Kirchmair ,
Joseph.
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nach an, denn über dem Baldachin sind die Buchstaben I. B. be-
merkbar, 'die vermutlilich den Graveur bedeuten.
i) Eine Folge von 93 Blättern mit heiligen Figuren und biblisßllßll
Darstellungen nach der Zeichnung dieses Künstlers, und wohl theil-
Weise von ihm geschnitten. Das Blatt mit dem heil. Stephan ist
mit einem ähnlichen Monograrnm versehen. H. 3 Z. 5 L., 51'. 2 Z-
Ö L.; die Grüsse aller Blätter.
Ein anderes, eben sc bezeichnetes Blatt dieser Sammlung, stellt
die Parabel vom Reichen und dem Iiameel dar, nach Evaiig.
Matth. XIX. 24.
2) Die Verkündigung Mariü, im Grunde der Besuch der Maria
bei Elisabeth, mit zusamniengeliängtem M. Ii. bezeichnet, und
den Buchstaben I. R. über dem Baldachin. S. oben. Dieses Blatt
ist sehr gross, denn es gehören sechs zusammengesetzte Stücke dazu.
Hlrchmair, JOSCPlFI, Glasrnaler, wurde 1806 zu München igeborcn
und, da er schon in früher Jugend entschiedene Neigung zur liimSt
äusserte, auf der Akademie daselbst mit den Grundsätzen derselben
vertraut gemacht. Besonders war es der damalige Professur, jetzt
h. Oberbaurath v. Gärtner, welcher ihm in der Architektur, in der
Ornainentik u. s. w. Unterricht ertheilte, und als dieser berühmte
Architekt die Leitung des artistischen Tlieiles der lmPorzellan-
Manufaktur übernommen hatte, fand auch Iiirchmair bald Beschäf-
tigung an jener Anstalt, wo er noch gegenwärtig thätig ist. Er _ver-
zierte mehrere Vasen, malte einen Theil der Teller des prächtigen
Servicifs, dessen Ausführung Iiünig Ludwig noch als Kronprinz
anbefahl, und auch eine Anzahl jener Gefässe nach etrurischer
Form, welche Graf von Schönborn zu einem Service bestimmte,
sind von ihm verziert. Diesem Künstler gilt auch ein Antheil an
der Ausführung der prächtigen Fenstergernälde im Dome zu Regens-
burg, und jener der neuen Kirche in der Vorstadt Au, Welche
einen glänzenden Cyclus von Darstellungen aus dem Leben Mai-ieiis
bilden. An allen diesen Fenstern ist ein auserlesener Verein von
Künstlern tliätig, und jene sind demnach als das gemeinschaft-
liche Werk derselben zu betrachten. Ausser BlFClIUHIlE haben
Ainmüller, Hämmerl, Welirstorfer und Röckel als Maler Antheil
und Frank leitet die Schnielzungen. Für Dr. Boisseröe malte Iiircli-
mair ganz allein deh englischen Grussauf Glas.
Dann malt Hirchmair auch sehr schöne Bilder in Oel, und he-
sonderen Beifall erwarben ihin seine Jagdstückc, die durch grosse
VVahrheit der Darstellung erfreucn- Der Jäger, welcher eineuFiiclis
lebend im Eisen gefangen, und freudig sich darüber gebährdet,
svurde von Bergmann lithograpliirt, und eben derselbe lithographirte
auch einen Fuchsbau, einen Dachsbau und eine Scheiben-welche
bei einem festlichen Schiessen gegeben wurde. Seine Vorliebe,
Jagdscenen darzustellen, verschaffte dein Iiünstler auch einen grösse-
Yen, höchst ehrenvollen Auftrag. Maximilian Graf von Arco-Ziiine-
berg ist im Besitze einer Sammlung vons abnormen und anderen
seltenen Geweihen, und er beschloss, diese in einem eigenen Stiele
111 Zinneberg der Reihe nach anzubringen. Iiirchniair wurde mit
dem _Auftrage beehrt, diesen Saal seinem Inhalte geinäss auszu-
Schinüclaen, und er malte für die Decke desselben 16 Bilder mit
dagdseenen, die zwischen Verzierungen von Arabeslien sich zeigen.
Die ganze Menblirung des Saales ist aus Hirschgeweihen gefertiget
und die Theile derselben, wie Leuchter, Sitze etc. sind mit Schnitz-
Werlien von Elfenbein geziert. Diese werden nach liirchmaifs
Zßlßhnung und unter seiner Aufsicht gefertiget, und sind von
einer Reinheit in Schnitt und Zeichnung, die nicht: zu wünschen