Wenzel
Hollar ,
VOB
Prachna.
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dern, die ihn darstellen, selten die Sanduhr fehlt. Seine stiick-
weis gelieferten Arbeiten wurden ebenfalls sehr schlecht bezahlt;
die Noth zwang ihn, jede Arbeit anzunehmen, die ihm aufgetra-
gen wurde. Auch die hagere Gestalt und die menschenfeindlichen
Ziigc CromwelPs bildete er in Iiupfer nach. Es findet sich aber
keine Spur, dass Hollar die Gunst des Protektors genossen hätte,
nur weiss man, dass er dessen Bildnis: und manches Oberhaupt
der herrschenden Partei in liupfer gestochen, _aber allzeit nur auf
Verlangen der Iiunsthändler.
Als ruhigere Zeiten fiir England und mit diesen seine hohen
Gönner zuruckkehrten, wurde er als Zeichner des Königs an-
estellt.
g I{arl's ll. prächtige Hrönunfrin Westminster, so wie sein Auf-
zug vorher zu Pferde durch hlsondon, hat Hollafs Grabstichel in
mehreren Platten (largestellt. John Evel n, der 1652 sein Werk über
die Iiupferstecherkunst hcrausgab, erwähntllollsris desswegen sehr
ehrenvoll. Gleich nach Wiederherstellung der Monarchie gab Hul-
lar eine Charte von Jerusalem, die jüdischen Opfer im Salomoni-
scheu Tempel, Charten von Etiglaiud, die Abbildung der St. Geor-
gcn-Kapclle zu Windsor, des St. JohannesJfhurmes zu London,
viele Thierc, Blumen, Insekten nach Franz Barlow u. a. heraus.
Durch Flciss und Sparsamkeit gelangte er endlich dahin, von drü-
ckenden Sorgen befreit zu leben; indess betraf ihn von neuem
Unglück; durch die Pest von 1665 verlor er mehrere seiner Freun-
de und Bcfördercr, und durch die grossc Feuersbrunst in Lom-
dun 1666 den grössten Theil seiner Habe. Nun ging Hollar im
Auftrag des Hofes mit Lord Heinrich Howard nach Afrika, um
dort die Festung; Tanger aufzunehmen. Im Jahre 1669 trat der
Lord seine Rückreise nach England an, und Hollar empfing zum
Lohne liir seine vielen Gefahren, Arbeiten" und Notli nicht mehr
vom englischen Hofe als 100 Pfund Sterling. Noch in demselben
Jahre gab er viele Ansichten von Tanger heraus, welche sehr sel-
ten geworden sind.
Jetzt sah sich Hollar wieder genöthigt, fast unmenschlich viel zu
arbeiten, doch bildete er einige Schüler, die ihm aber nicht thiitig
helfen konnten, weil sie weit hinter ihm an Geschicklichkeit zu-
riickblieben. Ihre Namen sind: Dudley, Fa Cnrter, D. Iiiilg, F.
Place, lhTempest undGaywood; letzterer ist der Gcschickteste noch
von allen.
Im Jahre 1675 unternahm der Künstler noch eine Reise nach
Nord-England und zeichnete die Stadt Lincoln, wie auch Ne-
wnrk, Southwell und York. Im Jahre 1675 brachte er grössten-
theils seine Zeit mit Vervollstiindiguiig der schon früher nach Seb.
Vrank herausgegebenen Werke hin, auch mit Darstellung mehre-
rer Kirchen, Schlösser, Denkmäler u. dgh, und stach viele Auf-
schriften und Titell-rupfer zu einigen historischen und topographi-
schen Werken. In seinem hohen Alter stach er wenig Ansichten
von Gegenden mehr, nusser jener des Hafens von Plymouth mit
seinem Leuchtthurme. Endlich entfiel bei Darstellung des kostba-
ren stählernen Denkmals Eduarths IV., in der St. Georgen-Iiapellc
zu Windsor, der Grabsticliel seiner matten Hand. Er konnte dieäe
Platte nicht vollenden, sein Name fehlt ihr, und die Spuren sei-
nes behenden Artus sind darin unverkennbar. (Abendzeitung_1827-)
Obwohl Hollar an 5000 Flattern gearbeitet, äinsserst mässig ge-
lebt und seine Verleger reich gemacht hatte, so gerißfh er doch
so in Armnlh und Schulden, dass er ausgepfäudet werden sollte.
Als seine Gläubiger in dieser Absicht zu ihm kamen, (enden sie