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Heemskerk
Biartin ,
ihm für eine Darstellung des jüngsten Gerichts den Tisch so lange
voll goldener Doppeldukaten, bis Heemskerk selbst ausrief, es
sei nun genug, was gewiss sehr spät geschah, denn der Meister
,war nichts weniger als uneigennützig. Seine grosse Liebe zum
Golde verleitete ihn sogar wenige Jahre nach dem Tode seiner
ersten jungen Frau ein altes sehr hässliches, dabei geistloses und
ganz ungebildetes Frauenzimmer zu heirathen, weil es ihm ein be_
eutendes Vermögen zubrachte. Allein nicht nur, dass sie ihm das LQ-
'ben verbitterte, so galt sie auch durch entdeckte Betrügereien für
völlig ehrlos. S0 war denn Heemskerk nach und nach zu einem
sehr grossen Vermögen gelangt, aber er verstand nicht die Kunst
sich seines Reichthums auf würdige Art zu freuen. Ueberdiess war
er unglaublich lurchtsam und ängstlich, so dass er sich, wenn die
Schiitzengesellscltaft mit Gepränge zu ihrem Feste durch die Stras_
sen von Harlem zog,'aut' die Spitze des höchsten Thurmes
flüchtete, um nicht durch ein zufällig losgehendes Gewehr erschos-
sen zu werden. Bei dieser seiner grossen Muthlosigkeit war ex.
natürlicher Weise auch einer der ersten, welcher im Jahre 1572,
da die Spanier Harlem belagerten, aus der bedrohten Stadt flüch-
tete. Er zog nach Amsterdam zu seinem Schüler und Freunde
Jakob Rauwart; und kehrte erst nach völlig hergestellter Ruhe
wieder zurück. Indessen hatten die Spanier beim Uebergange der
Stadt eine grosse Anzahl seiner Gemälde unter dem Vorwande, sie
kaufen zu wollen, mit sichnach Spanien genommen; viele gingen
späiterhin durch die Bilderstürmer zu Grunde, und selbst schon
zu Iiarl van lVIanclcNs Zeiten war nur wenig von ihm noch in
Harlem und der Umgegentl zu finden.
Martin war nun 74 Jahre alt, seine Frau todt, er kinderlos
und frei, daher dachte er jetzt ernstlich daran sein Haus zu bef
stellen. Er liess auf dem Kirchhofe des Dorfes Heemskerk ein
prächtiges Monument setzen, und bestimmte die Zinsen eines Km
pitals zur Ausstattung einiger jungen liebenden Paare, die noch
zu Karl von Mancler's Zeiten, so wie jener es in seinem Testa-
mante verordnet hatte, auf dessenGi-abe alljährlich getraut Wurden_
Er ordnete auch sonst noch manche fromme vvnhltliätige Stiftung-
für künftige Zeiten an, und schied enhlich 1574 als sechs und
siebenzigjähriger Greis und ward an der Nordseite der grossen
Iiirche zu Harlem feierlich begraben.
In den deutschen Gallerien findet man hie und da einige Sa-
chen von ihm: "in der Düsseldorfer die Geschichte, wie Vulkan den
Mars bei der Venus ertappt, und sie beide in einem Netze fängt
In der Gallerie zu Wien ist der Triumph des Bacchus sehr schön
und mit dem Namen des Künstlers bezeichnet; ein heiliger Jo-
hannes in der Wüste predigend und ein Triumph Selerfs. Ein
Bild, den Momus darstellend, wie er die Werke der Götter ta-
dclt, wird in der Gallerie zu Berlin aufbewahrt. Es ist 1561
vollendet. Die Gemälde der Dresdner Gallerie sollen nicht
Vfm _ihm herrühren, sondern von Egbert Heemskerk. In der Mo-
riz Kapelle zu Nürnberg sind mehrere Bilder von seiner Hand:
-der heilige Benedikt, ohne Vorzüge; der heilige Mauritius, ein
Gemälde von glänzenden Farbexr und theilweise auch Studien nach
der Natur etc.
Die Blätter, welche nach Heemsherk gefertiget wurden, belaufen
sich Wßhl über 648 und der. grösste -Theil derselben ist im Wink-
leFSChETl Caielßge HI- 441 E. beschrieben. Sie sind von Coornhaert.
Ph. Galle Ch. van Sichern, J. E. Haid, H. Cock, C. Cort, B. Do-
lendo, H. Golzius, G. Jude, Matham, YC, Bos, etc. _
Man legt auch dem Heemskerk selbst einige Blätter bei, ratllrta
und solche im Formschuitte.