Volltext: Haspel - Keym (Bd. 6)

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Jones , 
Inigo. 
seinem zweiten Besuche in Italien eingesehen hatte, dass die Ar- 
chitektur durch das WVohlgefallen an Ueberladung auf Kosten der 
wahren Schönheit sich von der Reinheit der älteren VVeise ent- 
fernt hatte. Doch sprach auch ihn der Reichthixin der römischen 
Architektur anfänglich zu sehr an, und daher sind die VVerke sei- 
ner früheren Zeit nicht. frei von Kleinlichkelt, und er gefiel sich 
in reichen Ornamenten. Mit der Zeit wurde aber sein Geschmack 
geläuterter, und er sah ein, dass er damit angefangen, wo die 
Römer zur Zeit des Verfalles die Architektur gelassen. In Italien 
wendete. er sich zu den Ueberresten der Kaiserzeit und den spä- 
teren Werken des neuen italienischen Styls, aber in diesen weht 
der achte Geist der klassischen Architektur der Griechen nicht, und 
auch sein Vorbild Palladio oHenbaret nur zu oft, dass er denselben 
nicht in seiner Tiefe erkannt. Dennoch verdankt ihm die englische 
Architektur bedeutende Foxtschritte zum Besseren , zur klassischen 
Reinheit ist sie aber in jenem Lande bis auf den heutigen Tag noch 
nicht durchhiti gelangt. Auch Juigo Jones vermischte nicht selten go- 
thische Elemente mit jenen der späteren italienischen VVcise. S0 legte 
er in den Gebäuden italienischen Styls die Portale und andere Theile 
nach altdeutscher Art an, und diejenigen seiner Gebäude, welche 
das Gepräge der Grossartigkeit und Eleganz an sich tragen, mach- 
ten den geringeren Theil aus. So wie er anfangs der Ornamen- 
tik zu sehr hnldigte, so erscheinen manche seiner späteren Werke 
arm und gedrückt. Da, wo er sich dein Palladio am nächsten ge- 
haltenfist er immer noch am vortreiflichsten. Christopher VVren, 
der seine Bahn verfolgte, hatte einen feineren Sinn für Schönheit 
der Formen und tiefere Kenntniss der Mathematik, als Jnigo; al- 
lein auch er liebte fremdartige Zusätze. Abbildungen von Bau- 
werken jener Zeit findet man in Britton's Architectural Antiquities 
of greut Britain.   
Inigo Jones erscheint als freiwnltender Kunstler zuerst in Däne- 
mark. da ihn Christian IV. nach Copenhagcn xberlef. Hier lernte 
ihn Jacob I_. und die Königin Anna kennen, welche ihn als ihren 
Architekten mit sich nach Schottland nahmen. Auch Prinz Eduard 
bediente sich seiner Kunst, und nach dessen Tode ging er zum 
zweiten Male nach Italien. Nach seiner Iiiickkehr wurde er von 
dem englischen Hofe beschäftiget, doch wvnren die ersten Aufträge 
nicht gar glänzend. Er musste Geriiste bauen, Stonehenge (S. dar- 
über Passavanfs Iiunstreise in England) untersuchen und die St. 
Paulskirche ausbessern. Hierauf beschäftigte man ihn auf wiirdi. 
gere Art; er musste einen Plan zur Vergriissernng von VYbitehall 
vorlegen, Soniersethouse mit einer Capellc versehen und die präch- 
tigen Decorationen zu den glänzenden Wlaslseradeit lll YVhitchall 
angeben. Dann erbaute er den Pallas! des Grafen von Pcinbroke, 
Pishiobury in Hertfortshire und Thorney-Ahbey. Sein Antheil an 
dem Baue von St. John's College zu-Oxford und von Charltmi- 
house in Kent ist zweifelhaft. Als eines seiner besten XVerke er- 
klärte man das k. Galleriegebäude in YVhitehall, das aber nicht 
mehr steht. In London sind theils von ihm selbst, theils nach 
seiner Zeichnung gebaut: die Kapelle der Königin am Pallaste von 
St. James: Surgeonshall und der Bogengang vom Coventgartien 
mit der Kirche daselbst. Ambresbury in Wiltshire baute Webb 
nach seinen Planen, so wie Chevening. Dann baute lnigo Guners- 
bury bei Brentford, Lindsey-House in Lincolnsinnfield, Coleshill 
in Berkshire, Cobham-Hall in Kent, Grange, den Landsitz des 
Lordkanzlers Henley in Hampshire, und das Hospital von Green- 
wich erbaute Webb nach den hinterlasscnen Zeichnungen diese: 
seines Lehrers. 

	        
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