148
Kmfft ,
Adam.
Iiradfs Bildhauerarbeiten und-zugleich eine der bedeutendsten flillt
in's Jahr 1490. Die sieben Wandsäulen mit den Darstellungen der
Leidensstationen des Erlösers von des Stifters Martin KözePs Haus
bis zum Kirchhof St. Johannes, und an demselben die drei grossen
Itreuze, den Calvarienberg vorstelleiid. Dieses Werk besteht aus
sieben Hautreliefs, in denen Iii-afft seine grosse liiinstertahrenheit
an den Tag legte. Die Breite beträgt mit den beiden einschlics-
senden Seitenpfeilern 6 Fuss 5 Zoll, die Höhe 5 Fuss. Bewunde-
rungsiviirtiig bleibt die Geschicklichkeit und Sorgfalt, mit der die
Fiisse der zuvorstehendeii Figuren ganz frei und los vom Grunde
ausgehauen sind, so dass man sie auch von der zweiten und dritten
dahinterstehender Personen ausgearbeitet findet.
An der Ausseiiwand der Sebaldushirehe, dein Rathhause gegen-
iiber, durch Gitter und kupferncs Obdach sorgfältig verwahrt, ist
die grösste, der Figurcnzahl nach reichhaltigste, dem Iiunstwerlh
nach auch wohl die vollendetstc unter Iiralffs Arbeiten. Nach einem
Theile der Darstellung nennt man diesesdrlautreliel" niii- die Grab-
leguiig Christi. Zu beiden Seiten ist aber auch die Abführung des
Beilandes zum Iireuze und die Auferstehung dargestellt. Murr
nahm ohne Grund nur die Grablegung als IirafTUs Werk an. Der
mittlere Theil des Iiunstwcrltes misst 18 Fuss in der Länge, die
beiden andern an den Seitenwänden der zwei Pfeiler jeder 8 Fass,
die Höhe des Ganzen g Fuss.
Sebald Schreyer, der fromme und reiche Iiirehenmeister bei St.
Sebald, ist der Stifter dieses Iiunstclenknials, welches um 1492 er-
richtet wurde. Dieses Hautrelief ist das besterhaltene von Iii-afffs
Werken'und trägt noch Merkmale stattgefundeiier Bemalung. Ein
anderes Relief (1496) von Meister HiaPft befindet sich jetzt über
einem Nebenaltare in der Scbalciusltirche. Es stellt eine Iireuz-
tragunlä vor; ehedem befand es sich auf der Mauer des Stadtgren-
beiis. ie Breite des Reliefs beträgt 5 Fuss 9 Z., die Höhe 5 Fuss.
In den Jahren 1496 bis 1500 verfertigte Krafft das berühmte-Sakra-
menthäuslein in der Lorenzer Kirche, welches Hans Imhof mit einem
für jenes Zeitalter bedeutenden Kostenaufwand von 770 Goldgulden
stiftete, nach unserm Geldc über 5000 Gulden. Neudiirffer, Sam]-
rart, und alle folgenden geben an, dass Brafft eine sonderbare
Wissenschaft gehabt, die harten Steine zu_ erweichen und in die aus
Leimen und gestossenen SlIGIFICII zubereiteten Formen zu giessen,
und dann wieder zu härten. Gestutzt auf das alte Zeugniss ward
das Sakramenthäuslein von allen, die es bisher beschrieben, für
ein Werk gehalten, bei welchem Iirafft von dieser Kunst Gebrauch
gemacht habe. Nach der neuesten Untersuchung ergab sich aber,
ass das Kunstwerk von festem klarem Steine zierlich und kunst-
reich gehauen, nicht hlos die Basreliefs daran im ersten und zwei-
ten Absatze und die übrigen Figuren, sondern auch cli'e Zier-reihen
und Bögen, die dem Ganzen einen solchen reichen Schmuck ver-
leihen. Das in allen frühem Beschreibungen angegebene Höhen-
maass von 64 Fusis trilft bis auf etliche Zolle zu. Dieser zierliche
Tabernaekel ist mit Aesten, Pfeilern, Säulen und goihischen Thürm.
chen geziert, nebst Darstellungen aus den Lebeiisereiguissen Jesu,
Welche sich auf das Abendmahl beziehen; er spitzet sich nach und
nach mehr und mehr zu und höret zuletzt in einem Blumenstengel
auf, der gleich einem Bisehufsstabe gelsruuimt ist. Das Ganze stii-
tzen IiraHt und seine zwei Gesellen; lebensgrosse Figuren, an jeder
Seite eine, an denen Zeichnung und Ausdruck gleiches Lob verdienen,
Ein in dieselbe Zeitperiode tallendes Werk Hrafffs befindet sich
über dem grossen Einliihrthore der eheiualigcn Frohn oder soge-
nannten kleinen Waage, vom Jahre 1497. Es stellt; eine Kaufmanns-