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Gaddi ,
Taddeo.
Gaddn Gerhli starb 1512, 75 Jahre alt, und ward in S.
begraben. Seine Schüler waren sein Sohn Taddeo und der
Vicino aus Pisa.
Croce
Maler
Gaddl, Tilddßt) , Maler zu Florenz, der bedeutendste Schüler
Giottcßs, ein achtenswverther Iiunstler, der in Toseana viele Ge-
_mälde hinterliess, die aber grossentheils einHaub der Zeit wurden.
Unter den Bildern, welche gegenwärtig dein Taddeo beigelegt Wcp.
den, sind nur solche ganz zuverlässig, welche Aufschriften tragen,
gleich einigen Hausaltärchen, deren eines in der ligl. preussischen
Sammlung, zwar von Lampenruss geschwiirzt, doch wohl erhalten
ist. Es- hat die Unterschrift: Anno dem. 1554 lVIensis Septembris
Thaddeus me fecit. In solchen Bildern zeigt sich Taddeo dem
Giotto- um Vvieles ähnlicher, als seine übrigen Zeitgenossen, doch
bediente er sich in seinen Malereien a tcmpera einer ziihern Bin-
sdung, wie daraus erhellet, dass seine Lichter mehr Iiörper und
einen höheren Glanz haben. Unter die Farben mischte er Leim
und Vergoldergyps, wie aus der Analyse von Fragmenten eines
Mauergemiildes zu Pisa der Prof. Branchi ersah.
In Vergleichung einer "beurkundeten Tafel des Giotto hatte Gaddo
sein Profil schon ungleich mehr durchgebildet, die Augen mehr
auseinander gerückt, die Nase etwas mehr ausgeladen, den Umriss
der Iiinnlade "erweitert und zierlicher ausgernndet, Verbesserun-
gen, welche in Ansehung seines lebhaften. Gefühls für weibliche
Anmuth eben ihm besonders nahe lagen. Unter die wichtigeren
Gemälde des Taddeo Gaddi, in welchen wir diesen Charakteren
begegnen , gehören ,die in der [Kapelle Baroncelli in St. Croce zu
Florenz. Der Künstler stellte hier jene fabelhafte Madonnenge-
schichte dar, welche, obgleich die Kirche sie verwirft, in älteren
Zeiten häufig dargestellt wurde. In der obern Abtheilung, unter
dem gothischen Bogen, zeigt sich ein feiner Hirt, welcher, vciih-
rend seine Schafe aus einer Quelle trinken, auf seiner Flöte Griffe
zu versuchemscheint; in der unteren Mutter Anna, welche ihren
zurückkehrenden Gatten mit anmuthtger Herzlichkeit umarmt; zur
Seite die Geburt der Madonna, wo das Hosen der NVeiber mit der
Neugebornen uniibertrefflich ausgedrückt ist. Alle diese naiven und
anmuthsvollen Zuge vereinigen sich in der freilich sehr beschädigten
Trauung der Jungfrau mit Bewegung und grosserer Abwechslung
der Gesichtszüge.
Auf der Mittelwand zu beiden Seiten des Fensters sind in sechs
Abtheilungen 1) die Verkündigung, 2) die Heimsuchung, 5) die
Verkündigung der Hirten, ltrAnbetung der Hirten, j5) das Kind,
das den drei Königen auf dem Berge in einem Stern erscheint, 6)
die Anbetung der Könige in ähnlicher Art gemalt, welche Bilder
ebenfalls dem Tadcleo zugeschrieben werden. Sie sind von Lasinio
gestochen.
In der Capelle der Saltristei von Sta. Croce galt dem Vasari das
andere, von obigem himmelweit abweichende Leben der Jungfrau,
ebenfalls für Gaddi's Werk. Eben so auch das daselbst befindli.
Gemälde mit dem Leben der Magdalena. Diese sämmtlichen Ge-
mälde hält H. v. Rumohr für später als Taddeo Gaddi , um das
Jahr 1373 entstanden, Welches Datum sich auf dem Altarblatte be-
findet. Vergl. Ptuxnohns ital. Forschungen II. 73 ff.
Von den übrigen Gemälden in Florenz: welche Vasari (deutsche
Ausgabe l. 280) dem Taddeo znschreibt, sind einige untergegangen.
Die schöne Iireuzabnehmung, die er für die Bruderschaft der Iiir-
che Sta. Croce malte, wurde nachmals in die öffentliche Gallerie
gebracht; die Grablcgung" in lebensgrossen Figuren, die er für den
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