Heemskerk,
Väll.
Martin
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„
hcirathete sich mit Maria Coninghs, einem der schönsten und lie.
benswürtligsten Mädchen der Stadt, und feierte seineljlochzeit
mit grosseixi Glanz; leider aber war sein häusliches Gluck nur
von kurzer Dauer, denn seine Frau starb nach anderthalb Jahren
im ersten Wochenhette; auch das Kind überlebte die Mutter
nicht.
In Hinsicht auf Kunst trat jetzt der mit so herrlichen Tälemßu
ausgerüstete Meister zurück, obgleich er überall vom Reiz der
Neuheit geblendcte Bewunderer traf. Eine unbegreilliche Ver-
kehrtheit des Geistes bewog ihn, sich bald gänzlich, nicht nur
von SchoreePs Lehre und Beispiel, sondern auch von der Nah"?
abzuwenden, und eine durchaus fremdartige Manier anzunehmen-
Er suchte von nun an seiner früheren alten deutschen Schule,
welche einzig die Natur als Vorbild erkannte, in Allem entgegen
zu arbeiten, ohne sich desshalb doch den, mehr dem Idealen
höherer Schönheit nachstrebenden, italienischen Meistern, welche
ihm vorschwebten. nähern zu können. Seine in den verkehr-testen,
iibertriebensten Stellungen, den antiken Statuen nicht nachgebil-
deten, sondern nachcopirten Gestalten verloren mit der Wahrheit
allen Charakter, allen Geist, alles Leben; trüber Schein musste
die Wirklichkeit ersetzen, und sogar die ihm sonst eigene Pracht
der Farben ging in dieser seiner Verworrenheit mit zu Grunde.
In der obenbenanxiten Sammlung befindet sich ein Gemälde aus
dieser Zeit, einen Heiligen darstellend, der ein bescssenes Mäd-
chen heilt. Niemand, der es erblickt, wird von selbst auf den
Gedanken kommen, dass dieselbe Hand, derselbe Geist, welche
jenen eben angetuhrten Meisterwerken das Daseyn gab, auch die-
ges, ihnen in Allem so entgegengesetzte Zerrbild entstehen liessen.
Das Ganze ist ohne allen Charakter, und dieAnortlnung dessel-
ben durch die gespreizten übertriebenen Stellungen durchaus un-
verstiintllich.
Unerachtet dieses seines auffallenden Uebergangs vom VortrclT-
liehen zum Tadelnswerltien gewann Heemskerls täglich nicht nur
Bewunderer, sondern auch Nachahmer in Menge; ja man darf
wohl behaupten, dass von ihm der Anfang des bald darauf mit
schnellem Schritte hereinbrechenden Untergangs aller. ächten
deutschen Iiunst zuerst ausging; Die angehenden Iiiinstlcr began-
nen von nun an nach seinem eispiele nur dem äusseren Scheine,
den cifclatniachexldcn Iiiinsteleien nachzustreben, ohne sich um die
wahre Gestalt und das eigentliche Wesen der Gegenstände, welche
sie darstellen wollten, weiter zu bemühen.
Iiceinslserk malte in dieser, seiner neuen Weise unendlich Vieles;
Geld, "Ehre und Schüler strömten von allen Seiten ihm zu, und.
machten ihn taub gegen jeden Tadel von aussen. Heemskerk be-
gnügte sich übrigens nicht, nur in seinen Gemälden die Abirrung
von der rechten Bahn immer weiter zu verbreiten; er zeichnete
3111611 Viel, und viele hundert Blätter wurden nach seinen Zeich-
nungen von andern Meistern, besonders von Coornhardt, radirt,
gßßiüßhßll, und in Holz geschnitten. Diese sind zum Tlieil bis
auf unsere Zeit gekommen, und ganz im Geschmack seiner spä-
tem Gßlllälde- Von allen Seiten strömten Heemslserken Bestel-
lungen bedeutender Arbeiten für Kirchen, Palläste und Sammlull"
gen von Iiunstfreunden zu; grosse Summen waren sein Lohn. Er
brachte ganz ungewöhnliche Kunststücke und Verzierungen auf
diesen Arbeiten an; so malte er z. B. den polirten Marmorboden
einer Verkündigung für den Altar einer Kirche in Harlem Q0 Kuli
dass der daraufstehende Engel Gabriel sich in diesem abspiegelte,
als ptiindg er gut" klarem Eise. Ein reicher Kuustfreund zählte