Volltext: Keyser - Lodewyck (Bd. 7)

Krafft, 
Adam. 
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man mit ziemlicher Gewissheit sein Geburtsjahr ohngefähr um 1430 
verinuthen. Auch ist nirgends bestimmt angegeben, aber auch nir- 
gends ein Zweifel darüber, dass er aus Nürnberg gebürtig gewesen. 
Es ist also glaubhaft, dass Geburts- und Aufenthaltsort ein und der- 
selbe sind. So wissen wir gleichfalls nicht, ob auch sein Vater ein 
Steinhauer war, und er uni deswillen sich diesem Geschäfte wid- 
mete, oder ob ihn blos eigene Lust und der innere Drang des sich 
nie verliiugnenden Genius darzu führte, oder wer sein Nleister war. 
Ebenso lässt sich blus vermuthen, er habe sich auf Wanderungen 
als Steinnietzgeselle zu den bedeutendsten Baubiitten, wie z. B. 
in Mainz oder Strassburg, gewendet, und dort zum Künstler gebil- 
det. Das Jahr, wo er zuerst als Iiiinstler in Nürnberg anftrat,. 
kann man nach dem Datum seines frühesten Werkes um 1462 an- 
nehmen. Diess ist der Giebel des Miehaelischors über der Ein- 
gangs-llalle der Frauenkirche, die freilich nur ein Steinmetzen- 
und liein eigentliches Bilclnerwerk war. In der darauf folgenden- 
Zeit mögen ihn Arbeiten in Privathäusern beschiiftiget haben, und 
erst in der letzten Periode seines Lebens, von 1490 an, zeigte er 
sich als Bildhauer, und hatte die Reife in seinem Fache erlangt, 
die sich in früheren Jahren noch nicht entwickelt darstellt. Um 
desto bewundcrungswiirdigci- aber verdient sein Talent zu heisscn, 
da sich erst im späten Mannes- und Grcisenalter alle die wahrhaft 
bedeutenden Leistungen dieses Meisters zusammendrängen, welche 
ihm einen bleibenden Ruhm als Künstler sichern. Unermüdlich im 
Studium seiner Kunst übte er noch in seinem Alter sich alle Feier- 
tage mit Peter Fischer und Sebastian Lindenast im Zeichnen; von 
einem nähern Verhältnisse init Albrecht Dürer oder Wilibald Pyrk- 
heimer ist keine Spur, wvorin nicht mit (Jnrechtiein Zug von Kraiflfs 
zurückhaltenden etwas eigenwilligem Charakter zu suchen ist, der sich, 
wie aus Neudörßefs Nachrichten hervorgeht, besonders darin zeigte, 
dass er nur den ungebildetsten Handlaugern und nie den igesehicla- 
tercn Gesellen fleissigen Unterricht in seiner Iiunst gab. Aus eben 
diesem, jetzt auch gedrucktem, Manuscripte erfahren wir auch, dass 
Iiraift die Fertigkeit besessen habe, mit der Linken, wie mit der 
Rechten zu arbeiten; ferner, (lass er sich zum zweitenmal mit einer 
Wittwe verheirathet habe, die sich, obgleich Magdalena getauft, 
ihm zu Gefallen Eva nennen musste. Ebcndaselbst zeigt sich aber 
ein Irrthum in der Jahrcsangabe in Hinsicht seiner zweiten Ver- 
heirathung". So wenig als 1507, was sein wenigstens angenornmencs 
Todesjahr ist, als 1570, was durch einen Druckfehler bei Sandrart 
steht, sondern ohne Zweifel 1470 feierte er seine zweite Vereheli- 
chung, doch scheint seine Ehe kinderlos gewesen zu seyn, und seine 
Frau vor ihm das Zeitliche gesegnet zu haben, woraus sich das ver- 
einsamte Ende Iiradtts iin Spital zu Schwabach begreifen lässt. Ucbri- 
gens hielt man damals den Aufenthalt im Spitale gar nicht für enteh- 
rend, ja man kaufte sich sogar in ein solches ein, um im Alter 
aller Sorgen fürLebensunterhalt und alles andern iiberhoben zu seyn. 
An der Spitze seiner Arbeiten steht der Giebel des Mi  
chaelischors vom Jahre 1462. Zu welcher Zeit und wie vielen 
Antheil Hrafft daran hatte, darüber herrscht in den Nachrichten 
grosse Yerwirrung und Unbestimmtheit. Einige schreiben das garllß 
Portal ihm zu, was offenbar unrichtig ist. Die andern, und an Ihrer 
Spitze Neudorßer, sagen, er habe das künstliche Messwerts" an den 
Vesperhildern gemacht. Unstreitig ist der Giebel mit den daran 
befindlichen Bildern und den zu dem Ganzen der hirche Passen" 
den Verzierungen die Arbeit dieses Meisters. Unter H. Heigleloifs 
Leitung wurden 1825 die kuustreichen Portale der Frauenlurche, 
die gßhr gelitten hatten, wieder hergestellt. Die truheste unter 
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