Iiess,
Peter.
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len. Er hat mehrere grosse Schlachtgemiilde geliefert. Umfassende
Bilder aus der bayerischenßliriegsgeschichtcs und Hess selbst ist
dadurch zum Historiker seines Faches geworden, der an Ort und
Stelle seine Urkunden gesammelt hat. Bei ihm erscheint das Le-
ben in tiefster Aufregung, oder wenn es gilt, auch in kalter Be-
sonnenheit und Ruhe". Menschen und Thiere tragen in seinen Ge-
miilden das Gepräge der lebendigen Natur, bis auf die geringsten
physioguomischen Eigenheiten. Man erkennt in seinem Schlacht-
gewirre Völker und Stämme, jede Pferderace; Alles erscheint in
seiner Eigenthiimlicheit. Dieses zu leisten ist aber nur ein Künst-
ler im-Stande, der seine Iiunst nicht in der Werkstätte Studirt,
sondern gleichsam praktisch an Ort und Stelle der Darstellung
selbst, in den Schlachten, kleineren Gefechten und anderen Sec-
nen des Gräuels, denen Hess beigewohnt hat, so dass er das Leben
im schrecldichsten Iiainpfe und in verschiedenen anderen Situationen
mit ansehen konnte. Sein damaliges Leben mit und unter Völ-
kern verschiedener Nationen war auch die Ursache, ihre Physiog-
nomien, Formen, Bewegungen und Costiime mit dem sicheren
Blick seiner genialen Einbildungskraft sich völlig eigen zu ma-
chen. Dies ales zusammengenommen setzte ihn in den Stand,
seinen kriegerischen Schilderungen so viel Wahrheit, Natur, lVIan-
nichfaltigkeit und eigenthümliches Leben mitzutheilen, das in allen.
seinen Werken den Beschauer anspricht und festhält. Auch in
der Ausführung des Ganzen legt er hohe Meisterschaft an den
Tag. In der Zeichnung der verschiedensten Lagen und VVendun-
gen des Iiorpers,' auch der schwierigsten, zeigt sich eine unge-
meine Gewandtheit und Sicherheit. Die Figuren sind. zu deutli-
cheu Gruppen verbunden- Seine Art der Beleuchtung ist Ziusserst
wirksam; die Theile der Landschaft, das Wasser, dei- Vorgrund,
die Luft mit dem aufwirbelnden Pulverdampit Alles ist vortrefflich
im Tone und in der Behandlung, mit der grossten Sicherheit und.
Leichtigkeit des Pinsels, breit, glänzend und dicstimiiit vorgetra-
gen; im Grossen, wie iin Kleinen, jßdßl? Zug, jedes Puiihtchcn so
ganz an der rechtemStelle, voll Bedeutung. Hess hat daher auch
wahre Meisterstiicke geliefert, und man kann sagen, dass er aus
jeder neuen Schlacht mit neuen Lorbeern eines frischen Trium-
phes zuriichkehrte.
Bis zum Jahre 1817 malte Hess nur kleinere Bilder, verschie-
dene ländliche, auch grösstentheils militärische Auftritte, ausge-
zeichnete Werke ihrer Art, wie die polnischen Pfcrclehiindlcr, die
Reiter in der Scheune vor dem Gewitter Schutz suchend, die Rück-
kehr der bayerischen Otliziere aus Russland, die Cosahen, welche
ein französisches Dorf überrumpeln etc. Das letittere Gemälde stellte
er 1817 zugleich mit der Schlacht von Arcis-sur-Aube aus, das
erste Schlachtgemälde in grosser Dimension. Dieses ausgezeich-
nete Bild enthält alle Vollkommenheiten, die wir oben riihmten,
und nicht weniger verdienstvoll ist die Vertheidigung der Kinzig-
brllckfi bei Hanau durch den General Grafen von Pappenheim. Man
sah dieses grosse Gemälde 1820 auf der Iiunstausstellung in Mün-
chen, neben vier anderen Bildern, welche abruzzische Bauern mit
PaclipicrdßIt und Eseln vor einer Schenke, ein Scharmützel zwi-
schen franzosischen Dragonern und österreichischen Husaren, d?"
nischß Coäßkßn mit gefangenen französischen Bauern und den
Markt Partenlsirchen mit der Aussicht auf die Zugspitze vßfstenen-
Auf der 1827i Stattgehabten Kunstausstellung sah man v_un ihm ge-
malt einen Bivouac österreichischer Truppen, die italienische Land-
schaft mit der Kapelle bei Marine, und den wallachischen Pferde-
fang. Ein Bild von grosser Dimensionvgar 1829 wieder zu sehen.