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Hemling,
Memling ,
auch
Memmelinck ,
Hans.
nannte ihn Memmelinck. Eines dieser Gemälde, welche der Bei-
sende alle näher beschreibt, trug die Jahrzahl 1470, ein anderes,
und zwar des Portrait Isabellens von Portugal, war seiner Aussage
nach mit der Jabrlahl 1450 bezeichnet. Dieses wEire denn frei-
lich das älteste von diesem Meister, das wir kennen, und sein
Dasein wäre ein wichtiger Grund gegen die sonst wahrscheinliche
Vermuthung, welche sein Geburtsjahr auf 1459 bestimmt, wenn
sich hier nicht eine abermalige Verwechslung des im 15. Jahrhun-
derts üblichen Zeichens der Sieben mit der römischen V ver-
muthexi liesse, so dass man 1450 statt 1470 las, welche Jahrzaltl
mit allem übrigen, was wir von Hemling wissen, vnllhümmen
übereinstimmt. Diese Gemälde sind wahrscheinlich längst unter-
gegangen. Doch aus ihrem einstigen, nicht zu bezweifelnden Da-
seyn, aus den Reminiscenzen die antiken DenltmälerVenerligs, aus den
Abbildungen des Colisäums und anderer römischer Alterthümer, welche
wirinHemlingE spätern Arbeiten antreEen, gehtwenigstens die höchste
Wahrscheinlichkeit hervor, dass erin seinerJugend Italiengesehen ha-
be. Vielleicht stand Hemling mitAntonello in Verbindung, dessen Be-
kanntschaft erin Brügge gemacht haben musste, und vielleicht kehrte
er nach einem Besuche bei ihm wieder nach Brügge zuruck, wo
er nach längst überstandenen Lehrjahren, zünftig und ansässig
war. Wenigstens spricht der Umstand für diese Vermuthung,
dass der anonyme Reisende Hemlingk Arbeiten nur in Venedig
und Padua antraf, und sonst in keiner italienischen Stadt.
Hemlingls Leben fiel in eine trübe. wilde Zeit, voller Streit und
Unheil aller Art, und auch er konnte ihrer fürchterlichen Ein-
wirkung nicht entgehen. Wahrscheinlich zog er, iin Gefolge _dcs
praclitliebenden Carl des Kühnen, gegen die Schweizer. Vielleicht
suchte Heniling, als Krieger gekleidet, nach_cler_Fliicht bei Gran-
son oder Murten die Heimath wieder auf, vielleicht that er auch
wirklich Kriegsdienste, nachdem er die Niederlage seines Fürsten
gesehen, und floh erst nach der unglücklichen Schlacht, die im
Jahre 1477 am 6. Februar bei Nancy geschlagen ward, in Noth
und Ungemach mitten im härtesten Winter nach Hause. Gewiss
ist es, dass um diese Zeit von Damm aus ein Krieger, krank und
entstellt", in ärmliche Lumpen gehüllt, durch die Thore von
Brügge hereiriwankte und das Mitleid der Bürger in Anspruch
nahm, die in ihm ihren ehemaligen Mitbürger und Zunftgenossen
nichterhannteri. Sieführten den Armenin das von dem Stifter zu sol-
chem Behufe errichtete Johannis-Hospital. Dort wurde er ver-
pflegt und geheilt, und der Genesene schmückte zum Beweis sei-
ner Dankbarkeit das Haus, das ihn aufgenommen hatte, mit be-
wunderungswiirdigen Gebilden, und mit frohem Erstaunen er-
kannte man jetzt in ihm den grossen Hemling Wieder. Viele Ge-
mälde gingen in diesem seinem Wohnort unter. des Meisters scho-
pferischen Händen hervor; viele sind in der Folge zergtrgut war-
den und untergegangen, doch vieles ward auch dort erhalten.
Von Brügge scheint der Meister nach _Lowen gezogen zu seyn,
und von da vielleicht nach Mii-aflores in Spanien, wo ein Juan
Flamenco erscheint, den die spanischen Schriftsteller loben-
Brügge ist diejenige Stadt, in welcher man Hemling vorzüglich
kennen lernt_und lieb gewinnt, denn hier finden sich noeh meh-
rere Blldßfflleses Meisters. In St- Salvatur ist von ihm dle Mar-
ter des hellxgen Hippolyt, ein etwa 15 Fuss hohes Flügebild, das
bei geschlossenen 'I'hüren die Heiligen St. Carl, Hippolyt, Elisa-
beth und Margaretha statuarisch grau in grau zeigt. Besonders