Volltext: Keyser - Lodewyck (Bd. 7)

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Lanfranco , 
Giovanni. 
franco habe in dem, was die Himmelsidee betrifft, das Höchste erreicht, 
sowohl im Einklange des Ganzen , als in Vertheilung der Farben , in 
den Theilen, in der Kraft des Helldunlsels u. s.w. Die Urtheile über 
.Lanfranco sind überhaupt verschieden; die Aelteren preisen ihn un- 
endlich, Neuere betrachten die Sache mit grösserer Ruhe, und da 
verschwindet die Begeisterung, welche bei oberflächlicher Betrach- 
tung seiner Werke entstehen könnte. In Lanfrancifs Werken, 
sagt von Quandt in einer Note zu Lanzi's Geschichte III. 120, Zeigt 
sich schon wieder der Rückschritt der Iiuiist zu einem blos hand- 
werksmässigen Streben, durch Geschiclilichlseitmnd leichte Mittel 
Wirkung und Aufsehen zu machen. Daher die schroffen Gegen- 
sätze von Hell und Dunkel, die Gruppiruiigen nach Schullehren, 
aber nicht, wie die darzustellende Handlung solche erfordert, die 
Verliiirzungen ohne Noth, blos um ein Zeichnungslsunststück zu 
machen, die nichtssagenden Gesichter bei aller Spannung der 
Züge u. s. w. Selbst das Studium der Natur zeigt sich in Lau- 
franco's Bilder vcrnachliissiget, und CarraccPs Gründlichkeit und 
Strenge fing an zu verschwinden. Auch in der erwähnten Beschrei- 
bung Roms von Gerhard, Biinsen u. a. ist Lanfranco strenger be- 
urtheilt, als dieses früher geschehen. Die gelehrten Verfasser er- 
kennen in seinen Werken den Uebergang von der Cai-raccischen 
Schule zu derManier des Pietro da Gortona, indem Lanfranco 
in Darstellung der Form mehr den Schein als den richtigen Ver- 
stand derselben suchte, und vornehmlich nach Effekt des Ganzen 
durch erltiiiistelten Gontrast in Stellungen, Gruppen und Beleuch- 
tung strebte. In der Oelmzilerei zeigtdieser Künstler, wie Quer. 
cino, die dunkle Manier des Carravaggio. Scin mcistes Verdienst 
sichern ihm seine auf nassem Mörtel gemalten Kuppeln. Die Ur- 
theile über Lanfrancds Verdienste sind also verschieden, und 
wie gesagt, in früheren Schriften ist er meistens sehr gerühmt. 
Mengs erkannte schon, dass Lanfranco mehr den blossen Schein, 
als die feineri Grundsätze Correggids , seines Vorbildes, in Ver- 
theilung der lVInssen und der Bewegungen, erreicht habe. Den- 
noch glaubte Mengs, dass er dem geschmackvollen Style der neueren 
Schule zur Richtschnur gedient habe , was Lanzi bestättiget. Mengs 
betrachtet ihn auch als den Erfinder jener theatralischen Gattung, 
welche die Gegenstiindcnkunstlich so zu ordnen weiss, wie sie (10111 
Auge gefallen. VVir niussen bei dieser Gelegenheit auch auf die 
Bemerkungen in Gothe S Winckelniann aufmerksam machen. Lanzi 
finde: in seinen Werken zu viel dlewunderungswurdiges, um] des. 
sen Urtheilen hat Quandt die obige Bemerkung entgegensetzt. So 
wie Lanzi, beurtheilt ihn ohngefähr zillFh Fuß]? 311 seinem raison- 
nirenden Verzeichnisse, und der Lexikograph P1195]? meint, sein 
Namensvetter hätte die Sache am Besten getroffen. Das gewöhn- 
liche Urtheil, welches man in verschiedenen Handbüchern liest, 
geht ungefähr dahinaust Lanfranco hat einefruchtbare und reiche 
Einbildungsliraft; er erfand mit mehr Leichtiglißlt, als Scharfsinn; 
er zeichnete im grossen Style, doch nicht immer correlit; seine 
Köpfe haben lmlllßlf etwas Grossartiges, doch wenig Grazie; die 
Draperie ist mit Geschmack behandelt,  edel und breit im Wurfc; 
das Helldunkel ist von nngemeiner Wirkung; Licht- und Schat- 
tenmasse wohl vertheilt; die Farbe yerschinolzcn, harmonisch, 
wenn auch nicht heiter, in der Carnüllßn nur öfter schwarz; da- 
gegen rühmt man wieder die Meisterschaft in Verkürzung) die 
Gegensätze der Figuren und Theile, die Gewandtheit des Pinsels, 
die Kühnheit, mit welcher er zu Vyßfltß ging u. s. W- Watelet 
und Levesque behandeln ihn aber mit Bitterkeit, wenn sie sagen: 
Il dtait grand, hardi, inais sirapassö, ihm auf der einen Seite Gross-
	        
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