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Kirchmayer,
Kirchmayer ,
übrig lässt, wie überhaupt der ganze Saal mit seiner kostbaren Ver-
zierung einzig dasteht. Die Schnitzwerke in Elfenbein besorgen tüch-
tige Arbeiter, und neben anderen hat auch der Bruder unsers Künst-
lers, Franz Kirchmair, einigen Antheil. DieseristZirnmermann,
mit ausserordentlichem Talente begabt. Er zeichnet sehr gut, ohne
diese Kunst von Jemanden gelernt zu haben, und auch im Schnitzen
in Holz und Elfenbein hatte er keine Anweisung. Er hat auch
Antheil an den Holzarbeiten im Schlosse Hohenschwangau. Viele
architektonische Zierathcn wurden nach seiner Zeichnung und
theilweise von ihm selbst ausgeführt. Der neue Dachstuhl des
Schlosses istdas Ergebniss seines Nachdenkens, und dieser war wegen
der Unregelmäßigkeit der Form keine geringe Arbeit.
Iilrchmayer, Joseph, Bildhauer zu München, wurde ms zu
Bockersing in Niederbayern geboren und von seinem Vater, der
Bildnisse und Holzsculpturen fiir Kirchen fertigte. zu ähnlichem
Betriebe angehalten. In seinem 11. Jahre kam er zu einem Bild-
hauer nach Passau, am meisten aber verdankte er hier dem Histo-
rienmaler Bergler, der ihm im Zeichnen und Modelliren Unterricht
ertheilte. Bei dieser Gelegenheit fand er auch an dem Fürsten
Leopold von Thurn einen Gönner, der ihn nach Wien mit sich
nahm und daselbst unterstützte. Iiirchmayer hielt sich in dieser
Stadt sieben Jahre auf, während welcher Zeit er mehrere Büsten
in Erz und Marmor ausführte, und im Jahre 1804 wurde er auf
Iiosten des Königs Maximilian nach Italien geschickt, um in Rom
seine Studien zu vollenden. Er besuchte auch Neapel und andere
Städte, und endlich kehrte cr nach München zurück, wo er sich
bald sehr ehrenvoller Aufträge zu erfreuen hatte. Der Iiönig Lud-
wig, damals noch Kronprinz, liess durch ihn mehrere Büsten in
carrarischem Marmor für die prachtvolle Walhalla ausführen, und
überhaupt ist die Zahl seiner Büsten bedeutend, da der Künstler
seinem Individuum sprechende Aehnlichl-zeit und charakteristischen
Ausdruck zu verleihen weiss. Auch in der technischen Behandlung
sind seine Bildnisse zu rühmen. Wir erwähnen besonders die treff-
lichc Büste des Ministers von Ilompesch, jene des geheimen Bathes
von Feuerbach in Gyps, Maximilians I. von Bayern in cararischem
Marmor für die Walhalla; des Königs Maximilian in Gyps, alle
vor 181d ausgeführt; ferner die Büste der Königin Iiaroline in
Gyps, 1817, Jene des Herzogs von Leuchtenberg in carrarischem
Marmor, des General-Direktors v. Brenner u. s. w. Eine rühm-
liche Erwähnung verdient auch die colossale Büste des Königs
Maximilian, welche bei Gelegenheit der Jubelteier 1825 für ein
Monument der Stadt Amberg in Metall gegossen wurde. Für die
Stadt Freising stellte er den Köni Maximilian und dessen Gemah-
lin in einem Medaillon von Erz üar.
Iiirchxnayer fertigte indessen nicht allein Büsten, sondern auch
Statuen, wie jene der Psyche, der Minerva in Lebensgrösse für
den Gommerzienrath v. Seidel etc. Dann finden sich von ihm auch
Grabmonumcnte, wie jenes des Grafen Maximilian von Arco, des
Churfürsten Wenceslaus von Trier in der Kirche zu Oberdorf, der
Mine. Sabbadini, des Grafen Fugger im lllerthale u. a. Etliche
sind auf dem Gottesacker in München. Iiirchlnayer ist noch immer
in voller Thätigkeit, ein sehr geachteter Künstler.
lhrchmayer, FrlOdrlCh, Bildhauer, der Sohn des Obigen, wurde
1812 in München geboren, und unter Leitung seines Vaters, so
wie später auf der Akademie der lfiunstc in München zum Künstler
gebildet. Er fertiget Büsten, Reliefs u. s. w.