Lanfrnnco ,
Giovanni.
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heit und Kraft zugestehend, auf der andern ihn als Grohmalcr, als
Schmierer erklärend. Jedenfalls ist Lanfranco ein Mann von gros-
sem Talente, das er leider nur nicht zum Frommen ächter Kunst
angewendet hat. Die Werke seiner früheren Zeit sind indessen
jenen der spEitern vorzuziehen. Er arbeitete meistens sehr-schnell,
nur auf den Erwerb. Seine Preise waren deinnachnngeheuer, seine
Verschwendung aber noch grösser. Das Gliick und die -Mode hatten
ihn zum grossen Herrn gemacht, nach dessen Gunst alle liiinstler
Streben mussten, wenn sie bei Zeiten etwas gelten wollten. Was
Cavaliere Lanfranco mit Beifall belohnte: Ward. Illlellthülbßn ge-
priesen.
Lanfranco genoss in Rom ein glänzendes Daseyn, und von da
aus gingen seine Bilder in verschiedene Cabinette uber. Das Haupt-
werk in Rom bleibt aber die Ilimmelthhrt Mariii mit der Glorie in
der Kuppel in S. Andrea della Valle. Da musste er alle Iiräfte zusam-
men nehmen, uin gegen seinen Nebenbuhler Doininichino nicht im
Nachtheil zu erscheinen. Diese Kuppel stellt einen unermesslichen
Raum des Himmels dar, und endiget sich mit einer Gloria, deren
Licht sich von der Hauptfigur des ewigen Vaters ergiesst. Man
zählt da 50 Palmen hohe Figuren, die von unten hinauf in natür-
licher Grösse erscheinen. Die Farben sind mit Schvväiiimen aufge-
getragen, ein Auge erscheint in der Nähe wie ein grosser Fleck,
und dennoch zeigt es sich unten in seiner wahren Gestalt. Lan-
frnncu pflegte desswegen zu sagen, die Luft male für ihn. Ein
Werk, dass noch mehr der Vergänglichkeit trotzt, als diese Kup-
pel, ist die Mosaiktafel auf dem Altare della Navicella iii der St.
Peterskirche zu Rom. Sie stellt nach seinem Gemälde den hl. Petrus
dar, wie er mit dem Erlöser auf dem stürmischen Meere wandelt.
Die Väter der Gesellschaft Iesu hatten ihn durch ihre Freigebig-
keit veranlasst, Rom zu verlassen und seinen Aufenthalt in Neapel
zu nehmen, wo sie ihm die Ausmalung ihrer Kirche übertrugen.
Alle neapolitanischen Künstler versammelten sich nun unter der
Kuppel, wo Lanfranco auf einem hohen Gerüste seine Vision des
Paradieses schuf, welche den Ruhm seiner Kuppel von St. Andrea
in Rom iiberstrahlen sollte. Alle waren eifrig bemüht, die Auf-
merksamkeit dieses liiinstlers auf sich zu ziehen, entweder durch
persönliche Verdienste, oder dadurch, dass sie die Talente seines
unsterblichen Nebenbuhlers Dominichinds verschrieen. Die niedrig-
sten sowohl, als die höchsten neapolitanischen Maler suchten seinen
Beifall für ihre Werke zu gewinnen, oder bemiihten sich, von
ihm ein Belobungsdekret für ihre besondere Manier zu erhalten.
Nur einen darunter gab es, den Armuth und Stolz von dem Iireise,
der das Malergeriist Lanfrancifs uingab, entfernt hielt: Salvator
Rosa, der, obgleich schon durch seine kecken Skizzen bekannt,
nur bei dem unbedeutenden Namen il Salvatorello genannt wurde.
Jene verhängnissvollc Kapelle kostete mehreren Malern Ehre und
Leben: Annibale Carracci, Arpino und Guido Reni mussten flie-
he"? des letztern Schüler, Gessi wurde mit seinen Genossen auf
eine Galeere gelockt und entführt, uricl Doininichino floh, liain
Wieder, starb aber daraufvor Aerger oder an Gift. Die Anstifter
dieser Kabalen, Belisario und Spagnoletto, mussten aber diese
liapclle dennoch dem Lanfranco aus Parina iiberlassen;_ denn jener
fiel siCll vom Geriiste zu Tode, und dieser, dem seine _'_1'ochter
entehrt wurde. verschwand über's Meer. In Nßäpßl schnmckte er
auch die 'I'ribuiie im Tesoro di S. Gennaro, und dazu hainen noch
einige andere Lfribunen und Kapellen-in licm und Neapel. Es
wurde ihm dafur der höchste Ruhm zu Theil. Paul V. und Urban
Vlll. überhäuften ihn mit Ehren 11ml Glllßm- Lelllßfßr ertheilte