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Jones ,
Inigo.
seinem zweiten Besuche in Italien eingesehen hatte, dass die Ar-
chitektur durch das WVohlgefallen an Ueberladung auf Kosten der
wahren Schönheit sich von der Reinheit der älteren VVeise ent-
fernt hatte. Doch sprach auch ihn der Reichthixin der römischen
Architektur anfänglich zu sehr an, und daher sind die VVerke sei-
ner früheren Zeit nicht. frei von Kleinlichkelt, und er gefiel sich
in reichen Ornamenten. Mit der Zeit wurde aber sein Geschmack
geläuterter, und er sah ein, dass er damit angefangen, wo die
Römer zur Zeit des Verfalles die Architektur gelassen. In Italien
wendete. er sich zu den Ueberresten der Kaiserzeit und den spä-
teren Werken des neuen italienischen Styls, aber in diesen weht
der achte Geist der klassischen Architektur der Griechen nicht, und
auch sein Vorbild Palladio oHenbaret nur zu oft, dass er denselben
nicht in seiner Tiefe erkannt. Dennoch verdankt ihm die englische
Architektur bedeutende Foxtschritte zum Besseren , zur klassischen
Reinheit ist sie aber in jenem Lande bis auf den heutigen Tag noch
nicht durchhiti gelangt. Auch Juigo Jones vermischte nicht selten go-
thische Elemente mit jenen der späteren italienischen VVcise. S0 legte
er in den Gebäuden italienischen Styls die Portale und andere Theile
nach altdeutscher Art an, und diejenigen seiner Gebäude, welche
das Gepräge der Grossartigkeit und Eleganz an sich tragen, mach-
ten den geringeren Theil aus. So wie er anfangs der Ornamen-
tik zu sehr hnldigte, so erscheinen manche seiner späteren Werke
arm und gedrückt. Da, wo er sich dein Palladio am nächsten ge-
haltenfist er immer noch am vortreiflichsten. Christopher VVren,
der seine Bahn verfolgte, hatte einen feineren Sinn für Schönheit
der Formen und tiefere Kenntniss der Mathematik, als Jnigo; al-
lein auch er liebte fremdartige Zusätze. Abbildungen von Bau-
werken jener Zeit findet man in Britton's Architectural Antiquities
of greut Britain.
Inigo Jones erscheint als freiwnltender Kunstler zuerst in Däne-
mark. da ihn Christian IV. nach Copenhagcn xberlef. Hier lernte
ihn Jacob I_. und die Königin Anna kennen, welche ihn als ihren
Architekten mit sich nach Schottland nahmen. Auch Prinz Eduard
bediente sich seiner Kunst, und nach dessen Tode ging er zum
zweiten Male nach Italien. Nach seiner Iiiickkehr wurde er von
dem englischen Hofe beschäftiget, doch wvnren die ersten Aufträge
nicht gar glänzend. Er musste Geriiste bauen, Stonehenge (S. dar-
über Passavanfs Iiunstreise in England) untersuchen und die St.
Paulskirche ausbessern. Hierauf beschäftigte man ihn auf wiirdi.
gere Art; er musste einen Plan zur Vergriissernng von VYbitehall
vorlegen, Soniersethouse mit einer Capellc versehen und die präch-
tigen Decorationen zu den glänzenden Wlaslseradeit lll YVhitchall
angeben. Dann erbaute er den Pallas! des Grafen von Pcinbroke,
Pishiobury in Hertfortshire und Thorney-Ahbey. Sein Antheil an
dem Baue von St. John's College zu-Oxford und von Charltmi-
house in Kent ist zweifelhaft. Als eines seiner besten XVerke er-
klärte man das k. Galleriegebäude in YVhitehall, das aber nicht
mehr steht. In London sind theils von ihm selbst, theils nach
seiner Zeichnung gebaut: die Kapelle der Königin am Pallaste von
St. James: Surgeonshall und der Bogengang vom Coventgartien
mit der Kirche daselbst. Ambresbury in Wiltshire baute Webb
nach seinen Planen, so wie Chevening. Dann baute lnigo Guners-
bury bei Brentford, Lindsey-House in Lincolnsinnfield, Coleshill
in Berkshire, Cobham-Hall in Kent, Grange, den Landsitz des
Lordkanzlers Henley in Hampshire, und das Hospital von Green-
wich erbaute Webb nach den hinterlasscnen Zeichnungen diese:
seines Lehrers.