Heideck,
Wilhelm
Carl
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technischen Fertigkeiten zu vergrössern und zu befestigen. Indes-
sen war damals die Zeit, in welcher durch den französischen Pie-
volutionslirieg, der seinen Schauplatz leider nun auch in Deutsch-
land eröffnet hatte, jedes jugendliche Geniiith zum Iiampfe mäch-
tig angeregt wurde; und so entschieden auch. Zeitvcrhaltnisse und
Neigung über Heideclfs kunftige Bestimmung. Er setzte seine hö-
herenßtuclien nicht mehr weiter fort, ging auf keine Universität,
sondern wandte sich 1301 nach München, um in der damaligen
Militärakademie sich zum Krieger zu bilden. Ein minder ausge-
zeichnetes Iiunsttalent würde unter solchen Verhältnissen, nach
dem Bekannten: inter arma, silentmusae, wenn nicht für die Kunst
völlig untergegangen, doch gewiss nur auf halbem Wege stehen
geblieben seyn; allein Heideck wurde gerade auf dieser Laufbahn
das, was er ist, und in so ausgezeichnetem Grade. _ Da er schon
mit reichen und gründlichen Vorkenntnissen im Gebiete der VVis.
senschaft in die Militärakademie kam, konnte er sogleich in die
höchsten Classen Vorrücken, und hatte den Gewinn, neben der
Erlernung nöthiger Iiriegswissenschaften manche Stunde auf die
Kunst verwenden zu können, theils um das Erlernte noch mehr
zu üben und sich vollkommener anzueignen, theils um sein Wis-
sen und liönnen in neuen Iiunstzweigen und Fertigkeiten zu er.
weitern. So machte er in der Architektur und der damit verbun-
denen Linienperspektive unter der Leitung des damaligen Profes-
sors J. M. Quaglio die- auffallendsten Fortschritte, staliirte zu die-
ser Zeit auch die architektonischen Zeichnungen seines hierin we-
niger geübten Lehrers mit passenden Figuren, und übte zugleich
das Studium der Landschaft unter der Anleitung des am genann-
ten Militärinstitute. als Professor angestellten Peter Iiäser; Er ver-
schmiihte weiterhin nicht, bei einem damals in München anwesen-
den Schweizer, mit Namen Hauenstein, auch im Gouachemalen
Privatunterricht zu nehmen, um neben der Tusch- und Aquarell-
Manier auch ein Darstellungsinittel in Farben mehr inne zu ha-
ben, da er bisher der Oelinalerei den erforderlichen Zeitaufwvand
noch nicht widmen konnte; WVas er inzwischen, und vorzüglich
im Jahre 1804, in Deckfarben ausfiihrte, waren Zeichnungen, und
darunter am liebsten architektonische von pikanter, oft mehrfach
contrastirender Beleuchtung. So trieb es nun Heideck bis zum
Jahre 1805, Wo ihn der Krieg zum Dienste der Armee forderte.
Er zog als Lieutenant der Artillerie ins Feld; und so war nun auf
einmal seine militärische Laufbahn eröffnet, auf welcher er sich
bald durch Wissenschaft und Muth Ehre, Auszeichnung und
schnelle Beförderung erwarb. Im Jahre 1806 wohnte er schon als
Oherlieutenant dem Feldzuge in Preussen bei, und 1809 stand er
gegen Oesterreich und Tirol. Im Jahre 1310 trieb ihn, seine
Iiampflust freiwillig nach Spanien und Portugal, wo er bis 1315,
jetzt in der Eigenschaft eines Hauptmannes, den französischen
Feldzügen beivvohnte und bei seiner Rückkehr eben recht zur
Schlacht bei Hanau kam. Hierauf 1814- zum Major befördert, ging
er nach dem ersten Pariser Frieden im Gefolge des damaligen
Kronprinzen Ludwig nach England, dann später zum Congress
nach Wien und endlich, nachdem 1815 der Friede Wieder herge-
stellt war, im Herbste des folgenden Jahres als Gränzberichtigungi-
Commissär zwischen Bayern und Oesterreich nach Salzburg. _Wäh-
rend dieser zehn Jahre eines unstäten, geräuschvollen und krie-
gerischen Lebens wurde Heideck der Kunst keineswegs entfremdet;
vielmehr ist. gerade dieser Abschnitt seines Lebens für Q1911 Inter-
essantesten .und lehrreichsten seiner künstlerischen Ausbildung zu
halten; denn hier war _er' gerade an die Natur angewiesen, von