Volltext: Haspel - Keym (Bd. 6)

Herlin , 
Jesse, 
Herlin , 
Hans. 
121 
Herlin, Jesse, (Joseph), Maler in Ulm, Friedrich? Sohn,  15,0 
ebenfalls in Nördlingen starb , wie Weyermann {rersichei-t. Meu- 
sel (Museum X. 530) verwechselt ihn mit dem alten lVIBiSter lrfityl, 
und auch bei Fiorillo ist der Artikel über die llerlin nicht der 
deutlichste. Sein Vater unterrichtete ihn in der Iiunst, doch 
scheint er sich mehr zur Weise Wohlgemutns gewendet zu haben, 
ohne diesem Meister gleich zu kommen, wenn man auch ihm in 
einigen Werken Beifall zollen muss. Er hinterliess viele Gemiiltle, 
und Weyermann verzeichnet mehrere Arbeiten dieses IiiinstlßrS- 
"In der Hauptkirche zu Nördlingen ist das jüngste Gericht; mit den 
Initalien seines Namens und der Jahrzahl 1503 versehen, Chyigtus 
erscheint oben mit Schwert und Oelzweig im Kreise der Apostel, 
und ganz phantastisch sehen die 'I'eufel aus. Die Verdammten 
tragen das Zeichen ihrer Strafe in den Händen, Spielkarten, 
Würfel, Branntweimgläser etc. Im Höllenschlund sitzt der Pabst 
mit einigen Cardinlilen undlVIÖnchen, und am Eingange zur Hölle 
nothziichtiget der Teufel eine Weibsperson. In der Ausführung 
ist das Bild ohne Werth, nur die oliginelle Idee kommt in An- 
schlag. Auf seiner Darstellung des jüngsten Gerichtes (1470) unter 
der Orgel derselben Kirche zieht ein grüner Teufel mit dem Fischlao if 
den Pabst an den Fiissen in die Hölle, ein anderer Teufel hellt 
einen Bischof bei den Ohren, und ein dritter führt den Kapuzi- 
ner beim Bart in die Hölle. Nur zwei Personen gehen in den 
Himmel ein.  
Ueber dem Chor im Münster zu Ulm war die. ganzclWand von. 
Herlin bemalt, aber 1817'wurden diese Gemälde zur Zeit des lie- 
formationsjubiläums verwischt, nachdem sie 5117 Jahre bestanden hat- 
ten. Man sah hier ebenfalls das jüngste Gericht, in einigen Theilen 
jenem der Iiirche in Nördlingen ähnlich. Die Darstellung mit 
dem Weltrichter nahm den oberen Theil ein, rechts gegen den 
Bogen herunter war dasFegfeuer abgebildet und gegenüber die 
 Hölle. Aus dem Fegfeuerlstiegen einige auf der Treppe zum Him- 
mel auf, und in der Hölle herrschte wieder die muthwillige Phan- 
tasie des Künstlers. Der Quaclisalber besah das Uringlas, dcr 
Schneider hatte die Scheere, mit welcher er manchen Fleck fiir' 
sich abgeschnitten, der Krämer hielt seine Waage, dem VVu- 
cherer hing der schwere Beutel am Halse, und der Drache hatte 
einen glänzenden Stein im Auge. Dieses Bild wurde t470 vollen- 
det. In der Kirche zu Weilheim im Wiirtembergischen sind ähn- 
liche Malereien in Fresco , vielleicht von demselben Künstler. - 
In Privatssammlungen finden sich hie und da Gcnrestiicke von 
diesem Jesse Herlin , die immerhin ihre Vorzüge besitzen. 
HßfllllyLallx (LllßaS), Maler und Sohn des ältern Friedrich, der 
noch 1521 in Niirdlingen arbeitete. Er malte Historien in der 
VVelse seines Vaters, es" scheint aber, dass er öfter auch den 
"Wohlgßmuth zum Vorbilde gehabt hat. lMan findet heilige Dar- 
stellungen von seiner Hand, die mit einem Monogramme, oder 
mit den Buchstaben L. H. bezeichnet sind. Fiorillo spricht in der Ge- 
schichte der Malerei in Deutschland I. S. 53.1 von einem Bild- 
nisse des JßSSß Herlin mit dem lYIonogramm H. L., und dieses 
sollte unsern Künstler bedeuten. Dabei steht auch, dass de? 
Iiiinstler damals 65 Jahre alt war. Wir konnten darüber nicht klar 
werden. 
Hßrlin, HHUS, Bruder des Obigen, war ebenfal]; Maler, dessen Le- 
bensverhältnisse aber unbekannt sind. iEr malte heilige Bllllßr. 
scheint aber geringer zu seyn, als die anderen Iiunstler dieses
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.