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Holbcin ,
Hans.
gute Bilder von Holbein vorfinden, doch sei man hier mit dieser
Benennung viel zu freigcbig, und scheine oft zu vergessen, das;
dieser Nleister an Wahrheit der Auffassung, an Feinheit des Na-
tnrgefühls, an Genauigkeit der Durchbililung im Einzelnen auf
einer ausserordentlichen Höhe stehe, so dass seine besten Portraite
neben denen der grössten Meister, eines Rafael, Titian sehr eh-
renvoll ihren Platz behaupten. Man sollte besonders vorsichtig
scyn, ihm solche Bilder Heinrich VIII. oder von dessen Familie
und den bekannten Personen des englischen Adels jener Zeit bei-
zuincssen, welche ungefähr seinen Iinnstzuschnitt haben, da na-
türlich von Personen, deren Bildnisse so viel. begehrt wurden, die
Originale, welche Holbein nach der Natur gemalt hatte, mit mehr
oder weniger Geschick schon während seines Lebens vielfach cu-
pirr werden mussten.
In derDevonshire-Gallerie hält Waagen das Bildniss eines Man.
ncs in mittleren Jahren, fast von vorn, in einem Pelz, für sich;
Es ist von grosser Feinheit des Gefühls und besonders schöner
Färbun .
Zu Ciiiisvvick sind die Bildnisse von zwei Kriegern, halbe Figu,
ren im Kleinen, aus der spätem Zeit des Meisters, und daher mit
der ihm, immer inwobnenden Lebendigkeit besonders geistreich in
einer gewissen Breite behandelt.
In Hamptoncourt sind Bildnisse eines Mannes und einer Frau,
im Grunde Landschaft mit 1512 bezeichnet, und so muss Holbein
das Bild im 1-1. Jahre gemalt haben, was Dr. Waagen keineswegs
befremdlich findet, denn es zeigt sich, besonders bei der Frau,
Holbeims eigenthiimliche, lebendige Auffassung, der gelbbriiim-
liche FlGiSCiIIOD seiner frühesten Bilder und die noch schwachen
Izliiiiile. Daselbst ist auch das Bild des Erasmus schreibend, Sei";
fein und lebendig, ebenfalls in jenem fruhereu, gelblich braunen
Tone, doch von besonderer iilprhcit, mit feinen Schradirungen
in den Schatten. Das Bildniss des Lord Giiilford, lebensgrnss
[mit Illindcn, hat die Jahrzahl 1527- Verdorben ist das Bildnis;
Heinrich III., auch scheint es für I-Iolbein zu schwach.
In Ilamptoneourt sind auch zwei Gegenstiiclie, deren eines den
Erasmus von Ilotterdaln, das andere den Buchdrucker Frobenius
vorstellt, halb lebensgross, und für Holbein ausgegeben, was D13
Waagen nicht zugeben will, weil er in ihnen Hulbeirfs Geiliegen-
heit und Feinheit des Tons vermisst. Auch rühren die Hinter-
Griinde von Steenwyck hcr, dessen Name mit der Jahrzahl 1629
sich auf dein Bilde mit dem Erasmus befindet. Das andere trägt
Holbeiifs Namen. Waagen erklärt beide Bilder als vortreffliche
alte Copien. Auch hält er das daselbst befindliche, trelilich ge-
malte Bildniss des Reclicmar doch für Holbein zu leer in der Form,
zu schwer in der Farbe.
Noch weniger Anspruch auf diesen grossen Namen haben nach
Waagen in dieser Sammlung die Bildnisse von Franz 1., Anna
Bnleyn, Lady Vaux, Margaretha von Schottland, Gräfin von
Lennox.
Zwei andere grosse, in Hamptoncourt Holbein genannte Bilder,
deren eines die Abfahrt König Heinz-ich's VIIL, das ZWCitC jene
berühmte Zusammenkunft mit Franz I. auf dem Champ d'or bei
Calais vorstellt, sind zwar historisch sehr interessant, aber für
Ilulbein in vielen Theilen zu roh.
In der Sammlung Carl's I. war das Gemälde der Kinder des Her-
zogs von Branden, rund,_zwei Zoll im Durchmesser haltend; Sir
Themas lNIoi-us, rund, Diain. 4 Zoll; die Königin Elisabeth, als