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Gros ,
Antoine
Jean,
Baron-
sen drei verschiedenen Naturen hat der Künstler die anze frühere
Kraft seiner Zeichnung undMannichfalti lieit seines äolorits geof-
fenbart. (Vgl. Iiunstblatt 1856 S. 138). gerühmt wurde auch seine
Schlacht von Nazareth. Die Schlacht von Wagram und die Ein-
nahme von Madrid wurden spliter Gegenstände von Grus's künstle-
rischer Darstellung.
Mittlerweile erfolgte die Rückkehr der Bourbonen, und nun
hatte es mit den kaiserlichen Glanzbildern ein Ende. Der Künst-
ler musste daher ein anderes Feld suchen. Zuerst malte er Karl V.
und Franz I. in der Gruft von St. Denis, für die Kirche daselbst aus-
geführt. Dieses crhliirexi Einige als eines der werthvollsten Bilder der
französischen Schule, während man auch wieder lesen kann, dass
man nach dieser scliwviichlichen Scene (gest. von Förster) und nach
der missrathenen Schlacht von Eylau den Iiiinstler nicht beurthei-
len dürfe, da er viel Besseres geleistet hat, und dieses ist nament-
lich in Versailles zu finden. Misslungen ist auch seine Darstel-
lung der Abreise Ludwigs XVIII, in der Nacht vom 20. März 1815,
und die Einschiffung der Herzogin von Angouleme in dem Hafen
vpn Pauliac am 2. April 1815- Dass dem Künstler das letztere
Bild den Michaels-Orden verschafft habe, ändert nichts am Ur-
theilc. Seine Abreise Ludwigs fand von Seite der lhlaler noch
eine grösscrc ftnerlsennung, als beim Publikum, in keinem Falle
aber ist dieses Bild dem Einzuge Heinrichs IV. von Gerard an die
Seite zu setzen. lm k. französischen Museum sind vier Decken-
bilder von seiner Hand. Im ersten Saale sieht man den Iiöni ,
wie er den Iiiizisten das Museum übergibt, und im fünften Saalge
malte er die Göttin des Ruhms, den Gott der Zeit und den sieg-
gekröntcn Mars, drei Bilder im schönsten Einklange und mit Kraft
des Pinsels gemalt. Sehr gut, in Oel auf die Mauer gemalt, sind
seine Gemälde der Kuppel in der Genovefenltirche zu Paris. Man
sieht hier die Geschichte Clodwigs, Iiarls des Grossen, Ludwigs
des Heiligen und Ludwigs XVIII. Am reinen Himmel vom schön-
sten Blau zeigen sich Wollten mit Silber und Gold gehöht. Der
König verlieh dem Maler dieser Kuppel den Titel eines Barons;
auch ertheilte er ihru den Auftrag, für den Saal der lr. Sitzungen
zweiBilder zu malen: Philipp August zu Bouvines, und Heirichllf.
in der Versammlung der Nutabeln zu Rouen.
Baron Gras malte auch Bildnisse, diese aber gewöhnlich nur
zur Erholung, Die namhaftesten sind: die Bildnisse Napoleons,
des liönigs von Neapel, des Herzogs von Bellunn, des Generals
Lasalle und seiner Gemahlin, des Königs von Wcstphalen, Lud-
wigs XVIIL, der Herzogin von Angnuleme, Carls X., Murats etc.
Seine Bilder, deren die meisten gestochen wurden, sind in den
königlichen Pallästen und in Privatgallerien. Die Schlachtstücke
sind darunter seine besten, in Darstellungen leichter graziöser
Art, worin er sich in letzter Zeit auch versucht hat, ist er nicht
auf gleiche Weise zu rühmen.
Gros hatte nach David die zahlreichste Schule. Er selbst war
Schüler jenes tVIeisters, aber er näherte sich in seiner Manier mehr
der neueren Weise, als jener David's.
Zu jener Zeit, als Gros auftrat. hatte sich die Kunst, wie das
übrige Leben, streng und republikanisch gestaltet, und das Alter-
thum war Vorbild in seiner Reinheit des Styls, und in der Strenge
der Form, die sich in römischen und griechischen Helden, welche
in einer gewissen Eleganz paradiren. offenbart. Die Kunst war
damals nur Copistin künstlerischer Vorbilder des Alterthums, ohne
Originalität, die man doch überall zu erkennen glaubte. Sie ent-