Henxlin g ,
auch
lYIemling ,
Rlelnnlelinck,
Hans.
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sten" Wahrheit und höchsten Vollendung. Es finden sich Figuren
von allen Dimensionen, so klein, dass sie das nnbewaifnete Auge
kaum zu entdecken vermag, bis zur halben Lebensgrossc hinauf.
Auf dem allen Rand steht die Inschrift: Opus Johannis Hemling,
mit der zweifelhaften Form des H oder M, und die Jalirzahl 147g,
erst mit römischen Buchstaben, dann mit Ziffern.
Hennings Werk soll auch ein Bild seyn, mit der Inschrift: Si-
bylla Zambetha s. Persica an. ante Chr. 2040. Dieses ist xiicht die
Abtissin Sibylla Zambeth, wie J. Schopenhauer meint; Schnaase
sagt, die Sibylla sehe sehr schläfrig aus, sie sei übrigens sorgfäl-
tig, wenn auch nicht ganz mit der 'l'iefe des _Hcmling'sclien Colo-
rits gemalt. Dass Hemling dieses Bild als Reconvalescent ausgeführt,
dürfte nach Iieversberg nur auf einer aus dem geringerem Ver-
dienste des Bildes gefolgerten Verinuthung beruhen.
Im Versannnlungssaale des Hospitals St. Julian ist von Hcmling
ein Fliigelbiltiehen, welches auf der einen Seite die Jungfrau mit
dem Iiinde, auf der andern das Bildniss des jungen Mannes, für
den es gemalt ward, zeigt. Die heilige Jungfrau sitzt im blauen
Iileide mit rothen Mantel, reich mit Gold, Perlen nnd Edelsteinen
geschmückt. Die blonden Haare sind wallend, bewunderungswiir-
dig fein. Die Inschrift sagt, dass Martin de Newenhoven 1487
dieses Bild habe malen lassen.
In der Sammlung des Prinzen von Oranien zu Brüssel werden
ebenfalls mehrere Bilder dem Hemling zugeschrieben. Zwei grosse
Gemälde waren früher in Löwen, rund der Gegenstand ist aus ei-
ner Löwener Chronik, der sogenannten goldenen Legende genom-
men. Kaiser Ottos' Gemahlin hat einen edeln italienischen
Grafen mit unheuscher Liebe vergeblich verfolgt, und aus Rache
beschuldiget sie ihn ihres eigenen Verbrechens. Das erste Bild
zeigt den Kaiser auf dem Throne, neben ihm die Iiniserin und
Hofleute, und vor ihm den enthaupteten Grafen. Das zweite Bild
gibt die Strafe der Verliiuindung. Die Wittwe des Grafen hiilt
kniend dem Iiaiser das entseelte Haupt hin, und überzeugt ihn
von der Unschuld des Gatten. Iin Hintergrund erleidet die Kai-
serin den Flainmentod. Auf beiden Bildern sind die Figuren des
Vorgrundes fast lebensgross. Die Köpfe sind ausdruclisvoll,(und
Zeichnung, Anordnung und _Colorit haben manches an Hemling
Erinnernde. Das Ganze aber ist weniger erfreulich; die etwas ma-
gere Zeichnung und die geringe Biegung der Glieder sind an
den lebensgrossen Gestalten auffallend, und man vermisst den
Geist und die Wärme unscrs" Meisters. Nach einer neuerlich auf-
gefundenen Notiz sollen diese Bilder von D. Stuerbaut seyn. Aecht
Sind aber daselbst zwei lange schmale Bilder, jedes von fii-nf Ab-
theilungen, Scenen aus dem Leben des hl. Bertin vorstellcnd, frii-
llfr an einem Reliquien-Eiasten in St. Orner. Auch zwei Portraite
halt man für Arbeiten Heinling's, eines fiir sein eigenes.
D10 St- Peterskirche in Löwen enthält in einer Capelle des Chors
ein aus mehreren Tafeln zusammengesetztes Werk Hemlingk. Die
eine der Tafeln schildert die Marter des heiligen Erasmus, in der
Ausführung an den Tod Hippolyfs erinnernd. Die Seitentafelll
enthalten die Heiligen Hieronymus und Anton von Padua; dal'-
über das Abendmahl von höchst symmetrischer Anordnung. Die
Ziigedes Kopfes Christi sind noch die strengtypischen, und eristnach
alter Weise lehrend mit aufgehobener Rechte dargestellt. Johannei,
mit gefalteten Händen, hört ehrerbietig zu. Die Zeichnung ist
höchst zierlich, das Colurit frisch und zart, die Pinselfuhrung wie
Miniatur. Die damit verbundene Tafel der Junger in Eruaus ist