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Girodet
Tyioson ,
Anne
Louis.
militärischen Laoibahn; auf kräftiges Bitten gab er jedoch der Nei-
gune des Sohnes nach, und so machte die Malerei eine der grös-
tcn iiPWYETlJUDgOn, deren sie sich rühmen kann. Girodet genoss
den Unterricht David's, welcher später von ihm sagte: er sei sein
schönstes Werk. Schon mit dreizehn Jahren, während seiner
Sehulstudien, malte er das Bildniss seines Vaters; im zwei und
zwanzigsten gewann er den grossen Preis. Nun zeigte sich ihm
die Zukunft im Glanz der Hoffnung und des Ruhms. Der Beifall,
womit das grosse Bild von Drouais War aufgenommen werden,
hatte tief auf ihn gewirkt, der Gedanke, den Boden Italiens zu be-
treteil und die grossen VVerke der Kunst zu schauen, hatte seinen
zarten Sinn, sein gliihendes Herz auf's heftigste angeregt. Uni
die Verpflichtung, die ihm als römischer Pensionär oblag, zu er-
fiillen, nämlich eine Studienfigur zu malen, brachte er ein Mei-
sterwerk hervor: den schlafenden Endymion, der allgemeine Be-
wunderung erregte. Ghatillon hat dieses Bild gestochen und Aubry
le Comte es lithographirt. Hierauf wollte Girodet seinem zärtlich für
ihn besorgten Vormund, dem Arzte Trioson, nach welchem der
Iiiinstler den Beinamen fiihrte, ein Zeichen seiner Dankbarkeit
geben und er malte fiir ihn den Hippokrates, wie dieser die von
den persischen Gesandten ihm angebotenen Geschenke iiussehlägt.
Triosou hat dieses Bild der öcole de medecine vermacht und Mas-
sard hat es gestochen.
Um diese Zeit (1792) begannen jene erschütternden Ereignisse,
und Girodct war gezwungen, Rom zu verlassen. Er ging nach Neapel
und gelangte unter Gefahren nach Genua, wo er ltrank wurde. Sein
ehemaliger Mitschüler Gros, damals Oßicier beim Generalstab, später
sein NebenhuhlerundwiirdigerLobreclner.sorgte für ihn mit der zärt-
lichsten Treue. Nach Frankreich zurückgekehrt, stellte Girodet meh-
rcre Jahre hindurch nichts zur Schau, als Bildnisse, worin er die
ganze Iiralt seines 'I'alentes zeigte. Aber er arbeitete im Stillen
und aus tiieserEpoche schreibt sich ein Theil seiner bewunderungs-
würdigen Uoinpositionen her. Zu derselben Zeit rächte er sich für
eine Beleidigung seines Talents durch ein Gemälde, das beriihrnt
geworden ist. (jirodet gab in diesem Gemälde, mit Danae's Ge-
schichte überschrieben, die Madame Simon, geb. ILange, ehemals
Schauspielerin, dem Spotte von ganz Paris Preis. Mehreres hier-
über S. Flora 1821i. N0. 50 Ff. Hier zeigte sich das Genie mit
der Geissel ler Satyre bewaffnet; aber Girodet's Seele war zu schön,
alsdass sie lang ein solches Gefühl hätte nähren können, und er
"verwiinschte nachher sogar den Beifall, den er erhalten hatte.
Ein besonderer Umstand gab ihm zu Ende des letzten Jahrhun-
derts Gelegenheit, den ganzen Reichthum seiner Phantasie zu zei.
gen. Der Mann, _in dessen Bänden damalsWFi-ankreichß Geschick
lag, hatte _eine leidenschaftliche Vorliebe iur Ossiaifs Gedichte,
Zwei Zöglinge David's und dann dessen Nebenbuhler, Gei-ai-d und
Girodet, entfalteten hier beide ihr grossesnTalent. Gel-artig Cum-
Position, von jener wilden Melancholie erfullt, welche das Gedicht.
aus dem er gescbopft hatte, charakterisirt, zeichnete sich eben so
sehr durch wveise und gliickliche Anordnung als durch reizgndgn
Effekt aus. Girodct sah hier eine Gelegenheit, zugleich die Tapfer-
keit der alten Skandinavier und der französischen Iirieger zu fei-
ern, und er that dies mit ungewöhnlicher Gluth der Erfindung.
Die schönen Iiüpfe hat Aubry le Cuinte lithographirt und in "Zwei
lleften herausgegeben. V
VVährcnti nviliißüllß Mlltclniässiglacit die Fehler dieses Bildes auf-
(lCCliliC und liir seine Schönheiten tiihllos und blind Will',-- Uehertrci-
bring ist nach französischer ltiunstwcise wohl hie und da zu finden