Volltext: Gallimberti - Haslöhl (Bd. 5)

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GralY, 
Anton. 
nach Augsburg gekommen war, um bei einem Iiupferstecher den 
Grabstichel fii ren zu lernen. Dieses Bild war der Anfang der le- 
benslänglichen Freundschaft mit diesem nachher berühmt geworde- 
nen Iiiinstler, der so viel nach Grafl gestochen, dass man sagen 
kann, sie haben wechselseitig, der eine mit seinem Pinsel, der an. 
dere mit seinem Grabstichel, ihren gemeinschaftlichen Ruhm be- 
fördert. Von dieser Zeit an wurde Graff immer mehr bekannt. Zu 
seiner weitern Ausbildung trug auch seine Iiuntlschaft (wie es die 
alten Maler hiessen) mit dem Thiermaler J. E. Iiidinger und eine 
Reise bei, die er nach München machte, wo er in Schleissheiin 
das erstemal eine Gemälde-Gallerie erblickte, und Gelegenheit 
hatte, das Grösste in seinem Fache mit dein, was er leistete, zu 
vergleichen. Auch in Regensburg malte er viele Portraite, meistens 
auf Pergament, aber auch in Oel, besonders in den Gesandschafts- 
liiiusern. Endlich wurde er auf Veranlassung Hagedords als säch- 
sischer Hofmaler angestellt und als Mitglied der Akademie aufge- 
nommen, mit 400 Thaler Gehalt, der später auf 700 Thaler erhöht 
wurde, da er 1788 den Huf nach Berlin mit 1400 Thaler jährlicher 
Besoldung ablelinte. In Dresden malte er mehrere Gelehrte und 
Kaufleute; das meiste für den Buchhändler Reich zu dessen Samm- 
lung von Portrüten deutcher Gelehrten. Für Reich malte er Gellert, 
Weisse, Mendelssohn, Spalding, Ilarnler und Sulzer, dessen äl- 
teste Tochtel: er zur Frau erhielt. Seiner häufigen Arbeiten in 
Dresden ungeachtet unternahm er noch kleine Reisen, auf welchen 
er in Carlsrulie und Töplitz die meisten von den so beliebten und 
geschmackvollen kleinen Köpfen auf Pergainent mit Silberstift zeicli- 
nete, die sich nach einem vorgefundenen Verzeichnisse von 1785 
bis 90 über 300 beliefen, und von denen er sich jeden mit drei 
Dukaten bezahlen liess. Für seine Oelgemälde foderte er 30 bis 
50 Thaler. Seine liebsten Ausflüge aber gingen nach der Schweiz. 
Graf malte und zeichnete indessen nicht bloss Köpfe; er malte 
mit Erfolg auch mehrere grosse Farnilienstüclte und in letzterer 
Zeit versuchte er sich mit Gliiclt in der Landschaftsmalerei. 
Eine seiner Lieblingsbeschäftigungen aber war das Copiren be- 
rühmter Meisterstiicke auf der churfiirstlichen Gallerte, weil er 
sagte, dass man die wahre Behandlung und Farbenschiinlieit ei- 
nes Gemäldes nur durch den Pinsel entdecken könne, und dass 
blosses Beschauen für den Maler nicht hinreiche. Mehrere der be- 
rühmtestenGeniälde der Gallerie copirte er für den russischen Hof. 
Wenn er mit den Personen, die er malen sollte, einige Zeit vor- 
her Umgang pflegen konnte, so war ihm das sehr lieb; da lauschte 
er unvermerkt auf ihre beste Miene, beobachtete ihre eigenthiirn- 
liclie Haltung und studierte die natiirlichsten und passendsten Far- 
bentöne des Gesichts, um alles dieses nachher im Bilde anzubrin- 
gen, So gelangte er durch scharfes Beobachten, durch unausge- 
setztcs Studium und weise Benutzung seines Talents, zu dem Grade 
der Vollkommenheit, auf welchem. ihn das unpartheiische Teutgcli- 
land bewunderte; er trat i_n_ die Fussstapfen Van Dyl-fs. Schon 
durch die eigenen, der individuellen Natur abgeborgten Stellun- 
gen gab er seinen Portraiten einen vorzuglichen Werth, und durch 
seinen tiefen Blick in das Innere, wusste er das Edle eines Cha- 
rakters lierausziihebcn und mit der Aehnlichkeit zu verbinden; al- 
les in kräftiger Darstellung, fester Zeichnung, ohne Ziererei und 
gekiinstelte Manier, mit lieblichem frischem Colorit, verständiger 
Harmonie, kiihnem Pinsel und rlauerhaften Farben. Die geSChicli- 
testen Iiupferstecher Deutschlands, Müller, Bause, Lips u.  ha- 
ben nacli Graf? gestochen. Er hatte ein grosses Buch, worin er 
von Anfang an alle seine Arbeiten mit dem Namen der abgebilde-
	        
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