Heideloff,
Alexander.
Carl
Für frühzeitige Praxis sorgte inzwischen das Schicksal selbst:
Heideloll musste seinen erblindeten Vater als lYIaler und Dekora-
teur unterstützen, ja theilweise ersetzen, und diese an sich
traurige Veranlassung erweiterte des jungen Künstlers Kennt-
nisse imiFache der Architektur bedeutend. Eben dieser Um-
stand, verbunden mit glühender Liebe zur deutschen Heimath,
wirkte entscheidend auf des Künstlers Kunstrichtung ein; Während
andere Iiunstgenossen im Auslande sich umhertrieben, und nur
zu oft als Folge unreifer Wanderschaft die geistig unerfasste
Auslandskunst in verdorbenen, oder missverstandenen Formen zur
lleimath trugen , sah sich Heidelolf auf die Betrachtung deutscher
Dome, Klöster, Burgen und Städte beschränkt, und ward so, diese
Gebilde immer tiefer seiner Phantasie einprägend, einer der Wie-
derhersteller und eifrigsten Beförderer des altvaterländischen oder
altdeutsehen Baustyls. Entgegen dem alten Spruche, dass das
Land der Kunst, das Vaterland des Künstlers sei, behauptete
lieidelotf die umgekehrte Regel, dass nämlich ohne Vaterland kein
wahrer Künstler, ohne Nationalität oder Uebereixistimmung mit
dem Charakter des Landes und seiner Bewohner keine dauernde Kunst
sei. Er sah die Italiener italisch, die Franzosen französisch bauen,
und fand es grundlos, dass Deutsche eines deutschen Baustyles
entbehren sollten. Darum suchte er das aus der Vergangenheit
noch Bestehende zu erhalten, oder auch in zweckgcmässen Verbes-
serungen der Gegenwart anzupassen.
Die Zeit NapoleonÄs konnte solcher Ansicht und Bestrebung
kein günstiges Feld bieten, dagegen erhob aber der nun neu
beginnende Aufschwung Deutschlands auch die Tlhatlsraft und
IlolTnung deutscher Künstler. In seinem Geburtsurte nicht hin-
reichend erkannt, folgte Heideloß einem höhern Hufe nach Co-
burg, von wo ihn nach fünf Jahren ununterbrochener Thätigkeit
ein sehr ehrenwerthes Vertrauen als städtischer Conservator und
Architekt, dann als Professor an der polytechnischen Schule in
die ehrwürdige Vaterstadt Albrecht Dürer's führte.
Hier, in der alten Noris, welche Stadt ihn vor allen andern
besonders anzog, ging dem Künstler ein neues Leben auf. Zahl-
lose Denkmälerwler deutschen Vorzeit sahen auf ihn, der
Iiunstsinn vermügender Bürger erweiterte seinen praktischen
Wirkungskreis, und dazu kamen noch die vielen städtischen Re-
staurationen der Kirchen St. Sebald, St. Lorenz, St. Jakob, St.
Egydien; der heiligen Geist, der Frauen, und St. ÄMartha-lilrche.
Auch viele altdeutsche Bauten sind von seiner Angabe. V
Der mittlerweile immer weiter dringende Iiünstlerruf HeidelofPs
brachte nun viele Aufträge und Bestellungen ein, und unter den
mehrfachen Beweisen eines solchen Vertrauens zählen wir hier
nur die unserm Künstler von dem erhabenen Kenner und Be-
-schützer der Kunst, dem König Ludwig von Bayern übertragene
Restauration des berühmten Kaiser-Domes zu Bamberg, der M0-
ritz-Iiapelle zu Nürnberg, welche zu einer Gallerie altdeutscher
Gemälde" eingerichtet wurde, und die königliche Burg, welche von
dem König und der Iiöniginn zu ihrem Absteig-Quartier er-
wählt, durch HeideloE in der kurzen Zeit von vier WfJChen,
zum Erstaunen Aller gganz im alten Style, getreu übereinstim-
mend mit dem Ganzen, zur würdigen Aufnahme der aller-
höchsten Giiste hergerichtet wurde. Erwägt man, dass das l-ler-
ßugpeigsefl alter iEinrichtungen, das Wegschaßen der Gemalde,
Modelle, etc. der Kunstschule, von jenengegebenen Zelt wic-
der zwßlf Tage wegnahm, so bleibt die, m )eder Hansgclit zur
allerhöchsten Zufriedenheit gluckllch gelöste Aufgabe ein lriumph