Holbein ,
Hans.
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Nach der Baseler Bibliothek ist das in jeder Ilinsicht so herr-
lieh ausgestattete königl. bayerische Museum das reichste an higgg-
risehen YVerken dieses Meisters, indem es seit Kurzem auch die
(iemiilcle aus der fürstl. VVallersteiNschen Sammlung besitzt- Hier
sieht man das trefiliche Blldniss eines reich gekleideten Mannes,
mit dem Tode, der auf die fast abgelaufene Sanduhr zeifrt- Ein
anderes merkwürdiges Bild stellt einen in Pelz gehiillten bärtigen
Mann vor, wie er im Stuhle sitzt. Aus der Boisserceüsehen Samm-
lung ist das herrliche Bildniss des Erzbischofs Johann von Caron-
delet. Die ltönigl. bayerischen Sammlungen enthalten viele Bilder
von Holbein. Für eines der schönsten Werke dieses Meisters hielt
man früher die Maria mit dem Iiinde auf dem goldenen Throne
m der Burg zu Nürnberg, allein ausserdem dass die Zeichnung
für Holbeiu zu mager und hart ist, ist auch der Umstand gegen
diese Angabe, dass auf der Rückseite eine Inschrift schon 1502
die Besitzerin nennt. Das Bild bewahrte in Rom eine Frau als
lierzogliches Geschenk. Die Malerei ist sehr vollendet, und die
Entstehung kann desswcgen wohl nicht über 1500 hinaufreiebezi,
eine Zeit, in welcher der jüngere Holbein noch nicht malen konnte.
Es gehört wohl dem älteren Holbein an. In der St. Morizkapelle
zu Nürnberg sind die Bildnisse eines Mannes und. einer Frau.
In der k. k. Gallerie zu Wien sind 16 Portraite von Holbein:
Johanna Seymour, Erasmus im Pelzverbrämten 'I'alar mit wenigen
grauen Haaren, ein offenes Buch auf dem Tische; des Künstlers
eigenes Bildniss etc. Jünger ist der berühmte Erasmus in dem
Gemälde der Ptathsbibliothek zu Basel. Auch ir{ verschiedenen an-
deren deutschen Gallerien sind Gemälde von Holbein, allein lie
alle aufzuziihlen verbietet der Raum.
l Das königl. Museum zu Paris hatte schon von jeher acht Bil-
der von IIulbein, mehrere sah man daselbst zur Zeit der grossen
Iiunstbeute unter Napoleon. Im hönigl. Museum zu Paris ist das
Opfer Abrahanfs, die Grablegung des Herrn, die Stigmatisntion
des heil. Franz, das Abendmahl, der Grosshanzler Th. Morus,
der Erzbischof von Cauterbury, Nicolaus Kratzer, Erasmus, vier
unbekannte Portraite.
Im k. Museum zu Berlin sind die von Hirt bestrittenen Bildnisse
des Kaufmanns Georg Gyzen und des englischen Goldschmieds
iVlorett. Dagegen sprach sieh Hirt fur ein Bildniss der Anna Be-
leyn aus.
In der Gallerie zu Florenz ist des Künstlers eigenes Bildnis: und
jenes des Martin Luther, angeblich von Holbein gemalt.
Zu Prag hat man Bernhard von Orlay's grosses Gemälde am
Hauptaltare der St. Veitslxirche mit Unrecht dem Holbein zuge-
schrieben. Neuere Forscher erkannten es aber als Werk des er-
steten.
Am "wenigsten bekannt waren langeXZeit die Werke, welche
sich in England von diesem, so wie von anderen Kleistern finden,
und dieses ist überhaupt jenes Land, wo Holbeiifs grösster WVir-
kungskreis zu suchen ist. Hier und in Basel ist die grössere Zahl
seiner Werke, die geringere in Italieurobgleich auch insjenßßl
Lande der Meister bekannt wurde. Die Italiener ertheilten ihm
ärger den ehrenvollen Namen des deutschen Leonardo da Vinci.
it den Werken Hol-bein's in England haben uns unlängst Pass-I-
vant und Dr. Waagen bekannt gemacht; ersterenin seiner Iiuust-
reise durch England und Belgien 1835, letzterer in (lßm Werke;
Kunstwerke und Künstler in England und Paris I. 1357-
Dr. Wangen sagt S. 176, dass sich in England wohl manche