Isabey ,
Johgnn
Baptist.
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liebsten, denn als Giinstlixig des Kaisers hatte er fielegenheit, in
der Nähe jegliche Beobachtung zu machen und mit Ruhe das Bild
zu entwerfen. Die Aufträge, welche ihm von verschiedenen Seiten
her zu Theil wurden, Waren so zahlreich, dass er vier bis fünf
Ateliers halten musste. Der Erwerb musste daher glänzend seyn,
und der Künstler konnte einen Pallast mit fürstlicher Pracht ein-
richten. Isabey verdient auch den Ruhm eines der ausgezeichnet-
sten lYIiniaturmaler. Seine VVerke sind öfter von lacdeutender
Grösse, immer aber ist die Zierlichlieit der Zeichnung, die Anmuth
des Pinsels und die Frische der Tinten zu bewundern. Der Kaiser
ertheilte ihm auch Titel und Ehren. Zuerst erhielt er den Hang
eines Peintre des relations exterieurs, dann wvurrle er Maler der
(Zeremonien, hierauf Cahinetsmaler des Iiaisers, Direktor. der Deco-
rationen der Oper, und als Napoleon seinen 'l'hron dem König-
thume überlassen musste, nahm ihn der liönig zu seinem Maler
an, und als solcher leitete er auch die Feste und Spektakel des
Hofes. Isabey ist auch Offizier der Ehrenlegion, Mitglied mehre-
rer Akademien etc.
Neben den Miniaturbildnissetl von Napoleon und seiner Familie
und jener des Iiaisers von Oesterreich hat man von Isabey eben-
falls solche von Ludwig XVIll. und von beinahe sämmtlichen
Souverainen Europe's. Isabey verfcrtigtc um 1805 auch die ersten
vollendeten Zeichnungen in der bekannten und beliebten Estampe-
Manier, welche sehr viel Aehnliches mit den punktirten Kupfer-
stichen hat, und zwar mit der damals ebenfalls neu erfundenen
Condcischen schwarzen Kreide. Seine Versuche waren so glücklich
und so ansprechend, dass sie mit allgemeinem Wohlgefallen auf-
genommen wurden. Ferner fertigte er viele Zeichnungen in Aqua-
relle und Sepia, und als Hanptwerke dieser Art sind zu nennen:
Die Revue des ersten Consuls, mit mehr als 50 Portraitliguren zu
Pferde, letztere von Vernct gezeichnet; die Zeichnungen der Iirö-
nungsfeierlichkeiten Napoleons; der Besuch des liaisers mit seiner
Gemahlin und anderen Personen in der Mannfalstur dcr Bruder
Seväncs zu Rouen, wo ihm ein Arbeiter vorgestellt wird, der 53
Jahre diente, 1804 ausgestellt; der Besuch des Iiaisers zu Jouy;
der Congress in Wien; die Stiege des Museums zu Paris, eine
meisterhafte Aquarelle; das maurische Arsenal; das Thal von Mont-
morency; Isahefs Iiahn etc. La Barque cklsabey ist eine reizende
Landschaft mit einem Flosse, auf welchem der Iiahu mit des liiinst-
lers Frau und dreien Iiindcrn dahin gleitet. Er'selbst rudert. Lan-
den (Annales I. 259) gibt einen Umriss von diesem Bilde.
Als Meisterstiick der Malerei auf Porzellain erklärte man die
Platte nach Perciei-"s Zeichnung, welche in der Mitte Napoleon im
Ornate vorstellt, und um ihn herum die Büsten der lllarschälle
und Generäle von Frankreich, welche die Divisionen der grussen
Armee während des Feldzuges von 1805 Cßmmillldifißll- Auch die
ganze kaiserliche Familie malte er auf eine grosse Porzellanplatte.
Ein reizencles Gemälde Isabejfs ist unter dem Namen La Tourelle
bekannt Ein Miniaturgemälde, Welches Napoleon in lYIalmaison
Vßßtßllt, ist von Godefroy und Lingee in Punktir-Manier bekannt
gemacht werden, und diese: Bild steht wegen der besonderen Achn-
lichkeil: des Kaisers im Ansehen. Es sind indessen alle seine Bild-
nisse Napoleons sehr ähnlich. In neuerer Zeit befasste er sich vor-
züglich mit der Aquarelle-lYIalerei.
lsabey hat auch mehrere Blätter lithographirt, Ölß mit grosscm
Beifalle aufgenommen wurden. Sie sind sehr zart behandelt und
von malerischer Wirkung. Solche sind in seiner Voyagc piitoresque
en Italic en 1822, 50 Blätter infol.