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Gueudter,
Johann
Georg.
Bestellungen von Arbeiten, als er leisten konnte. Sobald aber der
Einfluss der französischen Republik auf diesen Handelszweig sehr
nachtheilig einwirkte, wagten die Iiaufleute nicht mehr, Vorriithe
von Glasmalereien auf gutes Glück zu bestellen, und dieser unver-
schuldete Mangel anBeschäftigung versetzte ihn in Verlegenheit,
seine Familie anständig -ernähren zu können. Er sann also auf
neue Quellen zum ferneren Unterhalte und suchte sich der Nah-
rungssorgen durch die Wiederhcrstellunä alter verdorbener Ge-
mäläe zu entledigen, deren Zahl durch (ie Wanderer aus Frank-
reich in Deutschland sehr vermehrt worden war. Allein mit der
Literatur und 'l'heorie seines Faches noch unbekannt, und ausscr
Verbindung mit geliilligen Berufsgenossen, musste er sich auf seine
eigene Erfindungslarait beschränken. Erst nach einer Reihe von
Versuchen wurde er mit den zuverlässigsten Ilestaurationsmitteln
und deren dauerhaften Wirkungen ganz vertraut. Sein uner.
miideter Eifer in diesem neuen Geschäftszweige erregte die Auf-
merksamkeit naher und entfernter Iiunstlreunde noch in desto
höherem Grade, als er bei der Errichtung der k. b. Gemäldegal.
lerie in Augsburg mehrere, zwar sehr ausgezeichnete, aber äuß-
serst beschädigte Gemälde in den erfreulichsten Zustand zurück.
versetzte. Diese iidcntlichen Proben seiner Iiunstlertigkeit gewan.
nen den vollsten Beifall des Direktors von Mannlich zu München,
auf dessen Gutachten dann auch Guendtcr als k. Gemälde-Restau-
reteur bei der Augsburger Gallerie 1808 ernannt wurde.
Seine erste Sorgfalt war, die aus den säcularisirten Klöstern zu
Augsburg; fiir die dasige Gallerie abgegebenen vortrelflichen Ge-
mälde der altdeutschen Schule, welche, wie z. B. die Werke von
Hans Burkmair, der beiden Holbein, A. Altdorfer etc. ausseror-
dentlich gelitten hatten, in d'en besten Zustand wieder zu ver-
setzen. Je schwieriger diese Unternehmung war, mit desto allge.
meinerem Beifall wurde sie gekrönt. Ein so unerwartet günstiger
Erfolg veranlasste den Churfiirsten Clemens VVenzeslaus von Trier,
auch seine Sammlung von mehr als vierzig Gemälden des berühm-
ten C. W. E. Dietrich unserm liünstler zu übergeben, welchem die
TViederherstellung so gut gelang, dass er nicht nur den höchsten
Beifall des edlen Besitzers einerndtete, sondern auch fürstlich be.
lohnt wurde. In den folgenden Jahren beschäftigte er sich mit
der Restauration der grossen Altargemälde von Johann Lanfranco
aus der aufgehobenen Dominikaner Iiirche zu Augsburg, wie mit
jenen "von Caspar Crayer und Carl Cignani, welche aus der be.
rühmten Düsseldorfer (Sellerie in "ene zu Augsburg versetzt wgr.
den waren. Das glücklichste Resultat dieser Bemühungen erhöhte
seinen Ruf als eines sehr gewandten Iiestaurateurs so sehr, das,
ihn auch König Maximilian Joseph 1816 nach Schleissheim, und
in- den folgenden Jahren öfters nach München zu sich rufen
liess, um ihm aus seinem Privatkabinete mehrere kostbare, aber
sehr verletzte Gemälde z-ur Wiederherstellung zu übergeben.
Alle diese Stücke wusste so vortrefflich zu erneuern, dass der
königliche liunstkenner seine ausgezeichnete Zufriedenheit bei je.
dernenen Probe wiederholte. Das anerkannte Vertrauen des Staa-
tes und seines Regenten ermunterte auch Privatkunsttreunde, Guend.
ter's erfahrnen Rath über die mögliche Wiederherstellung ihrer
ausgezeichneten, aber in üblen Zustand gekommenen Gemälde,
sich crtheilen zu lassen.
So lud ihn z. B. der Fürst und Minister Ludwig von. Waller-
stein für diesen Zweck ein; ebenso restaurirte er 131? einige der
tvorzüglichsten, in einem höchst kritischen Zustande befindlichen,
TGemäIde der Gebrüder Boisserär und Bertram, Besitzer jener be-