Geläe,
Claude.
sagt, Allem verschlossen, was nicht den höchsten Rang im Staate
einnahm. Päbste, Könige und Fiirsten wurden die einzigen, wel-
che sich die herrlichen Werke seines schaffenden Geistes zu erwer-
ben im Stande waren. Seine nngeheueren Preise beschränkten die
Käufer nur auf Solche, die selbst ungeheuer reich waren ubd das
Publikum war gewissermassen vom Genusse seiner Gemälde ausge-
schlossen, dereu Besitzer nach und nach drei Piibste und zwei re-
gierende Fiirsten zu scyn strehten.
Indessen ward nicht plötzlich sein Glück, so wie er selbst nicht
mit einem Schlage ein grosser liiinstler. fehlte ihm anfangs an
guter Unterweisung, seine Gedanken und Empfindungen aufder Lein-
wand auszudrücken, und seine kleinen Bilder wurden immer noch
nicht mehr geachtet, als sein Gebäck. Er plagte sich aber bei Tag
und Nacht, lag vor Sonnenaufgang in Feldern und Wäldern , die
Scheine und Lichter zu bemerken, und dann lief er in steehender
Sonnengluth nach Hause, um die beobachteteEi-scheinung in seine
Bilder zu bringen, wodurch diese wohl natürlich und ileissig, aber
ängstlich wurden, so dass sie Niemand kaufen wollte, selbst nicht
um das geringste Geld, wodurch Claude in Mangel und Noth ge-
Iieth. So traf ihn eines Tages der berühmte Sandrart in dem pa-
radiesischen Tivoli. wo der deutsche Künstler an Ort und Stelle
gleich nach der Natur malte. Gelöe kam zufällig durch das Ge-
büsche, sah das Verfahren des NIeisters, und jetzt schien sich ihm
mit einem Male das Heiligthum zu öffnen. Freudig betrotfen fragte
er weiter, versuchte sogleich und richtete von Stunde an auf glei-
che VVeisc seine Studien ein. Seit dieser Zeit war zwischen bei-
den Künstlern ein Herzensbund gestiftet, der auch nie getrennt
wurde. Sie waren täglich beisammen, zogen bald in ein Haus und
malten, anstatt zu zeichnen, sogleich nach der Natur. Als San-
drart abreistc gab ihm Claude die schönsten Gemälde, die jener
bis an seinen Tod als Lieblinge bewahrte. Claude selbst brachte
den grössten Theil seines Lebens in Iiom zu, und es steht noch
gegenwärtig die Villa, die er an einem der sanftesten Abhiinge des
Janicultis erbauen liess. Sie steht da, wo dieser dem südlichen
Abfall des trümmerreichen Aventinus gegenüber den gelben Ti-
berstroin durch ein enges Bett zwängt. Stolze Pinien, wahrschein-
lich von ihm gepflegt, vagen über die einsame YVohnung empor.
Die Villa, welche er in der Niihg von München zu Harlaching
erbaut haben soll, steht nicht mehr. Der bayrische Hof be-
schäftigte ihn und die Anhöhe bei Harlaching, mit einer Gartenan-
lage, die sich den Hügel hinaufzog, sollte vielleicht das Minia-
turbild seines Janiculns seyn. Doch starb der Iiiinstler weder in
Lothringen, noch in Deutschland, es zog ihn wieder nach Italien,
nach Rom, wo er dem Podagra erlag.
Claude's Werke sind entzückende Naturbilder, herrliche Schi]-
derungen ihrer Feier bei auf- und uutergehender Sonne. Es
herrscht darin Ebenmass, Eleganz und Anmuth der Formen und
Umrisse in einem Grade, wie er wohl nicht mehr höher anzutref-
fen ist. In der malerischen Ausführung bleibt er ein llrluster der
Vollkommenheit, denn diese VViirme der Tllfilrll. dieses Wellenli-
nienspiel, dieser Schmelz und Duft der Tone, diese Wirkung des
Lichtes sind noch nicht erreicht worden.
In den mannigfaltigen Edekten des Sonnenlichts, in den Ansich-
ten des Meeres, in den Fernen und in der harmonischer: Wirkung
des Ganzen ist er bis jetzt unerreicht geblieben. Seine Behand-
lung der Oelrnalerei ist ungemein klar und kräftig, und gänzlich
entfernt von der in den Gemälden der Italiener seiner Zeit herr-
schenden Rohheit und Undurchsichtigkeit. Seinen zauberischeu