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Hess ,
Peter.
An diese Kuppel schliesst sich das Heiligste, der I-Iauptchor,
welcher vor der Nische zwei Bandgewölbe hat. An diesen sind die
sieben Gaben des heiligen Geistes als eben so viele allegorisehe
Figuren dargestellt, und die sieben Sakramente, in der Weise, wie
sie gespendet werden. In der Nische selbst ist die Dreieinigkeit
dargestellt, nach der älteren christlichen Weise. Christus im
weissen Gewande, eine iibei-lebensgrosse Gestalt, schwebt, von an-
betenden Seraphiin umgeben, und iiber ihm tritt die Halbfigul-
des Vaters mit dem Symbol des Geistes hervor. Unter dem Iilei-
land sitzt Maria auf dem Throne mit gcihlteten Händen und halb-
erhobenem Blicke. Zu den Seiten stehen, symmetrisch geordnet.
Petrus mit dem Schlüssel und Paulus mit dem Schwerte, und ne_
_bCl1 ihnen Moses und Elias, diese das alte, jene das neue Testq-
fnent andeutend. Als Seitenaltiire dienen zwei andere Nischen mit
je zwei Heiligen: Ludwig und Therese, Georg und Hubertus, alle
aufGoldgrund. wie die übrigen Bilder. Ueber den Heiligen ist
der Heiland und die heilige Jungfrau.
Die Aufgabe, welche Professur IIess hier zu lösen hatte, war
zu gross, als dass er im Stande gewesen wäre, innerhalb der be-
stimmten Zeit mit der malerischen Ausschmückung allein fertig zu
werden. Das Ganze ist von seiner Erfindung; zur Ausführung
bediente er sich aber der Künstler Johann und ClaudiusScliraudolPh,
Iiarl Iioch, Joh. Bapt. Müller, M. Seitz und Linden's.
'Die Malereien der Allerheiligen Iiirche sind als die neuesten
Werke unsers Künstlers zu betrachten, denn erst am 'l'age Aller-
heiligen 1857 wurde die Kirche dem Publikum geöffnet. Den er-
Steil November i826 wurde der Grundstein zur Kirche gelegt.
Die Wirkung dieser Malereien ist ausserordentlich, und Über-
haupt sind die Gemälde dieser Iiirchc vielleicht das Beste, was die
Iiunst in dieser Sphäre hervorgebracht hat. Sie stimmen zur An.
dacht und Begeisterung. Hess ist uberhaupt einer derjenigen
Künstler, welche den Sinn der Hircheninalerci Iam tiefsten ge-
fasst haben. Vor kurzer Zeit verlieh ihin der Iiönig den Orden
des hl. Michael.
Die Madonna mit dem segnenden Iiinde und zwei Engeln, aus der
Anbetung der heil. drei Könige in dieser Kirche, hat H. Merz für
den Frankfurter Kunstverein gestochen, fol- G. Schreiner hat die
Madonna der Hauptuische lithograpliirt.
Zu der Sammlung von Originalhantizeichnungen lebender bayc-
rischer Iiiinstlcr hat Hess selbst eine Madonna mit dem Iiinde und
zwei anbetenden Engeln in einer Landschaft lithographirt, fol.
Ueher die Frescomalereien {der Allerheiligen-Kirche iii München
existirt eine kleine Schrift (von G. I-I. von Schröter) München 1856.
HBSS, Peter, Ritter, berühmter Schlachtenmaler, wurde 1792 111 DÜSSÖl-
dorf geboren und gleichsam in der Schule der richtigen Anschauung
der Natur und des Lebens zu einer Stufe der Iiunst herangcbildct,
welche nur den trefflichsten Lanclschaftcrn und SClllaClliCllllHllCfn
Zll erreichen gegönnt ist. Sein Ruf ist europäisch geworden, und
e!" bedarf keines weiteren liiihinens; nur führen wir aus seiner
früheren Zeit an, dass er die Feldzüge von 1815 1815 im G0-
nei-alstabe des Fiirsten von Wrede gegen Frankreich mitgemacht
hat, um das Leben in den xnannicliialtigsten Situationen zu erfas-
sen, und im ruhigeren Iireise begegnete es ihm später in Wien, in
_Italien und der Schweiz, Wo ihm überall auch die landschaftliche
Sccneric reich-e Studien bot. Als Resultate seiner Scharten Beob-
achtung hat der Künstler eine bedeutende Anzahl trelflicher Bil-
der gelietert, von denen ein grosser Thcil kriegerische Scenen
und solche aus dem weniger bewegten militärischen Leben vorstel-