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Kirsch ,
August
Christoph.
Altarblatt von seiner Hand gemalt, eine heil. Familie mit lebens-
grossen Figuren, im einfachen, ernsten, wahrhaft kirchlichen Styld
der alten Flurentiner. Dieses Bild wurde im Iiunstblatt 1350 N0. 12
näher besprochen, und bei der Münchener Iiunstausstellung dessel-
ben Jahres sah man ein anderes, welches den Schmelzufen nach Hebt-P!
Gedicht vorstellt. Iiirner hat schon frühe durch seine Darstellungen
zu HehePs allemannischen Liedern die Aufmerksamkeit der Kenner
auf sich gelenkt, da diese ein ganz bestimmtes volksthümliefies
Gelaräge an sich tragen, und uberbaupt neigte er sich von jener
. Zeit mit Vorliebe der Genremalerei zu, immer aber in ihrer hesse.
ren Art. Besonderen Beifall erwarb ihm seine Wirthsstube, worin
ein Tabuletkriimer einen beweglichen Hanswurst producirt, und
dann war es die Heimkehr des Schweizergardisten von der Julius.
Revolution, welche mit Auszeichnung genannt wurde. Dieses Bild,
jetzt in der Gallerie zu Carlsruhe, gestattete einen Vergleich mit
den gepriesenen Werken des Engländers Willue, und an Naivetät,
Ileichthum der Motive und in Hinsicht auf Adel der Form hat er
Willsie sogar übertroffen. Der Julius-Held sitzt im Inneren einen
schweizerischen Bauernhauses und erzählt den staunenden Genossen
die Begebenheiten jener Revolution. Die ausserordentliche Wahr-
heit der Charaktere und des Ausdruckes, die Schönheit der Färbung
und die meisterhafte Behandlung des Ganzen reihen dieses Gemälde
den besten Erzeugnissen der modernen Genremalerei an. G. Bodmer
hat es lithographirt, und eben dieser, zu früh verstorbene Künstler,
hat auch HirnerÄs komische Wirthshaus-Scene auf Stein gezeichnet.
Im Jahre 2852 verliess Iiirner München, um in Rom seine Studien
fortzusetzen, und auch in Italien gingen aus seinem Atelier bereits
Gemälde hervor, die seinen Ruhm bewähren. In Rom malte er da;
schöne Bild, welches Rafael in der Michel Angeln-Kneipe dem
Blicke verführt, und ein anderes stellt Frauen aus der Umgegend
Ilonfs dar, wie sie bei dem am Wege befindlichen Mutterguttes-
"Bilde ausruhen. Im Jahre 1855 sah man seine Italienerin, die an
der Wiege mit der Schildkröte spielt, ein allerliebstes Bildchen,
von unendlichem Reize in seiner Einfachheit. So wie liirner frii-
her durch seine Scenen aus der Schweiz und dem Schwarzivalde
den Ruhm eines der vorzüglichsten neuern Genremaler sich erwor-
ben hatte, so entwickelte er in Italien in einer neuen Weise gleiche
Meisterschaft und Originalität. Er bewegt sich überall mit grosser
Leichtigkeit, und bei einer einfachen, gefälligen Anordnung erfreut
die Freiheit und Sicherheit der Behandlung. Seine Färbung ist ge-
sättiget, ernst und lieblich, je nachdem es der Gegenstand erfordert.
H1T5Ch; August ChPISIÜPh; ein gepriesener Künstler aus der
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts, der aber zu früh starb,
als dass er seine volle Ausbildung erlangen konnte. Hirsch wurde
1765 zu Dresden geboren, und schon im sechsten Jahre daselbst
an der Akademie der Künste zugelassen. Klass unterwies ihn in
der Zeichenkunst, und Direktor Casanova in der Malerei, und nun
fing Hirsch an in eigenen Compositionen sich zu zeigen. Im Jahre
1735 zog er mit seinem grossen Bilde in Sepia und Paälßllfilrbßll,
welches Hehtors Leiche im Pallaste von seiner Familie umringt und
beweint vorstellt, die Aufmerksamkeit aufsich. Diese Composition ist
in edlem Style gehalten, ziemlich correkt in der Zeichnun , aber in
den Iiöpfen fand man nicht Adel genug. Im Jahre 1786 Brachte er
eine heil. Familie zur Ausstellung, von welcher man sagte, sie sei
vom Geiste Palmafs eingegeben; nur waren die Iiöyfe nicht so
graziös, dass das Bild allgemein ansprechen" konnte. DiesesiGe-
mälde verschaffte dem Künstler den Auftrag zur Ausführung eines