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IIen-era ,
Francisco
Luis Fernandez zu begegnen. Er befliss sich einer freieren, ja
kühnen und doch correlsten Zeichnung, und in der Führung de,
Pinseh erlangte er eine Gewandtheit, wie keiner seiner V0rgänger_
Dabei arbeitete er nach den strengen Gesetzen der Iiunst, und so
wurde Herrera der Stifter einer Schule, in Welcher grosse tech-
nische Meisterschaft herrschte. In dieser Schule war der berühmt-e
Dflfelasquez, der aber in der Folge zn Pacheco iiberging. In
der letzteren Zeit hatte er gar keinen Schüler mehr, und selbst
seine Söhne verliessen ihn. Er war abschreckenclen Charakters,
und zuletzt beherrschte ihn solch ein menschcn-feindliches Wesen,
dass ihn alle flohen. An dieser Hiirte war zum Theil auch das
Bewusstseyn einer Schuld Ursache. Der alte Herrera arbeitete
auch sehr gut in Metall und einmal dehnte er diese Fertigkeit su_
gar auf die Numismatik aus. Vor Gericht gezogen sollte er 1624
strenge Strafe leiden, und nur der Gnade Philiprfs IV._ verdankte
er die Freilassung. Von dieser Zeit an aber nahm sein {insteres
VVesen immer mehr zu, und nun konnte Niemand mehr bei ihm
verweilen. Er war jetzt allein bei der Arbeit, obgleich der Iiünst-
1er noch immer mit bedeutenden Aufträgen beehrt wurde. Im
Jahre 16117 malte er im erzbischöfliehcn Saal vier grossc Stücke
und später war _er Madrid beschäftiget, wo Herrera auch in
grossein Ansehen stand und starb.
Die Hauptwerke des alten Herrera wvaren in den Kirchen Sa-
villtfs; auch in anderen Kirchen und in Cabineten Spaniens konnte
man sich von der liunstfertiglteit dieses Meisters überzeugen; in
den neuesten Tagen aber wird in den unseligen Wirren vieles von
der alten Stelle gekommen seyn. .Ein namhaftes Gemälde ist sein
jüngstes Gericht in der Kirche des heil. Sebastian zu Sevilla, yvorin
sich gewaltige Jiraft der Qomposition und ungemeine Nlannicltfal-
tigkeit in den Physiognomiennnd Stellungen odenbaret. Hier ist;
durch wenige grosse Massen in Farbe, so wie in Licht und Schau
ten, ergreifende Vvlrkllnglerzlßlll- Zu den berühmtesten Arbeiten
des Iiiinstlers in Sevilla zählt man auch die Iiretizabnehmung-
und die Attsgiessung des heil. Geistes bei St. lnes; die Iiuppgl
von St. Bonaventura hat er in Fresco ausgemalt. Herrera malte
gleich gut in Oel, wie in Fresco, mit grosser lVIEiSEBPSChGft-rnup
arbeitete er oft zu wild. Seine Zeichnung ist sehr korrekt, und
besonders trefflich sind seine nackten Figuren , welche die meisten
spanischen Maler ängstlich vermieden, wodurch sie das Auge der
höchsten Schönheit der antiken Kunst beraubten. Trotz "aller Per-
tigkeit gewahrt man bei ihm doch nichts Oberflächliches. Er blieb
der Natur und der Wahrheit getreu, fern vom Manierismus.
Der grösste Theil seiner Gemälde ist historischen Inhalts, doch
malte er auch Scenen aus dem gemeinen Leben, Schenken, Wirths_
stuben, Küchen etc. In seinen Landschaften sieht man noch die
Mangelhaftigkeit der Darstellung, wie sie jener Zeit noch eigen
war. Es gebricht diesen seinen Bildern an Richtigkeit der Per-
Spektive, und die Ausführung in den Theilen ist von grösserer
Vollkommenheit.
Herrera war auch in der Baukunst erfahren. Sein Werk ist die
Fngtttde des Klosters de 1a Merced zu Sevilla. Wir müssen auch
erwvahnen, dass der liiixistler etliche Blätter gciitzt habe.
HCITÜTÜ: FraUCISQO de, genannt el lNIozo, der Sohn des Obi-
igen, geb. z_u Seyilla 1622, gcst. zu Madrid 1685. Sein Vater un-
terrichtete ihn in der Kunst; doch auch ihn entfernte die Härte
des Vaters. Er floh nach Rom mit einer Summe Geldes, die er in;
väterlichen Hause entwendete; allein anstatt sich in jener Stadt an