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Hensel ,
Wilhelm.
Abbildung mehrerer durch Ilang und Schönheit ausgezeichneter
Personen darbieten. Dem liunstler lsani bei dieser an sich gewiss
sehr schwierigen Aufgabe die Leichtiglieitnnd Zartheit jener M3-
nier zu statten, in welcher er bereits früher geübt war, nämlich
Bildnisse in Bleistiftzeichnungen auf eine höchst gefällige VWeiSe
auszuführen. I-Ieusel versteht es, jede individuelle Eigenthiiin-
lichlseit zu erfassen und den glücklichsten Moment in Wen-
dung und Geberde abzulauschen. Einen Beweis seiner Leichtig-
lseit in charakteristischer Auffassung gewähren neben anderen auch
diese Blätter, auf welchen ebenfalls die Bildnisse der königl. Prin-
zen und Prinzessinnen erscheinen. Die Bilder, alle von grösstep
Portraitähnlichlieit, wurden zu Ehren der damaligen Grossfiirstin,
der jetzigen Kaiserin von Russland, ausgeführt, und die, darin
auftretenden-hohen Personen sassen dem Iiiinstler in ihrem maleri-
scheu Costüm. Auch mehrere Oelhilder musste er in diesen gläq-
zenden Trachten darstellen.
Die erwähnten Zeichnungen erschienen bei Wittich zu Berlin
im Iiugferstiche, von H. Moses, Bergcr, Mayer u. a.
Iin Jahre 182.3 riss sich der Künstler _von glänzenden und an-
genehmen Umgebungen los, urn als l-siinigl. Pensionair die Kunst-
schätze Roms zu schauen. Hier coäurte er wahrend seines funf.
jährigen Aufenthalts Rafael? Trans guratioii 1n_der Grdsse des
Originals, selbst ein meisterhaftes Gemälde, das die Schlosslsapelle
in Charlottenburgscliiniickt. Ein grosses sinnvolles Bild nach eigener-
Erfindung stellt Christus und die Samaritcrin vor, und auch meli-
rere kleinere Bilder führte dieser Künstler aus. Einige erinnern
uns an Italien, wie die schöne Vittoria van Albano, wie sieglen
Gefährtinnen ihren Entschluss," ins Iiloster zu gehen, _mittheilt,
die Genzaneserinn mit dem Tambourin, nacluwelchein ein Knabe
greift u. s. w. Das erstere dieser Gemälde zeichnet sich, wie alle
Werke dieses Künstlers, durch-gefällige Composition und clxa-
ralsteristische, lebendige Auffassung aus.
Im Jahre 1828 kehrte Hensel wieder ins Vaterland zurück, und
von dieser Zeit an war er in Berlin auf mannichfache Weise be-
thiitiget. Er wurde königl. Hofmaler, Mitglied der Akademie und
Professor an derselben. Jetzt trat er auch incin eheliches Ver-
hältniss, mit einer Enkelin des Moses Mendelssohn. Im Jahre
1850 malte er auch das Bildniss des Felix Mendelssohn Bartholdy,
eines jungen Coxnponisten; Hauptarbeit bleibt aber ein Gemälde
von colossaler Grösse, Christus vor Pilatus vorstellend, vom Iiö-
nige gekauft, und in der Berliner Garnisons-Kirche aufgestellt.
Ein Meisterbild, das er 1856 zur Ausstellung brachte, stellt Mir-
jam vor, eines der herrlichsten Thema der Bibel, Moses II". Can.
'15. V. .20. Der Iiünstler hat seine Aufgabe von der lyrischen
Seite erfasst, und bei Gelegenheit der Ausstellung dieses Werke;
heisst es in der Beilage zu den Berliner Nachrichten 1856 Nro.
255 dass im Norden Deutschlands die Historienmalerei überhaupt
nie m ihrer dramatischen Fülle gehandhabt werde, sondern dass sich
hier vorzüglich der lyrische Theil einheimisch gemacht habe-
Der Gegenstand diese: Bildes ist folgender; Miriam wird beim
Ausznge aus Aegypten und dem Uebergange durch das Meer zur
Prophetin begeistert, und sie ergreift ein Instrument zur Beglei-
tung der Befreiungshymne: Lobsinget dem Herrn, er ist hoch und
erhaben etc- Alle Frauen folgen ihr mit Handtrommeln und Tanz-
musik. Moses und Aron ragen auf einem Felsen wie Nebelge-
stalten einer tiefen Vorzeit aus dem Hintergrunde. Näher beschrie-