Jean.
Goujml ,
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ende knüpft sich aber eine traurige Sage. Er war Hugenotte und a1;
solcher 1572 den Eiferern der Bartholoinäns -Nacht verfallen. Die
Königin warnte ihn, auf seiner Hut zu seyn, aber eine Flinten-
lauge] traf ihn tödtlich, als er eben auf das Gerüst des Brunnens
des Innocents steigen wollte. So erzähl-t die Sage. Nach dem
Style Seiner Werke zu urtheilen, scheint er in Italien gewesen zu
seyn, da aus seinen Werken reinere, durch das Studium der An-
tike erworbene Grundsätze sprechen, als dieses bei anderen Iiiinst-
lcrn seines Vaterlandes der Fall ist. In der Plastik, besonders im
Basrelief, erreichte er eine solche Superioritiit, dass ihm keiner
seiner Nachfolger an Vollendung der Arbeit, an Zierlichkeit und
Grazie gleiclikain. Man nannte ihn deswegen Le Correge de la
sculpture.
Jean Goujon stand dem Pierre Lescot beim Bau des Louvre zur
Seite, der griisste Rubin aber wurde ihm immer durch seine bild-
nerische Verzierung der Gebäude zu Theil, wie dieses mit der
Fontaine der-Unschuldigen, oder der Nymphen, der Fall ist, so wie
selbst mit jenem ifheile des Louvre, welchen Lescot auffiihrte.
Dass er aber Wirklich Architekt war, ist unläugbar. Es beweiset
dieses eine französische Uebersetzung des Vitruv, die zu Paris durch
Jean Martin Hilf! zu Stande gebracht wurde. In der Epistel an
deniliönig, in diesem wenig bekannten VVerke, sagt der Üebersetzer,
dass Jean Goujon die neuen Zeichnungen: concernantcs de Part
de inassuncrie, gcfertiget habe; zugleich ersieht man daraus, dass
Goujon als Architekt im Dienste des Connetable (rinne von Mont-
morency) gestanden, und zu ]ener_Zeit, als Martin schrieb, war
er vom Könige beclienstct. Auch in der Vorrede sagt der Üeber-
sctzer, dass von Jean Goujon die Zeichnungen des Werkes her-
rühren, doch ist dieses nicht mit allen der Fall. Voii Gonjon rüh-
ren diejenigen her! welche sich auf die Siiulenordnung und die
Profile bgzieheß, in welchen der Styl der Zeichnung und der an-
tike Geschmack für unsern Künstler sprechen. Am Ende des Wer-
kes gibt der Bildner selbst von seinen Zeichnungen Rechenschaft,
in einer Abhandlung mit dem Titel: Jean Goujon, studieux d'ar-
chitecture aux lecteurs saliit.
Jean Goujon war also sogar königlicher Architekt, und als sol-
cher dürfte er beim Bau des Louvre Theil genommen haben, so
wie bei jenem der Fontaine des Innocents.
Sein Werk ist die Tribune mit den vier colossalen Caryatiden
in einem Saale des Louvre, die Peranlt zu seiner Uebersetzung
des Vitruv von S. le Clerc stechen liess. Dieses Werk überlebte
alle Restaurationen des Louvre. Das Hötel Carnaval zu Paris (rue
Culture St. Catherine) wurde von ihm begonnen. Das Hauptper-
tal mit den halberhobenen Löwen, und die ganze Construktion,
verrathen den Geschmack und den Styl dieses Meisters. Den Bau
vollendete wahrscheinlich Mansard.
Unter seine Hauptwerke der Plastik zählt inen die fünf halber-
hQbß-Hen Figuren der Najaden an der Fontaine des Innocents, die
BasrFlißfs der Iiirche Notre-Dame sind aber zu Grunde gegangen,
{ß dlß Sculpturen des neuen Marktes, der Thiire des Arsenals und.
Jene VQU Croix Goline. Heinrich II. gebrauchte ihn zur Verzie-
rung seines Schlosses d'Anet, das durch den Aufenthalt der Diana
vüll P0131613 so berühmt wurde. Die Statue dieser Dame schmückte
lange den Emgüngfles Schlosses; später wurde sie in die Mitlß
des Gartens der Pet!ts' Augustins gesetzt. bis sie in die Gallerie An-
gouleine gelangte. ßAlexander Lenoir hat mehrere von Goujvlfi
Werken vor )eiicn_ französischen Vandalen seiner Zeit gerettet und
selbige mit andern im Musöe des monumens vereiniget. Neben an-