230
Glantschnig ,
Anton.
Joseph
Gegenstände und in lebhafter Färbung. Er ahmte iiberall treu die
Natur nach, und zeichnete, modellirte und malte nach derselben
sehr fleissig und geschickt. Die Gewohnheit derjenigen, welche
nach Iiupferstichen arbeiten, war ihm sehr verhasst. Seine An-
ordnung der Gegenstände, besonders in Stillleben, ist sehr beson-
nen und gefällig- S0 leicht sein lebhafter Geist erfand, so schnell
gerieth die Ausführung selbst. Doch bezeigte er nicht immer lauge
Beharrlichkeit in der Arbeit, Es that oft sehr Mühe, und er liess
es oft auf's Aeusserste ankommen, den Pinsel zu ergreifen. Aber
sobald diess einmal geschah, so brachte er bis zum Erstaunen ge-
schwind ein Bild uni das andere fertig. Ein Beweis, dass Glant-
schiiig äiusserst flüchtig malte, ist dieser, dass er dem Grafenvon Ro-
tenhan, ifnit welchem er oft zu Mittag speisen musste, die autge-
tragcneii Tafelgerichte, bevor sie genossen wurden, in wenig 1V1i-
nuten täuschend ähnlich abmalte. Zu dem grössten Stücke, z. B.
zu den heil. Martyrern, welche er in die l reuzgänge der Domi-
nikanerklöster zu Würzburg und Bamberg verfertigte, brauchte er
nicht länger als einen einzigen Tag. Eine Ursache seiner ausser-
ordentlich grossen Flüchtigkeit im Malen war, dass er oft die Lein-
wand nicht einmal mit einem Oelgrunde, sondern statt dessen mit
Papier überzog. Seine meisten Gemälde malte er mit einem Male
aus; daher sind seine Pinselstriche äusserst flüchtig und keck hin-
geworfen. Da er gewohnt war, die Farben stark aufzutragen, so
bringen seine Gemälde nur in einer gewissen Entfernung ihre Wir-
kung hervor. Dass er nicht beständig an (ler Palette sitzen blieb, und
die häufigen Bestellungen nicht förderte, daran war meist seine grosse
Jagd- und Gartenliebhaberei Schuld, worauf er viel Zeit und [io-
sten verwendete, und ohne welche er weit mehr würde erobert und
hinterlassen haben.
Unter den vielen und ansehnlichen Herrschaften, welche seine
Kunst schätzten und seinen Umgang suchten, gehörten vorzüg-
lich der Graf von Seinsheim, nachher Fiirstbischof zu Würzburg,
die Grafen von Schönborn, von Ostein und von Rotenhan etc.
Fiir alle diese hatte er beständig zu arbeiten und er wurde von
ihnen reichlich belohnt, und wegen seiner Geschicklichkeit, seines
lebhaften Geistes, und seines geraden und biedern Charakters sehr
ausgezeichnet. Er hielt sich oft lange Zeit'bei ihnen auf ihren
Landsitzen, insbesondere bei dem Grafen von Rotenhan auf dem
Rothlsreuzhofe bei VVürzburg auf, welchen er mit allerlei Schilde-
rungen von seiner Hand auszierte. Die meisten dieser Gemälde
kamen in den Besitz des grosshcrzogl. Bath Scharold zu Wiirzbur .
Glantschnig bossirte auch sehr viel, theils zu seiner Uebung, theifs
fiir den Unterricht seiner beiden Iiinder, welche geschickt zeichnen
lernten. Seine Tochter ward von ihm so wohl unterrichtet, dass
sie mit grosser Iiunstgeschicklichkeit alles malen konnte, was man
wollte. Sie malte vornehmlich Altarblätter und Heiligenbilder,
auch viele Thierstiiclte nach _Roos. Von ihr sind in Würzburg
und Bamberg, wo sie sich mit ihrem Vater eine Zeitlang aufhielt
und verheirathete, viele Gemälde. Das Altarblatt in derhatharina-
liirche ist von ihrer Hund. Sie hatte reichen Verdienst.
Sein Sohn Johann Michael widmete sich dem Stazitsdienste.
Nach dem Tode seiner QSIO!) Frau verlieirathete sich Glantschnig
mit seiner Magd, welche als schlechte Haushälterin eben nicht in
gutem Andenken ist. Sie verkaufte und Versßltlßlldefle heimlich die
vielen Iiuplcrstiche, Modelle und Zeichnungen ihres Mannes, und
brachte ihn in niisslichc Verhältnisse. Er ward dadurch, undflllrßll
seinen. grenzenlosen Leichtsinn, mit welchem er in seinen truhereii
Jahren auf (las Geld sah, so weit gebracht, dass er sein wohl-