilder schadet, ist den Grundsatz des l'iiiiistlers,
in einem Portrait dein Kopfe Alles aufzuopfern. Alle übrigen Theile
sind daher nur hingehudelt, was besonders bei den Bünden oft
sehr unangenehm auffällt. Doch zeichnete er diese meist sehr sorg-
fältig mit schwarzer Kreide auf, ja vollendete zuweilen die ganze
Zeichnung mit der grössten Liebe, um nachher beim lYIalen mit
weniger sichern Pinselstrichen die Ncbensachen gewisseriiiassen
nur anzudeuten. So gab ihm einmal einer seiner Freunde zur
Zeichnung der Hände eine fünf Stunden lange Sitzung, und nach-
her malte er jene i'n grosser Schnelle. Doch behandelte er auch
manchmal die Hände mit vieler Sorgfalt.
Fiir das Historische oder die Composition hatte Lawreiice wenig
Geschick. Er versuchte sich in-seiner Jugend viel darin, aber, wie
Passavant sagt, er liam niemals weiter, als die Manier des H,
Fuessli nachzuahmen, und zwar so sehr, dass bei einer Versteige-
rung von Handzeichnungen mehrere von Lawrence fiir solche {OH
Fuessli gehalten wurden, bis ersterer sie selbst als seine Arbeit er.
klärte. Dennoch schätzte er die Historicnmalßrßl, und so wirkte
er, nach dem 1820 erfolgten Tod des Präsidenten B. West als sol-
cher gewählt, allenthalben sehr viel.
Seine lireidezeichnungen beurkunden die Grösse seines Styls im
Zeichnen. Sie sind ebenso frei als kräftig angelegt, doch war seine
Weise im Allgemeinen weniger grossartig as zart, fest und den
Ausdruck der Idee zu ausschliesslich liervorhebend. Er konnte
aber auch treu malen- Als er das Portrait des Herzogs von Reich-
stadt fertigte, gab er sich die grösste Mühe, eine iVOllliUlDUlEUG
Aelinlichkeit hervorzubringen, und sagte: Ich kann wohl behaup-
ten, dass es ähnlich ist, denn ich zeichnete jede Linie, als hätte
ich einen Eid abgelegt, das Bild ganz wahr zu machen,
Lawrence konnte sehr rasch arbeiten; wenn er gedrängt ward
malte er oft einen Kopf in einem Tage. In der Regel aber liess
er sich für einen Kopf sieben bis acht Mal, für eine Hand zwei
Mal sitzen. Gewöhnlich fertigte erlerst eine vollendete Kreide-
zeichnung auf die Leinwand, wodurch er sich mit seinem Vorwurf
vollkommen vertraut machte. Oft iiberuialte er dieselbe, oft nahm