Ghiberti,
Lorenzo
di
Bartoluccio.
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Nach Vollendung dieser Thiire führte Ghiberti einige andere
Bildwerke aus, und auch die Goldschniiedekunst übte er noch immer
nebenbei. Im Jahre 1421i vullbrachte er aber sein eigentliches Le-
henswerk: die dritte Hauptthiirc des Battisteriums, von welcher
lNIicliel Angeln sagte, dass sie würdig sei, die Pforte des Paradieses
zu seyii. In dieser Brunzethüre zeigt sich Ghiberti's Diehtergeist
aiinvielseitigsten und tiefsten. ICIIGP herrschtlleichthum und Ivlannig-
fnltigkeit der Compositiun, Inniglteit und Wahrheit des Ausdruckes,
überall Anmutli und jugendliche Frische, Ungezwungenheit in
Stellung und Bewegung. Die Gewandung der Figuren ist würde-
voll; kurz Alles vereiniget sich zum harmonischen Ganzen.
B. v. Iluiiiohr hält diese zweite Thüre, wie überhaupt in der
allgemeinen Auliassung der biblischen Gegenstände, in der naiven
und lierzigen Ausbildung der untergeordneten Gruppen und Hand-
lungen, in der Behandlung der Form und Bewegung, so besonders
dariirganz einzig und durchaus unnaclizihnilicli, dass in ihr ein
nialerisclier Geist iiii bildiiei-ischen Stoffe, malerisch vortrefflich,
bildiierisch genügend sich ausgedruckt hat. In der zweiten Thiire
ist alle 'l'rockenheit des früheren Styls verschwunden; wie aus dem
Leben selbst treten frei und leicht bewegt die Gestalten hervor,
schon und rein, als wziren sie den Antiken nachgeformt. Das
Opfer Isaak's war eine Preisautgabe dazu, wobei sich mit Ghiberti
und vier anderen auch Donatello und Brunelesclii bewarben; doch
traten diese iiiit seltener Grossherzigkeit freiwillig zurück, und er-
kannten GhibertPs Uebergeivieht hierin.
Auf der ersten T'hüre stellte er in zivanzigFeldern die Geschichten
des neuen Testaments. die vier Evangelisten und die vier Iiirchenleh-
dar; und umher eine reiche Einfassung von Eplieubliittern. Jeder
Flügel seiner zweiten Thüre hat fünf grosse Felder, auf welchen
das alte Testament so bedeutsam dargestellt ist, dass es selbst den
griissten Meistern, Rafael und besonders Mich. Angele zum Vor-
bilde gedient hat. Jedes Feld enthält meist vier Handlungen, die
sich a er auf eine Haupthandlung beziehen, durch ihre Yertheilung
und perspektivische Stellung, und darnach mehr oder minder starke
Erhobenheit, ein höheres reiches Ganzes bilden. Die Pfosten und
das Gebälk sind ebenfalls von Erz, und daran-ein wunderreiches Ge-
winde von Blättern, Blumen und Früchten, mit allerlei Vögeln da-
zwischen. Der geschickte Bildhauer Heinrich Heller hat sich ein
Verdienst erworben, dass er diese Thüreii, die zu dem Höchsten
menschlicher Iiunst gehören, schon 1'293 in trefflichen Umrissen
bekannt gemacht hat. Sie sind von der geschickten Hand des
Fcodor Iwanowitsch und lassen nichts zu wünschen übrig. Auch
F- Grcgori und Tli. Patch haben das VVerk in 28 B1. gestochen.
Zyvei andere Werke, welche diese Thüren abbilden, haben den
Eitel-z Le tre porte del Battisterio Firenze, incise ed illustrate
d? fenvenuti. Firenze 132i Bassorilievi delle horte di
der E5319. 11 B1. imperial fol. von G._ Calendi. CHJOEIIEIFG gibt in
mit deorla della seultura II. tav. 20_ die Abbildung es Basreliefs
Erweclä Qpfer Isaaks, und tav. 21 die Erschaffung der Eva und die
"S" des Lazarus. Auch Dagincourr gibt Abbildungen von
dlälmä bßfllhinten Werke.
damäls gildete ausserdem noch manches Andere; ja es wurde
nicht durch iiriiiiz llßdeumtdes Wtrk gemacht, er dem "
d. H P 1 a Oder Zeichnung Antheil hatte. Er u_bte selbst
lf-f luiulli und hierin finden wir ihn beim Dombaue in Florenz
thatig. Allein als Architekt stand er mit dem Bildner nicht auf
glcmhc" Multi" Vgl; F- Bruneleschi. Ghiberti sollte, nach VasarPs
51'341)", 50g" am (JIM gemalt haben; allein dieses ist nur lNIuth-