288
Langer ,
Johann
Peter
VOB.
Dieser verdienstvolle Kiinstler begann seine Studien unter Direktor
lirahe auf der Alsademie zu Düsseldorf. _Dic herrlichen Vorbilder
in pnerlvbei-uhintendßallerie, der regg Geilstesverkelir unter bedeu-
tenden ßflnern, ie jene Gegend evvo nten, mussten noth-l
wendig bei elllwlrlilälr auf den so ausgezeichnet begabten und der
Erforschung des Schonen so unbefangen nachstrebenden Künstlers. Er
ragte daher bald aus seinen Umgebungen hervor, und dem Verdienste
ward der gebuhrende Lohn. Schon im Jahre 17534 wurde Lange;-
zum Professor, und fünf Jahre später zum Direktor der Düsseldor-
fer Akademie ernannt. Dieser Würde wurde spätcrhin auch jene
des Direktoriums der Gallerie zugesellt. _S0 Vsrflossen ihm zwan-
zig Jahre einer schönen heitern Thätigkcit an den Ufern des ma-
jestätischen Piheins. Aus den Werken, welche diese Lebensperiode
bezeichnen, treten Gebilde hervor, die bei malerischem Reize das
Gepräge der Individualität tragen, ohne sich von der einfachsten
Wahrheit im geringsten zu entfernen. Ganz besonders glücklich
und gross ist er gewesen in Bezeichnung des Ausdrucks edler Gra-
zie und sanfter Hoheit weiblicher Naturen. So hat er in einer
Reihe herrlicher Bildnisse sich nicht nur den grösstcn seiner Zeit-
genossen in diesem IFache auf dasriihmlichste zugesellet, sondern
zugleich, vorzuglich im Colorite, Bilder geliefert, die dem Besten sich
anschliessen, was die iiiederläniSchule in ihren guten Zeiten hervor-
-gebracht_ hat. Langefs historische Arbeiten aus dieser Zeit sind gleich
yortreiflich an Gehalt, als wie durch die Ausführung. Er verstand es,
jene Momente, 1a welchem sich der Mensch mit voller Seele ei-
nem bestimmten A ekte hingibt, auf das lebendigste zu fassen und
durch Contrastc den Hauptgedanken höchst sinnreich hervorzuhe-
ben. "Seine Figuren handeln, als wenn sie _von Niemand beobach-
tet vvurden, sie sind init ganzem Geiste bei ihren Zwecken, und
gei ihm salg iräanhäinnzuiitd Bedeutiing hlawei, eiilile bAufgabz
ie in seinr ru _rn ei wenige egri en. enige a en auc
die menschliche Fivur in allen ihren Formen, Bewe unven und
v .55 v
Lebensaussei-ungen so grundlich durchstudirt und mit so viel Si-
lcherheitl nachgebildet, wie Langer, und als Colorist ist er nicht
minder mit Auszeichnung zu nennen.
Schon in den" achtziger Jahren hatte Langer eine Reise durch
Holland und die Niederlande unternommen und seine Ansichten
bei lßetrachltunä bhedeiätenderNSaliiimluiägen nlnd an öffentlichen
Werten vie ac ereic er . oc eln ussreic er jedoch war für
ihn und die Iiunst seine iiii Jahre 1798 vollzogene Reise nach Pa-
ris. Hier konnte er sich damals dem langei-sehnten Gennsse der
Werke RaiihaePs, Correggios und anderer grossen Italiener hin-
geben. Raphael war ihm von nun an. daä Idöal dir Vollkommen-
heit und gerade, weil er ihn dort, in er mge ung des Llerr-
llClldllßll aus dein Alterthum erkannt und crgruiidet, Waren iliin die
grossen, unerreichbaren Verdienste dieses Scßlßümalers so klar ge-
worden, dass ihm uher das eigentliche Ziel. der liunst kein Zwei-
fel mehr in der Brust hlieb. Seine ldügßlälemng für den _VVeg,
den Raphael eingeschlagen, und durch seine Werke als den richtigsten
nachifevviesen, erzeugte iii ihm ein rastloses Streben, auch recht viele
Schii er auf diesen Weg zu führen, Wie angemessen für ihn und
wie erfreulich für die Iiunstwvar daher der Ruf, den er im Jahre
1806 nach München erhielt, um daselhst ein Institut zu gründen
und zu leiten, welches den Schlussstein der Nationalerziehun für
Bayern bilden sollte. Mit diesem Rufebeginnt die zweite Lebens-
periode Langerß, und beinahe zwanzig Jahre lang dauerte sein
Wirken als Vorstand einer mit der tiefsten Einsicht in das Wesen
der Erziehung organisirten, mit königlicher Grossmuth ausgestat-