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Hemling ,
auch
iWIemling ,
Nlemmelinck ,
Hans.
belhauses, dessen beide kleinere Seiten, unter einem Spitzbogen,
'jcde ein Bild von etwa 7 Zoll Breite enthalten. Jede der langem
Seiten hat drei wenig breitere Bilder, durch kleine Pfeiler ge-
trennt und unter Rundbogen. Drei kreisförmige Bilder, ein grös-
seres zwischen zwei kleineren, sind auf jeder Seite der dachiihnli-
eben Bedeckung. Die Ö grössereu Bildender langen Seiten ent-
halten das Historische der Legende vom Zuge der Heiligen mit
ihren 11,000 Jungfrauen und ihren Tod. Die drei kleineren kreis-
förmigen Bilder schildern die Apotheose der frommen Jungfrau;
auf einer der Giebelseiten sehen wir Ursula als NIater pietatis
mit dem Pfeile in der Brust und auf der letzten Tafel bietet sie,
das Kind in ihren Armen, drei knienden Schwestern des Ho-
spitals Frucht und Blume. Die Ausführung der historischen Bil-
(lfir ist vollendeter als die der übrigen, auch gelingt dem Maler
die Zeichnung in Profil besser, als die der vorwärtsbliekenden
Gestalten. Baron Iieversberg gab ein eigenes Werk über diese Ge-
mäldeheraus. Die anderen Gemälde von Hemling, welche das Spital be-
sitzt, sind im Berathungszimrner der Vorsteher. Das erste enthält
In der Hanpttafel die Anbetung der Könige, von denen, wie ge-
wöhnlich, der älteste den Fuss des Kindes küsst, ein zweiter kniet,
der dritte steht. Durch das Fenster blickt ein ziemlich magerer
bärtiger Mann im Pelze mit der Krankemniitze des Hospitals, in
welchem die Tradition das Portrait des Malers sieht. Die eine
Seitentafel gibt die Anbetung der Engel; Maria selbst liniet anbe-
tend vor dem Iiinde und St. Joseph steht in siisser Freundlich-
keit. Vorzüglich schon ist die zweite Seitentafel mit der Darstel-
lung Jesu im Tempel, die an denselben Gegenstand auf dem
IFlyclPselien Bildein der Boisseredsche Sammlung erinnert. Der
hohe Priester sowohl als die Jungfrau und die heilige Anna sind
vortreffliche Gestalten. Die Aussensciten der Flügel zeigen Johan-
nes den Täufer und die heilige Veronilta mit dem Sebweisstuche.
Die Inschrift sagt, dass Jan Floreins, aliasxan der Ryst, 147g
dieses Gemälde habe fertigen lassen, und Ilezilling bezeichnete es
namentlich als sein Werk.
Das grössere Bild Iieinlings im Hospitale zu Brügge hat in der
Haupttafel die Vermählung der heiligen Catharina. Letztere ist
entfernt von Jdealisirung, aber voller Weiblichkeit und Zartheit.
Aber gerade darin findet Schnaase das Geheimniss derlVIeisters,
dass er den Ziigen. wie sie uns im Leben vorkommen, das Gei-
stige abgclauscht hat, was sie einnehmend macht, obgleich ihre
Form nicht gerade vollkommen schön ist. Maria, unter der Thron-
halle mit dem Kinds, ist weniger gelungen, vielleicht gerade weil
der Künstler sie erhaben darstellen wollte. Durch die Bogen der
Halle sieht man eine köstliche Landschaft, und unfern des Stro-
mes ist eine Stadt mit einem römischen Amphitheater. Die For-
lnen der Landschaft werden auf den Fliigelbildern fortgesetzt und
auf dieselben beziehen sich auch die zahlreichen Vorgänge, welche
der Meister in sehr kleinen Verhältnissen, aber auch in der sorg-
fiiltigsten Miniatur im Hintergrunde dargestellt hat. Rechts sehen
wir die Geschichte Johannes des Täufers, links die des Evange-
listen. Genauer beschrieben sind diese reizenden Bilder in den
niederländischen Briefen S. 355- Die eine Tafel zeigLuHS den
klaren Lebensgang eines heiligen, frommen Mannes, das Opfer ei-
nes schwachen Königs; in der anderen schimmert der geheimniss.
volle Glanz höherer Offenbarung aus dem nnbegrciflichen Dunkel
der Apokalypse mystisch hervor. Alle Figuren auf dieser 'I'al'el,
von der grüsstcn bis zur kleinsten, tragen das Gepräge der edel-