Volltext: Haspel - Keym (Bd. 6)

Hemling , 
auch Hemling , 
Hans. 
lYIemmeIin ck , 
91 
von Antwerpen lesen, so finden wir auch in dieser Stadt dem 
Hemling Werke zugeschrieben; nämlich die Darstellungenaus dem 
Leben des heiligen Rochus in der St. Jakobsliirche. Schnaase 
hält jedoch diese Bilder dieses Meisters unwiirdig- AllCh tragen 
sie die Jghrzahl 1517, während Hemling kaum den Anfang des 
IÖ- Jahrhunderts überlebt hat.' Auch ist nicht bekannt, dass er in 
Antwerpen gelebt habe; auf dem einen der Bilder aber sieht man 
den Thurm des Domes in Antwerpen und eine Säulenhalle des 
vormaligen Palastes der Inquisition, des jetzigen Justizgebiiudes. 
Die Wache, welche den Heiligen ins Gefzingniss führt, trägt die 
gelbe Kleidung der Wallonengarde, welche Antwerpen bis zu den 
neuesten Zeiten hielt. Der Maler dieser Bilder hat also hier ge- 
lebt, aber dieses ist Hemling nicht gewesen. 
Bis jetzt war von Gemälden Hemling's die Rede, welche theils 
die Niederlande, theils südlichere Gegenden bewahren, doch auch 
die Boisseredsche Sammlung, jetzt ein Theil der königl. Pinako- 
thek in München, hat herrliche Tafeln dieses hohen Meisters, deren 
Anblick jedem die Wahrheit dessen verbirgt, was zum Lobe der 
übrigen gesagt werden kann. Zwei Fliigelbilder in dieser Samm- 
lung, zu denen das Mittelbild fehlt, bildeten "mit diesem einen, 
auf das Abendmal Bezug habenden Cyklus. Auf dem ersten dersel- 
ben erblicken wir den Patriarchen Abraham, der an der Spitze sei- 
nes Haushalts dem Könige Melchisedech entgegcntritt. Die zweite 
Tafel zeigt uns den die Israeliten vom Hnngertode errettendeu 
Manna-Regen. Die Farbenpracht und der Effekt des Lichtes ist 
blendend. Ein anderes grosses Gemälde Hemlingk in dieser Samm- 
lung ist vielleicht die reichhaltigste seiner Epopeen, welche er 
je malte. Dieses Bild allein für sich bildet eigentlich eine ganze 
Gallerie, worauf sich 1500 verschiedene Gestalten entdecken lassen. 
Dieses Bild ist kaum eine Landschaft zu nennen, es ist die treueste 
Abbildung des Lebens und der Welt, ihrer Herrlichkeit und 
Pracht, ihrer Mühe und Arbeit. Dem unbewaihieten Auge kaum 
sichtbar, stehen im fernsten Hintergruude die weisen Könige des 
Morgenlandes, jeder auf seinem Berge, den wunderbaren Stern 
heobachtend. Sie ziehen herab, sie kommen näher und näher zu 
Lande, auf Strömen, wir sehen ihren ganzen Weg, ihr ganzes 
reiches Gefolge. Auf dem Calvarienberge sehen wir sie, wie auch 
die Legende es erzählt, alle drei, wenn auch auf verschiedenen 
Wegen angelangt, im nämlichen Moment zusamuientreden. Sie 
erkennen einander, sie erblicken Jerusalem zu ihren Füssen lie- 
gen, und eilen nun vereint weiter. Wir sehen sie auf Brücken 
über breite Ströme ziehen, wir sehen sie bei Herodes einkehren, 
der ihnen den Weg nach Bethlehem bezeichnet. Dazwischen geht 
das Leben der Bewohner des Landes immerfort den gewohnten 
Gang; die Leute säen, aerndten und tragen das Iiorn zur Mühle. 
Wir sehen Städte, Dörfer, Paläste u. s. w. Endlich erblicken wir 
IYIQ Vßrgrunde die Iiönige am Ziel, seitwärts eine unbeschreiblich 
rffflende Gruppe von Hirten, denen Engel das Heil der VVelt ver- 
lkllüden- Dann erblicken wir die heilige Familie auf der Flucht 
llaCh BgYPten, wir sehen die Krieger des Herodes, welche die 
Flüchtigen zu erforschen suchen; es folgt der Iiindermord zu 
Bethlehem, und so nach und nach alle Hauptepochen des Lebens 
und Leidens Christi, bis zu dem Momente seiner Himinellahrt- 
Nun folgt dle Allßgiessung des heiligen Geistes. Alle diese viele 
hundert: 91;: 1439111 einen Zoll hohen Figürchcn bewegen sich, 
gruppiren sich, in unbeschreiblicher Wahrheit; keinem fehlt es 
an Ebenmass und Ausdruck, alle, bisin die kleinsten Einzelnhei- 
teu, sind ausgeführt wie die feinste Miniatur. Nichts ist büßt
	        
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