Volltext: Gallimberti - Haslöhl (Bd. 5)

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Trioson , 
Girodet 
Anne 
Louis. 
Gemäldes vorzüglich die Geschicklichkeit, mit welcher der Künst- 
ler durch Anbringung der kleinen Nebenfigur, des allegorischen 
Bildes der Liebe, die Einförmigkeit der beiden fast gerade stehenden 
Figuren zu unterbrechen, sie zu gruppiren, und über. die ganze 
Anordnung Zusammenhang zu bringen wusste. Dabei ist dieser 
kleine Gott so ausnehmend schön, so voller Grazie, so ganz als 
Seele des Gemäldes am rechten Orte, dass gewiss kein unparthei- 
scher _'Richter ihn daraus vermissen möchte, so sehr er auch an- 
stössig geschienen hat. Auch die übrigen untergeordneten Gegen-- 
stünde des Gemäldes sind im höchsten Grade geschmackvoll und 
bilden ein harmonisches Ganze; der Leib der neuhelehten Schön- 
heit, ohne alle Bekleidung, wetteifert an Ebeninass mit Praxitelcs 
Meisterstück, und schwerlich hat je die Iiunst die jungfräuliche 
Schamhaftigkeit so rein und so zart mit der Wollust vereinigt 
dargestellt. Lange vermag der Beschauer nichts wahrzunehmen, 
als die aus dein Stralilenmeer hervorgehende siiintäuschende Ge- 
stalt der Galatea. Laugier hat dieses Feenbild im Iiupfersticlie ver- 
vielfältigen Das Original kam in den Besitz des Grafen Soinariva. 
So viele Bewunderer dieses Meisterwerk fand, so war es bei sei- 
nem Erscheinen doch niclit vom Tadel frei. Einige irvaren mit dem 
Ausdrucke und. der Bewegung des Pygmalion nicht zufrieden; sie 
verdankten die Wirkung des Gemäldes der Gaukelei der Farben 
und behaupteten, dass die Fehler selbst, wovon es voll ist, nur ei- 
nem vorzüglichen Talente angehören und Früchte der Berechnung 
und hartnäckigsten Arbeit seien. Seit dieser Zeit schien Girodet 
der Malerei entsagt zu haben. Sein Körper war geschwächt und 
besonders bemächtigte sich seiner, sobald er sich seiner Einbil- 
dnngskraft überliess, ein Fieber, das ihn mehrere Male an den 
Rand des Grabes gebracht hatte. Doch plötzlich erinannte er sich 
wieder und malte auf Verlangen des Ministeriums des königlichen 
Hauses für die Ausstellung zwei Bildnisse Vendödsclier Helden, die 
letzten Meisterwerke seiner Hand. Der Name dieser Helden ist 
Bonchamp und Gathelineau. Letzterer war ein Bauer und Woll- 
hindler, der an der Spitze von 80,000 Mann die Belagerung von 
Nantes unternahm, wo er seinen Tod fand. Diesen fand jetzt auch 
Girodet. Seine Iirankheit war kurz, aber schmerzhaft; seine Bestat- 
tung war eines so grossen Iiünslers würdig. Dem Sarge folgten 
eine grosse Anzahl Leidtragender, und ausgezeichnete Männer spra- 
chen am Grabe in Reden ihre Bewunderung und ihren Schmerz 
aus.  
Girodet lieferte noch eine grosse Anzahl anderer Werke : Compa- 
sitionen aus derAeneirle und aus Racine, welche den schönen Didot- 
sehen Ausgaben beigefügt sind; die vier Jahreszeiten in vier rei- 
zenden Figuren; Mars, Bacchus, Bellona und Pomona, die e;- für 
den Iiönig von Spanien malte und tur _das Schloss Compiegnß 
wiederholte. Cliatillon hat sie lithographirt. Daiiae, in welcher 
Aninuth und Feinheit der Ausführung sich mit dem Liebenswür- 
digsten vereinigen, was ein zarter Geist hervorbringen kann, von 
Aubry le Comte sehr schön lithdgraphirt. Andere vorzügliche 
Werke sind noch: Joseph, der_sich seinen Brüdern zu erkennen 
gibt;  Ermordung der französischen Gesandschaft bei Bastadt; ein 
reisstuck; Psyche; Flora mit Zepliyr liosend, gestochen von Pra- 
dier; das Portrait des Vaters von Napoleon, des Mameluken Kat- 
schef, des Arztes Trioson, des Herrn von Chateaubriand, gestochen 
von Laugierund lithog. von le Comte, u. s. w. I. B. Sanibit li- 
thographirte Girodet's Bildniss , welches als letztes Denkmal seines 
reichen Iiunstverniögens zu betrachten ist. Nur der liopt" ist vol- 
lendet, alles übrige mit der Iireidc leicht angedeutet. Dieses Blatt
	        
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