Hollar ,
WVenzel
VOII
Prachna.
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dene Schönheit der Natur, welche er geistreich, wahr und gefühl-
voll darstellte. In seinen kleineren und grösseren Blättern kiin-
nen wir mit ihm alle die freundlichen Gegenden bis Cöln durch-
wandcrn, wo er sich auf einige Zeit niederliess und beinahe der
Noth erlag. Diese Arbeiten empfahlen ihn dem englischen ausser-
ordentlichen Gesandten am österreichischen Hofe, Thomas Hi.-
ward. Grafen von Arundel, der ein grosser Iiunsttreund war, und
Hollar 1636 in seine Dienste nahm.
Bei dieser Gelegenheit sah der Künstler seine bedrängte Vater-
stadt wieder, und entwarf hier mit Feder und Pinsel die berühmte
Zeichnung von Prag, die D. Richard Bawlingson in London im.
Jahre 1759 besass. Hollar ätzte sie nachher auch auf zwei gros-
sen Platten in Kupfer.
Der Graf reiste von Cüln nach Linz und von da nach Wien
zu Kaiser Ferdinand lI., um die Wiederherstellung der Pfalz zu
bewirken. Bei dieser Gelegenheit liess er alles Merkwürdige, was
er auf dieser Gesandtschaftsreise gesehen und erfahren, durch ei-
nen Historiographen, Namens Crowns, aufzeichnen und von Hol-
lar abbilden, und diese Reisebeschreibung 1657 in Druck erschei-
nen. Hollar begleitete 1655 seinen Gönner auch nach London,
und er ward dafür belohnt und der liönigl. Familie empfohlen.
Nun arbeitete er in London, und unter den Prospekten, welche
Hollar zu jener Zeit mit zarter Nadel ausführte; müssen wir he-
sonders das Schloss zu Heidelberg, Luzern, Cöln, den Dom von
Strassburg (dieser aus seiner spatern Zeit), den Münster von Ant-
werpen und einen Riss des Thurms von St. Romuald zu Mecheln,
auszeichnen. Damals liess hlaria von Medicis, welche in London
eintraf, um ihre Tochter, Königin Henriette Maria, zu besuchen,
ihre Reise beschreiben und das Werk lnit Hollafschen Iiupfern
schmücken. Er arbeitete in dieser Zeit unglaublich viel, nicht nur
für den Hof, auch für den Grafen Arundel.
Arundel besass vorzügliche Kunstwerke sowohl in Gemälden als
Sculpturen, und Hollar setzte seinen Grabstichel zum Copiren in
Bewegung. Er zeichnete auch den Grafen, in voller Rüstung zu
Pferde, und sich selbst zweimal in böhmischer Tracht mit line-
bel- und Iiinnbart und dem breiten Spitzenkragen. Unter dein
einen Bilde hat er sein Wappen angebracht; unter dem andern
die zur liupferstecherkunst nüthigen Werkzeuge nebst der Sand-
uhr. Er copirte auch die Bilder des Grafen Arundel und seiner
Gemahlin mit manchen andern nach Van Dylt, war aber in der
Nachahmung dieses Meisters am wenigsten glücklich. Nach dem
Urtheil van Dylüs. der damals inLondon lebte, so wie nach je-
nem von dessen Anhängern, konnte er weder die Wahrheit der
Umrisse, noch die Anmuth der Schattiruugen seiner Originale
nachahmen. wesshalb ihm Van Dyk auch seine Empfehlung ver-
sagte. Andere gestehen aber, dass Hollafs Portraits nach van
Dyk Leben und Aehnlichkeit haben._ Auch werden seine Copicn
nach diesem Meister sehr gesucht, weil er manche Stücke lieferte,
die von keiner andern Hand zu finden sind.
Im Jahre 1640 gab er 26 Platten und den berühmten Pokal von
Mantegna heraus, wovon die Zeichnung sich in der Gallerie des
Arundel befand.
Hollar arbeitete auch für Iiunsthäxidler, welche ihn übe!" 8115591"
ordentlich schlecht bezahlten, so dass er für die grossen Prospekte
von London und Greenwich von seinem Verleger Peter _Went
nicht mehr als drcissig Schillinge erhielt. Hollafs Müsilgkel! und
Thcitiglteit halfen ihm aber haushalten, und er verhrirathete sich
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