Hogarth ,
William.
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wiirclig. Hass, Neid, Stolz, Eitelkeit, Schwelgerei. die Verwerfen-
heit des Lasters, Untugenden jeder Art, den verdorbenen, oder von
Iiuinmer und Elend eutstellten Menschen, wusste kein Maler mit;
solch uniibertreffbarer Wahrheit darzustellen, als Hogarth. Er war
ein redlichcr Mann, weit entfernt denThox-heiten und Lästern
durch seine Bilder Nahrung zu verschaffen; er ist im Gegentbeile
die Geisel derselben, ein strenger Sittenrichter, dadurch, dass "er uns
menschliche Gebrechen undldie Scheuslichlseit der Laster verführt.
Wer möchte denn das Leben seinesLiederlichen nachahmen, wenn
er das Ende desselben betrachtet, und "seine Blätter des fleissigen
und faulen Arbeiters, von denen der eine Lordmayor wird, der an-
dere das Schadet besteigt, werden immer eine treliliche Sittenschule
bleiben. Man hat dennoch den Künstler mehr oder weniger ver-
dächtigen wollen. Ein Schelm ist er wohl zu Zeiten, wenn Witz und
Laune in zu reicher Fülle sprudelten. Einige nennen ihn Maler
der Natur, Andere aber glauben, dass alle diese eine lVIenschen- und
Gotteslästerung begehen. Er wird verschieden heurtheilt, und sväh-
rend man ihn einen schlechten Maler nennt, so will man ihm auch
unter den Iiupferstechern kaum eine mittelmässige Stelle gönnen.
Sein Verdienst als bildlich darstcllender Satyriker sucht ihm wohl
niemand zu entreissen, aber man will ihm keine Ehrenstelle unter
den Iiiinstlern einräumen. Dass ihn gerade seine Commentatorcn
aus dem Sehmutze der Dunkelheit hervorgezogen haben sollen,
ist doch gewiss zu viel gesagt, und wenn an dem Manne gar nichts
gewesen ist, wie könnte denn Lichtenberg den Stoff zu seinem
geistreichen Werke gefunden haben, in welchem er seine Sitten-
gemälde nach l-Iogarth darstellte?
' Sonderbar ist es, dass sich Hogarth mit einem Werke iiber die
Zerglieilerung der Schönheit (Analysis of Beauty) beschäftigt hat,
da sich doch geratlc er selbst in Darstellung des bläulichen gefiel.
Die edlere menschliche Natur, namentlich die Liebenswürdigkeit
des VVeibes, blieb ihm" fremd, selbst die personiiicirte Tugend er-
scheint nicht in voller Schönheit der Form. Und er schrieb doch
über die Schönheit, sagt uns aber dadurch gerade erst deutlich,
dass er diex wahre Schönheit den menschlichen Form verschmäht
liabe- Bei ihm ist; nur von einer geometrischen Zergliederung
der Schönheit, deren Ideale er in er Wcllenlinie suchte, die
Rede.
Indessen enthält das VVei-h auch sein Gutes, doch ist nicht alles neu,
wie die Idee von der tVellenlinie. Er versinnlichte dieses durch
eine gestoehene Palette mit einer gebogenen Linie, und als man
ihm später sagte, dieses hätte man schon gewusst, stach er das
Blatt mit Columbus und dem Ey. Sein XVerls bedurfte auch der
Feile, und diese legten Dr. Hoadly und andere seiner Freunde
an. Dieses Werk erschien 1755, und es wurde iflS Deutsche und
Französische übersetzt. Er selbst ahen machte in Frankreich kein
Gliich. Im Jahre 17.17 reiste er nach Galais, wo man ihn heim
Abzeiehnen des Stadtthores als Spion ergriff, was seinen Groll ge-
gen Alles, was französisch war, noch vermehrte. Er fertigte desshalb
viele satyrische Blätter auf die Franzosen, wuriiluer John Bull herz-
lich lachte. Indessen verschonte er auch seine eigenen Landsleute
nicht, so wie seine Bilder auch sagen, in welcher Gesellschaft der Ur-
heber selbst gewesen,'doch glaublicb nur als Beobachter. Er hat den
Ruf eines IWIIUHCS von geregelter Lebensweise, dem nur die Galle
manchmal iiberging. Auch war er Feind aller Akademien, 0d" Viel"
mehr des akademischen Scbnlzwvanges. Näch seiner Meinung W41!" flle
Errichtung einer Akademie liir die Iiunst der Todcsstreich. Er hielt
eine solche Anstalt als Schule 1iIlCChiiSCl1Cl' Mittelinässiglteit, fiir