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Gaertn er,
Friedrich,
VOR.
dant zu München. In Würzburg leitete Gaertner mehrere Bauten,
auch für solche der Umgegencl machte er Plane. Er richtete das
gräflich Schönborxfsche Schluss in Gaibach ein, und in Würzburg
restaurirte er die St. Michaelskirche. Hier erbaute er auch ein
Theater und richtete den Operationssaal im Juliusspitale ein. Er
lieferte ebenfalls die Zeichnung zu dem 80 Fuss hohen Obelisk auf
dem Markte. In München richtete er in der Residenz einen
grossen Speisesaal ein und dann fertigte er auch die Plane zu einem
lVlarstzille, zu einem Redoutensaale und zu einem neuen Theater.
Gaertner war ein Mann von grossem Talente, und unermiidet
thätig im Entwurfe verschiedenartiger Plane. Er fertigte deren eine
bedeutende Reihe, aber sie sind in geringer Anzahl vorhanden,
da er im Unwillen, dass er in seinem Alter dem Aufschwunge der
Kunst unserer Zeit nicht mehr zu folgen im Stande war, die Frucht
langer Jahre vernichtete, doch mit Unrecht, da eben (ladurch
mehrere vortreffliche Entwürfe zu Grunde gingen. Dieser Künstler,
der Vater des berühmten Friedrich von Gaertner, starb 1826 im
85 Jahre.
Gaertner; Frlßdrlßh; VOU, Architekt, wurde 17192 zu Coblenz ge-
boren. Er kam mit seinem Vater J, A. Gaertner nach München,
und hier genoss er wissenschaftliche Bildung, bis er 1809 die Aca-
demie der Künste besuchte, um sich dem Studium der Architektur
zu widmen. Nach drei Jahren ging er nach Paris, um auch hier
die Akademie zu besuchen, daneben aber fand er ebenfalls Gelegen-
heit, unter Percier's Leitung seine Kenntnisse zu erweitern. 1m
Jahre 1814 ging der Künstler endlich nach Italien, wo er vier
Jahre mit Eifer dem Studium der klassischen Denkmäler jenes
Landes oblag. Er sah Rom, Neapel und andere kunstwichtige
Städte, und besonders war es Sicilien, welches ihn durch seine
architektonischen Alterthümer fesselte. Er zeichnete die Ansichten
der Tenrpelruinen von Girgenti, Segesta und Taorminia an Ort
und Stelle mit ungerneiner Sorgfalt und Genauigkeit, und diese
seine Zeichnungen legte er 181g durch die Lithographie dem kunst-
liebenden Publikum vor, unter dem Titel: Ansichten der am meist
"erhaltenen griechischen Monumente Siciliens, mit erläuterndem Text.
Im Jahre 181g begab sich Gaertner nach England, wo seinem
Talente volle Anerkennung zu Theil wurde, und schon wollte er
hier festen Sitz begründen, als er 1820 an Fischefs Stelle zum
, Professor der Baukunst an der Akademie der Künste zu München
ernannt wurde. Von jetzt an war er in München bethiitiget und
hier gewann zuerst unter seiner Leitung besonders die Porzellan-
Manufaktnr eine höhere Richtung. Gaertner hatte auf seinen Reisen
reiche Gelegenheit, sich mit dem Charakter und den Formen antiker
plastischer Werke und Verzierungen bekannt zu machen. Durch
seinen Einfluss erhielt daher die Manufaktur. einen neuen glück-
lichen Umschwung, und sie verdankt diesem Künstler die Ein-
führung durchaus edler Formen und der reinsten Verzierungen
ihrer Gefi-isse. So gewann durch diesen Mann der artistische Theil
der Porzellanmalerei durch reine und geschmackvolle Formen, und
auch der damals wiedererwachenden Glasmalerei widmete er die
redlichste Thiitigkeit. Im Jahre 1829 erweiterte sich der Wirkungs-
kreis unsers Künstlers. König Ludwig kannte die Gediegenheit
desselben und (lalier trug er ihm auf, den Entwurf zu einer ka-
tholischen Kirche, zu machen, welche dem heil. Ludwig geweiht
seyn soll. Das Innere dieser neuen Kirche, die im Sinne byzan-
tinischer Vorbilder, doch ohne strenge Nachahmung erbaut ist,
erhält durch die grossartigen Compositionen des berühmten Cornelius