Volltext: Dumet - Gallimard (Bd. 4)

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Füssli , 
Johann 
Heinrich. 
den an estellt, und in dieser Eigenschaft hielt er Vorlesungen über 
die Mailierei, welche diejenigen seines Vorgängers Reynolds an Ge- 
halt und Tiefe , so wie an Stärke und Schönheit der Sprache weit 
übertrafen. Sie erschienen 1820 bei Cadell in einer neuen Aus- 
gabe unter dem Titel: Leetures ol: painting, (leliireretl at the royal 
Academy, with additional observatlons and notes. d. Sie sind von 
Eschenbnrg 1805, aber nicht ganz glücklich, ins Deutsche iibersetzt 
worden. Nach des "berühmten YVeslfs Tode versah Fiissly eine 
Zeitlang die Stelle eines Prlisitlenten der Akademie und wurde nach- 
her Inspektor uber die Schulen derselben, in welcher Stelle er bis 
an sein Ende blieb. Erst in späteren Jahren hat er siCh verheira- 
thet, seine Ehe ist aber kinderlos geblieben.  
Von Füssljfs griisseren Gemälden befinden sich nur zwei in sei- 
ner Vaterstadt, von denen das eine den Bund der Stifter der 
schweizerischen Freiheit darstellt, und auf dem Zürieher Rath- 
huuse aufbewahrt wird; in dem andern hat der Künstler sich selbst 
im Gespräche mit seinem Lehrer Bodmer dargestellt. Sie sind beide 
in der 1807 angefangenen, aber nicht fortgesetzten Sammlung sei- 
ner Werke in Kupfer gestochen. Nun folgt das schon durch Sul- 
zer (Theorie der Künste) gepriesene, von Fiissly schon in Rom 
nachradirte, aber iiusserst selten gewordene Bild: Das Gespenst 
des Dion. Ebenfalls vom Jahre 1781 ist das Bild des Grafen Ez- 
,zelino von Ravenna. Ungefähr im Jahr 1785 mag das Original vom 
Ilupfcrstich verfertiget werden seyn, auf welchem ein vom Alp ge- 
drucktes schlafendes Mädchen erscheint. Vom Jahre 1788 ist der 
Theseus, der am Eingange des Labyrinths von Ariadne Abschied 
nimmt. Die Gruppirung dieses Bildes ist vortrefflich und kunst- 
reich, aber die Stellung des Theseus theatralisch, die Zeichnung 
ist manierirt und der Ausdruck übertrieben. Im Jahre 1789 begann 
Fiissly ein ungeheuer grosses Gemälde von 52 Fuss Breite und 38 
Fuss Höhe. ,Es stellt den Zug der Schatten im Elysium nach Lu- 
cian's Beschreibung vor.  
Zur Shakespeare-Gallerie hat er viele Gemälde eliefert. Eines der ge- 
lungensten, die im Wahnsinne wandelnde Lady Macbeth, ist auch 
durch Hupferstich bekannt. Irn Jahre 179g eröffnete Fiissly die von 
ihm allein verfertigte Milton-Gallerie von ÖO Stücken, aus des ge- 
nannten Dichters Werken entlehnt. Im Jahre 1805 erschien von 
ihm auf der Londoner Ausstellung ein Gemälde aus einer verloren 
gegangenen Tragödie des Aesehylos , die Psychostafia genannt, wo 
Jupiter die "Todesloose des Achilles und Menmon abwiegt. Im J. 
1306 erschien sein Ugolino im Hungerthurme, ein,Bild voll Grau: 
und Entsetzen. Die meisten der hier angeführten Werke sind von 
geschickten englischen Iiiinstlern griisstentheils in Schwarzkunst 
herausgekommen. x  
Fiissly übertraf in Erfindung und Kraft alle Künstler aus der 
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts; er ging aber durch sein 
Streben zu überraschen, zu blenden, ja durch gespeusterhafte Dar- 
stellungen zu schrecken , und Dinge, die sich wohl nur in poeti- 
schen Bildern ausdrücken lassen, in Gestalt und Farbe vor die Au- 
gen zu bringen, über das wahre Ziel der bildenden Iiunst hinaus. 
Er ist mehr extravagant, als originell und tief; auch hatte er bei 
aller Kenntniss weder eine schöne, einfache Zeichnung, noch eine 
wahre oder angenehme Farbe. Seine Werk-e sind durch Kupfer- 
stiche bekannt. Als Hunstschriftsteller erwarb er sich grosse Ver- 
dienste durch seine neue Ausgabe von Pilkington's dictionary cf 
peintres. Seine Gebeine ruhen in der Pauls-Iiirche neben Jushua 
Ileynolds. 
Im Jahre 1831 erschien zu London die Lebens-Beschreibung
	        
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