SO
Giocoudo ,
Giovanni
hält Giocondo für einen Jakobiner und für eine und dieselbe Per-
son mit Jean Joyeur. Henri Sauval (hist. et recherches des un-
tiq. de la ville de Paris T. I. p. 22g, gibt ihm den Titel eines Come
mis au controlle de la pierre, und sucht zu beweisen, dass die
Zeichnung der Brücke vom Fra Giocondo nicht herriihre, dass der
Bau der Brücke unter derLeitung des Didier de Felin gestanden,
und Frere Joconde nur den Transport der Steine zu besorgen hatte,
ob leich ilnn zu Ehren eine Inschrift eingehnuen gewesen seyn
soli. So viel aber ist erwiesen, dass Fra Giocondo Baumeister in
Diensten des Königs von Frankreich war, denn Budäus nennt ihn
in den Annot. ad pandectas: Architectus tunc regius.
Bei seinen grossen architektonischen Arbeiten verlor Giocondo
auch die classische Literatur nie aus den Augen. Es. glückte
ihm unter andern die fehlenden Briefe des crn Plinius aufzu-
finden und dadurch eine Lücke in den Werften dieses Schrift-
stellers zu ergänzen. Ein Wcrk, das von dem genauesten Studium
und den gründlichsten Kenntnissen zeugt, ist eine sehr verbesserte
und durch Figuren erklärte Ausgabe des Vitruv, die er dem Pabst
Jnlius II. wi mete. Der Titel lautet: M. Vitrnvius per Jocnndnm
solito castigatior factus, cum {iguris et tabula, ut jam legi et in-
telligi possit. Impressum Venetiis sumptu miraque dili entia Joan-
nis de Tridino, alias Tacuino 151i fol. Der Pater (lelzla Valle be-
merkt in der Vorrede zum 7. Bande seiner Ausgabe des Vasari, dass auf
der Universitäts-Bibliothck zu Turin Exemplare der Ausgaben Vitruv's
von Giocondo von den Jahren 1515 und 1525, die zu Florenz bei
Junta herauskamen, vorhanden sind. Auch Puleni erwähnt die
frühere p. 27 und die zweite 954. wo er aber hinzusetzt: sine loco
et sine typographi nomine, 8. Della Valle versichert, dass die
Ausgabe von 1523 weit besser und genauer, als die ältere sei. Die
Handschrift der Briefe des Plinius theilte er dem Aldus mit, ebenso
eine verbesserte Handschrift des Julius Ohseqnens von den Prodi'
gien, die er zugleich mit dem Plinitis im J. 1517 zum Druck beför-
derte. Er verglich auch viele Handschriften der Commentare dei
Julius Cäsar und besorgte mit Zeichnungen und Anmerkungen
eine neue Ausgabe, die Aldus 1518 an's Licht stellte.
Giocondo war der erste, der nach Vitruvischen Regeln eine rich"
ti e Anschauung der Brücke gegeben, die Julius Cäsar über dßß
Rhein geschlagen hatte. (Vasari und nach ihm Bottari, della Vallß
und Madei verwechseln hier die Rhone mit dem Rhein.) Noßb
verdienen seine Bemühungen um die neue verbesserte Ausgabe dßr
alten Schriftsteller vom Landbau, welche Aldns 1514 beförderte, s0
wie seine Verdienste um die Epitome des Aurelius Victor, derer!
Maiiei gedenkt, unsere Achtung.
Unfs Jahr 1506 war Fra Giecondo wieder nach Italien zurück"
gekehrt, und schrieb noch in demselben Jahre vier Abhandlungen,
welche er dem damaligen Senat der Stadt überreichte, E;- zeigte
darin die Nothwendigheit und die Mittel, dem Ausfluss der Brentß
ine andere Richtung zu gehen, um die Verschlemmung der La'
gunen abzuwenden. Seine Vorschläge fanden Eingang und wul"
den von ihm meisterhaft ausgeführt. Vasari (T. I1. p- 348) erzähl!
das ganze Unternehmen ausführlich. Als aber im Jahre 1513 die
Bialto-Briiclae abbrannte, musste er den Verdruss erleben, dass ihn)
ein mittelmiissiger Mensch, Meister Zanfragnino, vorgezogen wurde:
obgleich er auf Befehl des Senats eine schöne Zeichnung vag-fertigt
hatte. Aus gerechten: Unwillen verliess er Venedig und begab sich
nach Rom, wo man seine Talente zu schätzen wusste und ihm, WM!
gerade im J. 1514 der berühmte Architekt Bramante Lazzarißäc"
sterben war, mitllafacl und Antonio da Sangallo die Aufsicht über