Hummel ,
Ludwig.
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zweiten Reise in dieselben Gegenden widmete er sich in Rom mit
Vorliebe der landschaftlichen Darstellung, und bis zum Jahre 1799
boten ihin Tivoli, Albano, Subiacu und andere schöne Gegenden
reiche Studien dazu. Jetzt trieb ihn die Revolution nach Deutsch-
land, und von Cassel begab sich der Iiiinstler nach Braunschweig,
wo ihn der Herzog sehr gut aufnahm und ihm rieth, H1_BOPlin
sein Glück zu versuchen. In dieser Stadt, wo er seit 1800_ in Tlrli-
tigkeit lebt, malte er Portraite, historische und landschlaftliche Bil-
der, auch verschiedene Zeichnungen lieferte er, und als Zeichner
hatte er sich überhaupt schon frühe grossen Beifall erworben. Iui
Jahre 130g wurde er Professor der Architektur, Perspektive und
Optik an der königl. Akademie zu Berlin, und bei dieser seiner
Anstellung führte er zuerst die Projehtionslehre und die geometri-
sche Schattenkonstruktion ein, so wie auch das architektonische
Zeichnen nach besonderen Prinzipien, ferner die freie Perspektive
und Optik.
Hummel malte Historien, Bildnisse, Genrestücke, Landschaften
und Architekturstiiclse. In diesen Werken sind die Gesetze der
Perspektive immer meisterhaft in Anwendung gebracht. Auch in
der Gcsamintwirlsung, so wie in der Farbengebung, sind seine Gr-
mälde vortrefflich, und in der Rundung verkünden sie nicht min-
der eine lHIIISlIClClIC und gewandte Hand. In seinen Werken ellen-
bart sich immer ein origineller Künstler, der es genau versteht,
seine Gestalten in ihrer Eigenthümlichkeit zu erfassen, Alles dem
Charakter derselben anzupassen. Mehrere seiner Gemälde kamen
zur Öffentlichen Sprache, und man liess ihnen stets das gehörige
Lob angedeihen. Im Jahre 1812 gefiel besonders die Abendandacht
böhmischer Landleute auf dem Iireuzberge bei Töplitz, und 1816
nannte man die Kapelle mit Mondschein und Iierzenbeleuchtung
ein meisterhaftes Bild. Er lieferte indessen mehrere andere Ge-
mälde. in welchen die Wirkung des Lichtes trefflich verstanden
iSt- Dann hat man von seiner Hand verschiedene schöne heilige
Bilder, und noch 1850 löste er eine höchst schwierige Aufgabe in
seiner perspektivischen Ansieht von der Ecke der Schlossfreiheit
nach den"! Zeughause hin. Im Jahre 1832 stellte er die grosse Gra-
nitvase in drei verschiedenen Momenten dar: im Atelier, auf dem
Packhofe, im Lustgarten aufgestellt. Die Schale hat in jeder der
verschiedenen Ansichten eine andere Farbe, weil sie polirl: die
Farbe der sie umgebenden Gegenstände annimmt.
Hummel hat ungewöhnliche Verdienste als Iienncr und Lehrer
aller auf Mathematik sich gründenden Theile der Kunst. Sein
Wirken in diesem Fache war und ist noch gross. Es gibt fast
keinen in Berlin gebildeten Maler, Architekten oder Bildhauer,
der nicht von ihm die construirende Architektur, Perspektive, Op-
tik gelernt hätte. '
Im Jahre 1824 gab er sein Lehrbuch der freien Perspektive für
Maler und Architekten heraus. l. Th. mit 27 Iiupfert. 8.
Von ihm selbst gestochen hat man:
Dr. Martin Luthei-"s Leben und Apotheose, 12 B1. nach eigener
Composition, die vornehmsten Auftritte aus dem Leben deä
berühmten Reformators, Berlin 1806,
Hummel, Ludwlg, Maler, der in Neapel gebqren wurde, aber in
Cassel seinen Ruf gründete. Er hielt sich lange Zeig in Italien
auf, und in Neapel genoss er den Unterricht von W. Tischhein,
bis endlich die unseligen Wirren beide nach Deutschland trieben.
Schon in Neapel hatte er den Ruf eines geschickten Zeichners,
und 1392 gewann er mit einer Iireidezeichnung den Preis der Wci.