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Landolt ,
Salomon,
Tages in Anspruch. Er suchte auch das Cantonmilitär neu zu or-
ganisircn, und dabei bekleidete Landolt die Stelle eines Haupt-
manns. Doch wäre er gerne in preussischc Dienste getreten, was
ihm aber nicht glückte, obgleich der König und Ziethen ihm ge-
wogen waren. Mittlerweile wurde er Landvogt in Grcifensee, aber
als solcher zog er sieh wegen seiner Strenge häufig Tadel zu, und
nach Ablaufseiner Aintsverwaltung musste er sich dahcraufein Land-
giitchen zurück ziehen, bis die Revolution ihn wieder auf den Schau-
platz rief. Er wurde zum Anführer der Truppen ernannt, welche
Zürich der, von den Franzosen bedrohten, Stadt Genf schichte,
und die Neufranlten waren beständig der Gegenstand seines Hasses,
was ihm Gefahr brachte, als die Repulikaner die Bussen und Oc-
sterreicher vertrieben hatten. Er floh, damals Landvogt zu Egli-
6111i, nach Schwaben, kehrte aber 1303 wieder zurück. 11m1 wurde
dann Mitglied des grossen Bathes und Oberst ÖCP Ziirclier
Seharfschiitzen, so wie später Präsident des Zunftgerichtes Windiw
kon. In der Folge zog er sich nach Zürich zurück, und als es
ihm hier nicht mehr gefiel, begab er sich zu Freunden auf das
Land. Sein Vermögen war geschmolzen, und so musste ihm die
Kunst hiilfreiche Hand leisten, bis er endlich 1818 starb. Wer
diesen Mann noch näher kennen lernen will, der lese: Salomon
Landolt, ein Charekterbild nach dem Leben gemalt, v. D. Hess.
Zurich 1820, oder Zeitgenossen, neue Reihe Nr. VI.
Alles lebt und wimmelt in seinen Darstellungen, die aber kei-
neswegs Produkte einer regellosen Phantasie, sondern durchgehende
mit Sachkentniss auf die Beschaßenheit der Gegend berechnet sind.
In seinen frühern' Schlachtstiicken behaupten jederzeit seine ge-
liebten Preussen das Feld. Seit der Revolution stellte sein Pinsel
den Franzosen, Oestcrreicher und Russen entgegen, aber vielleicht
nicht einmal liess er Franzosen als Sieger auf dem Hamnfplatze er-
scheinen. In diesen Darstellungen unterscheiden nicht nur die Uni-
formen jede Nation, sondern die Völker sind auch nach der charak-
teristischen Abweichung ihrer Gesichter, ihrer individuellen Hal-
tung, so wie auch in Verschiedenheit ihrer Pferderacen unverkenn-
bar und nach dein Leben aufgefasst.
Auch LandolFs Jaädstiicke sind nicht minder planmässig als seine
militärischen Darste lungen angelegt. Aber nicht allein das wilde
Iiriegsgetiimmel und das Vergnugen deeJagd stellte der Künstler
dar; sein erfindungsreieher Geist liess sich auch an Gegenständen
von milderer Gattung nicht unversucht. Auf unverheerten Feldern
wandeln mitunter friedlich seine Krieger. Sein Vollmond schwebt
über stille liebliche Gründe dahin, in welchen zerstreut, in Imagi-
schein Helldunkel das Vieh weidet, oder der Mund geht über ei-
nem glatten See auf, oder er schwebt hinter einer meosbeltleideten
Kapelle hervor u. s. w. In allen diesen Stücken herrscht der wah-
reste Nachtton. Uebcr seine Landwhaf; ist meistens eine wohl-
thE-itige Harmonie verbreitet. Seine Meisterin war die Natur," die
er in Wald und Feld täglich beobachtete. Er belauschtc Sturm
und Gewitter, betrachtete die Kämpfe der Elemente, und zu
Feuersbrünsten g-aloppirte er Sllllldßllwllllli uiii heim Iiathen und
Helfen auch den malerischen Effekt des Brandes zu studiren. Hatte
er ein Gefecht in der Arbeit, so mussten seine Knechte in
Mangel und Uniformen sich vor ihm hinstellen, oder als Verwun-
dete über einander hinstürzen. So suchte er überall seine natür-
lichen Vorbilder, nur in der Beleuchtung genügte ihm die ein-
fache Natur nicht. Eine gewöhnliche Beleuchtung liebte er nicht;
er Wusste auf meisterhafte Weise den Eindruck der von ihm dar-