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Goez,
Franz .
Joseph
G065, JOSGPh Franz, Freiherr VOR, geb. zu Hermannstadt in
Siebenbürgen 1754, gestorben 1815- Dieser achtungswerthe Künst-
ler setzte sich über angcerbte Standesvorzüge und über lohnende
Aussichten in Staatsdiensten hinweg, und erhob sich unter ungiilr
stigen Verhältnissen durch unermüdeten Fleiss auf eine hohe Stufe
der Kunst. Zu den Staatsgeschäften bestimmt, widmete er jeden
freien Augenblick; den er von seinen Schulstudien erübrigen konnte,
der Zeichenkunst und der Malerei, und besonders glücklich war er
in charakteristischen Darstellungen , die ihm, vorzüglich jene aus
seinerspätern Zeit, in den Annalen der Kunstgeschichte stets einen
ehrenvollen Platz sichern werden. Nach vollendeten Studienjahren
wurde er als Praktikant bei dem Hofkriegsrath angestellt und später
zum Justizdepartement mit einem fixen Gehalt befördert Seine Zelt
war stets zwischen den Dienstgeschäften und seinem Lieblingsfache
getheilt, so dass er unter Leitung der berühmten Iiünstler Schmu-
zer, Brand und Füger ebenfalls als talentvoller Künstler zu Wien
immer bekannter wurde. Goez war auch der erste, der den Feld-
marschall Grafen von Haddik und seine Familie nach dein Leben
malte; bald hierauf malte er auch den Fürsten Lichnowsky, den Feld-
marschallvon Riesee u. a. Erst nach dem Tode seines Vaters gab
er sein Anit auf, um ganz seinem Berufe zu fol en. Unabhängig
vom Staatsdienste, Herr seiner selbst und seines kleinen Vermögens,
beschloss er nun sich ganz der Kunst zu widmen, und fremde Län-
_der zu sehen. Im Jahre 177g kam er nach München, wo ihm die
beriihmteiGallerie die herrlichsten liunstgenüsse bereitete. Auch
Jing er in dieser Stadt den Versuch einer zahlreichen Folge leiden-
schaftlicher Entwürfe für Iiunst- und Schaus iel-Freunde nach der
Ballade: Lenardo und Blandine an, die nacfiher seinen Namen als
vortrefflicher Charakterzeichner in ganz Deutschland bekannt mach-
ten: DieVeranlassung zu diesen Charakter-Darstellungen war fol-
gende: F. v. Goez machte aus dieser Biirgerschen Ballade ein Me-
odrain, welches auf dem Theater zu München aufgeführt wurde-
Der Künstlerbetrachtete nachher diesen Gegenstand in Hinsicht auf
den Ausdruck leidenschaftlicherBewegungen und entwarf überdie-
SGS Melvdram 160 Zeichnungen, die er selbst radirte und 1784 her-
ausgab. Zu München malte er viele vortreffliche Bildnisse, jenes
des Churfiirsteii Carl Theodor, für welches er von der Münchner
Akademie eine goldene Deiikmünze erhielt. Auch malte er noch
den Schauspieler Schröder und ein grosses Gemälde in Oel, welches
die Scene im Hamlet vorstellt, wo die Königin stirbt. In den Jah-
ren _1785 und 1784 gab F. v. Goez unter dem Titel: Excrcises d'i-
magination de differens caracteres et fornies humaines, eine Anzahl
von ihm selbst gezeichneter Blätter in 4 heraus. In den meisten
dieser Blätter sind ein trefflicher Blick in die lebende Natur und
äanz herrliche charakteristische Züge, daher Nikolai sagte, Goez
ätte bei iuannigfaltigerm Studium der lebenden Natur und bei
wahrer Auswahl dereinst ein Hogarth werden. können, Nach einem
Aufenthalte von dritthalb Jahren zu München ging Goez auf ei-
nige Zeit nach Augsburg, wo er Pabst Pius VI. nach dem Leben
zeichnete und dieses Bild in Kupfer ätzte. Von da kehrte er wie-
der nach München zuruck, wo er eine geraume Zgit; unter 3,555.
scheu Studien lebte, als auf einmal eine finstere Wolke am Hori-
zonte seines Lebens nufzog, die nachher die Quelle langjähriger
Leiden und Priifuneen für ihn geworden ist. Schon in Wien ließ
sich Goez in den hreimaurcr-Vcrein aufnehmen. Mag es seyn,
dass er dadurch in Bekanntschaft mit vielen Gliedern des damals
in Bayern verbreiteten Illuminaten-Ordens gerieth, oder dass er mit