Guärin s
Pierre.
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legißß. 1817 jener des Ordens vom hl. Michael, und 1824 Baron.
Das lrzmzösische Institut nahm ihn erst in den letzten Jahren un.
ter Seine Mitglieder auf. Schon friiher war er den Akademien von
Rom, Florenz, Turin, Antwerpen etc. einverleibt.
Von den Gemälden dieses Künstlers müssen wir noch mehrerer
erwähnen. Im Jahre 1802 sah man sein O fer des Aesculay, jetzt
in 'I'rianon, und 1806 die Darstellung Napolieonä, wie er all? Ober-
general den Empörern von Cairo verzeiht. Diese: Bild lähltman
zu den Hauptwerl-xen der franziisiehen Schule. Im Jahre 1810 er-
schien seine Anclromache, welche vor Pyrrhus Axmpdas Leben des
Astianax fleht, ein ßild, das weniger theatralisch erscheint, als
andere Werke der, Davidkchen Schule. Die Gruppe der Mutter
und des Kindes ist ungesucht, wahr und natürlich. In" der Gal-
lerie Luxembourg kann man den Beleg dazu finden. Bichomme
hat dieses YVerk gestochen. Ein anderes Bild aus jenenZeit stellt
Aurora und Cephalus vor, das unsiauch durch Forster": Stich be-
kannt ist. Man rühmt dieses Gemälde als trefflich, wenn es nicht
zu sehr durch die Eleganz der Darstellung besticht. Graf Soma-
riva erhielt es.
Ein vielhesprochenes WVerlt ist Gu6rin's Darstellun des Aeneas,
yvelcher der_Dido seine Abentheucr erzählt, im Palgiaste Luxem-
bourg, 9 F. hoch und 12 F. breit, und gestochen von Forster.
Einige weisen diesem Bilde einen hohen Rang unter den Iiunst-
werken an. Man findet den Styl erhaben, das Ganze einfach,
zierlich im Einzelnen ,V und geschmackvoll bei grossem Reichthum.
Der Hintergrund soll meisterhaft behandelt seyn, indem der. heisse
Ton der Luft, des Meeres, der Landschaft den afrikanischen Him-
mel ausspricht. Aeneas und der Knabe Ashanius entging der Iiri.
tik nicht, in der Dido aber soll der Künstler den Sinn der XVm-to
Virgils (Aen. IV. 60): „est mollis flamma niedullas," auf die Lein-
wand hingezaubert- haben. Andere nennen dieses cÜlÜSSiIle Bild
ein heroische; Conversationsstiick mit so leeren Köpfen und so zier-
lich ausgeschmiicht, dass selbst entschiedene Bewunderer jener
Schule es ganz treffend mit dem Putzladen einer Modehändlerin
verglichen haben. Einen gleichen Rang räumt man auch dem
Gemälde der Clytemnestra ein, dem 11F. gZ. hohen und itF. 9Z.
breiten Schaustiicke derselben Gallerie. In diesem Stücke herrscht
theatralische: Pathos, der nicht von jedem mit gleichem Wohlge-
fallen aufgenommen wird. Es wird indessen dieses Werk sehr ge-
lobt. Nie soll Aeschylos Clytenmestra besser geschildert worden
seyn, als gerade hier. Die wankenden Schritte der Königin, das
pnsichere, ein gewisses Zusammensinlaen der ganzen Gestalt, das
ihre Anstrengung und Unentschlossenheit ausdrückt, die abgewen-
dete Richtung des Dolches, der Agamemnoifs Schlummer in den
Todesschlaf verwandeln soll, Alles ist mit der Handlung iibereim
stimmen-i. So schön auch die Stellung der Königin ist, so soll
diese dennoch der liopf iibertreßen. welchen man zu den erha-
bensten Schöpfungen der Kunst zählen will. Aegisth ist, was er
S9?" Soll, ohne Adel; seine Züge drücken Furcht aus. Agamem-
I10_I1'S Gestalt ist im erhabenne Style gezeichnet, doch fand man in
seinem Schlummer nicht den Ausdruck der Natur. Indessen glaubte
man 1817, dass die Bedeutsamkeit eines Gemäldes nicht höher ge-
Steigert werden kann.
1m Luxembourg ist auch Gucrin's hl. Genovefa, die Patronin
Von Pans- Sein letztes Gemälde stellt im Doppellichte des Mon-
des und der Feuersbrunst den Pyrrhus in dem Augenblicke dar,
wie er den alten Priam zu den Fiissen des Altars im Angesichte
dßl" Heßllba und ihrer Töchter ermordet, während rückwärts He-