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Holbein ,
Hans.
Unzelmann. Im Dresdener Galleriowerlie ist die grössere Ab.
bildung.
Ein ganz ähnliches Bild kam aus Frankreich nach Berlin, wo es der
Prinz Wilhelm erstand. Beide sind vortredlich, und es soll schwer
zu sagen seyn, welches die Replik sei. Das Berliner Bild soll
noch freier und kräftiger behandelt seyn, als jenes Meisterwerk
zu Dresden. Dieses letztere kam aus Venedig, wo es im lilälllse
Delfini aufbewahrt wurde. Zu jener Zeit glaubte man, es stelle
die Familie des Thomas MOrllS vor, allein der Kiipferstich der
Katharina Patin nach einer Originalzeichnung auf der Bibliothek
zu Basel hat bewiesen, dass es den Bürgermeister J. Meyer vorstelle,
seine beiden Söhne, die Gattin Anna Scheckenhartin mit Mut.
ter und Tochter. Im Jahre 1635 kauf" 9' der Schwediiche Agent
M. Leblond in Basel von der Meyer-Eschen Familie, und von ihm
erhielt es der Banquier J. Loesert für die Königin Maria von Me-
dicis. Nach ihrem Tode brachte es ein reicher Holländer an sich,
und dieser iiberliess es dem Hause Delfini, und von da aus ge-
langte es durch Graf Algarotti nach Dresden.
Im königl. Museum zu_Berlin ist ausserdem noch das in Base]
lange bekannte Portrait eines jungen Mannes, welches Solly er-
warb. Es ist dieses ein vorzügliches Bild.
Im Jahre 1552 wiederholte er die Reise nach England, und 1538
besuchte er zum dritteninal die Heimath, konnte sich aber Ohm
geachtet des ausgesprochenen Jahrgeldes nicht an die Stadt fes5c]n_
Er ging wieder nach England, und seitdem scheint er die Heiiiizith
nicht wieder betreten zu haben. Zu Ende des Jahres 1539 ging
er aus Auftrag des Königs nach dein festen Lande, um das Bildnis:
der Herzogin Christiana vuii Mailand, -Wittwe von Franz Sforza 11"
zu malen, wie er denn in ähnlichen Angelegenheiten von dem
heirathslustigen König oft ausgesandewurde. Diessmal erhielt
Heinrich die einer Nichte I{arl's V. vriirtlige Antwort: "Sie habe
nur einen Iiopf, "hätte sie zwei, so wurde einer davon seiner 311m
jestiit zu Diensten stehen." In der Privatrechnung des Königs ist
diese Reise als nach dem Hochburgund angegeben, und so dürfte
denn Holbein bei dieser Gelegenheit den Auftrag zu dem schönen
Altar mit italienischer Architektur in der Abtei St. Claude bei Genf
erhalten haben, Welchen ihm die Sage zuschreibt. In dem Reise.
werke von Nodier, Tailor und Cailleux findet man Nachricht
und die Abbildung von diesem Altar. Von dieser Zeit an bis zum
Tode seines königlichen Gönners im J. 1547 und bis zu seinem
eigenen Ende scheint Holbein in England geblieben zu seyn; er
starb im J. 1554 in London an der Pest.
Obgleich sich Holbein in England vorzugsweise dem Portraite
yidmete, so entsagte er doch nicht ganz dem Fache der Historicn-
rnalerei; aber es hat sich nur wenig davon erhalten. Ueberliaupg
ist das Schicksal seinen Werken se r feindlich gewesen. Was er
fruher schon von der religiösen Zerstörungswutli in Basel gesehen,
musste er gegen das Ende seines Lebens auch in England erfah-
ren. Doch richteten die bürgerlichen Kriege unter liarl I. und
Cromwell noch eine schlimmere Verheerung an, und in dem groß-
5911 Brande von LnnrlonI ini Jahre 1666 und später im Jahre m16 7
als das Schloss zu Whiteliall mit 150 anstossenden Häusern
vornehmsten Iidelleute ein Raub der Flammen wurde, ging v0],
lends das meiste von Holbeiifs liunstreichen Schöpfungen zu
Grunde. Gegenwärtig ist ohne Zweifel die Sammlung auf der
Bibliothek zu Basel der grösste Schatz, welcher sich irgendwo VQn
Gemälden, Handzeichnungen und Holzschi-iitien vereinigt findet.