Volltext: Gallimberti - Haslöhl (Bd. 5)

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Goltzius , 
Heinrich. 
weniger schön und der fünfte Theil muss nach der Antwerpner- 
Ausgabe von 1645 zu ihr gelegt werden. 
Noch geringer ist die Ausgabe von 1708, die zu Antwerpen! 
ebenfalls in fol. erschien, 5 Bände mit Ii. 
Golzius war l-listorieus und Maler Philipp II. und diese Würde 
erwarb ihm seine Dedication der Icones imperatorum romanorunl- 
SeineGemälde, in I-listorien und Bildnissen bestehend, sind selll" 
5elten, aber mit Sicherheit ausgeführt. Der Tod ereilte diesen 
Mann 1585- 
GoltziuS. Helnrlch; geb. zu Mülebrecht 1558, gest. zu Harlem 1617- 
Heinrich's Vorfahren hatten sich als Künstler Achtung erworben: 
aber sie stammen nicht von dem obigen Goltzius ab; Grossvater 
und Oheim waren Bildhauer und Maler, und auch sein Vater war 
ein geschickter Glasmaler. Weder Zeit noch der Ort seiner Ge- 
burt schienen günstige Verhältnisse zur Ausbildung desjenigen hoffen 
zu lassen, der zum Künstler erzogen werden sollte. Fast schon 
in den Iiinderjahren fühlte Heinrich, dass er von Natur zu etwai 
Besserem bestimmt sei, als Zeichnungen auf Glasscheiben aufzu- 
tragen, die sein Vater dann ausmalte, und zugleich vermisste er 
jede Gelegenheit, sein angeborenes Talent zu entwickeln. De? 
alte Goltzius ward genöthigt nach Deutschland zu ziehen und sei- 
nen Sohn Heinrich gab er zu Meister Leonhard nach Harlem in 
die Lehre, kurz nach dem grossen Brande dieser Stadt. Heinrich? 
lähigkeiten entwickelten sich in reicher Jugendfülle, so dass sein 
Lehrer bald ihn nicht mehr als seinen untergeordneten tSchülcr, 
sondern als Freund und Kunstgenossen betrachtete. Jetzt schiell 
ihm ein anderes scheinbar-es Glück entgegen zu kommen; denn 
eine reiche Wittwe, "welche einen einzigen" Sohn hatte, der Jakob 
Matham hiess, fasste Neigung zu ihm, und Heinrich ging eine 
Ehe im 21. Jahre seines Lebens ein, ohne die Verschiedenheit de!" 
Jahre seiner Frau, die viel älter war, vorher zu erwägen. Dai 
Vermögen seiner Frau setzte ihn in Stand eine treiiliche Kupfer" 
druckerei anzulegen; sein Stiefsohn erfreute ihn durch die 13'011" 
schritte in der Kunst, die dieser unter seiner Leitung machte, und 
angestrengte Arbeit drängten einige Jahre das Gefühl des Missvef" 
hältnisses zurück, welches zwischen ihm und seiner Frau durcl? 
den grosseil Unterschied des Alters herbeigeführt wurde. Untßf 
der Decke iiusserer günstiger Verhältnisse und kräftiger Thiitigkelt 
zehrte aber verborgener Grain an Heinrich's Gemüth und Gesund" 
heit. Er versank in tiefe Schwermuth; auch drohten wiederhohltß 
Blutstürze sein Leben zu enden , und die Aerzte wussten keinell 
andern Bath, als dass er, um seine Lage gänzlich zu ändern, eine 
Reise antreten sollte. 
In seinem 24sten Jahre trat er die Reise unter fremdem Namen 
an. Er gab "sich für den Bedienten seines Dieners, und digseß 
bald für einen reichen holländischen Käsehändler, bald füf 
einen Cavalier aus. Den ersten Theil der Reise bis Hamburg 
machte Goltzius bei Sturm und Hegen , mit unaufhaltsamer 
Eile den Tod suchend, oder ein frisches Leben zu, gewill" 
nen, allein die völlig verschiedene Lebensweise stärkte und erhßi" 
terte ihn. Dieses Incognito gab Veranlassung zu mancher Belll" 
stigung, die er besonders darin fand, mit seinem verkleideten Div 
 ner Kunstsammlungen zu besuchen, wo er denn oft freimüthigß 
Lobeserhebungen und auch Tadel seiner ei enen Werke zu hören 
bekam. Die Urtheile seines unwissenden äiedienten, so wie der 
 Respekt, den dieser in seiner Maske dennoch eiuflösste, machten 
ihm viel Spass und lehrten ihn den wahren Werth der Achtung
	        
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