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Fiihrig,
Joseph.
Beobachtungsgeistsneue Ausbeute für die Kunst. Das Wünschens-
wertheste für ihn musste die Bekanntschaft des würdigen "Direk-
tors Bergler seyn , der ihn mit gewohnter Freundlichkeit aufnahm,
und Gelegenheit verschaffte, die akademische Iiuxistanstalt und man-
chc ansehnliche Gemälrlesaznxnlung kennen zu lernen. Der Bei-
fall, dem Bergler Fiihrigß (lompositionen schenkte, war fiir (ich
jungen Künstler eine wahre rkutnitmterung. Auch lud ihn der Di-
rektor ein, im kommenden VVintei' etwas zur Ausstellung zu schi-
cken. Dieser Einladung zu entsprechen, arbeitete Eührig in lira-
gau an zwei griissereil Oelgerniilden, von denen eines den Tod
Otto's von Wlttelsbach, das andere den Einsiedler Jvail und lIer-
zog Borziwvog im Walde vorstellt. Diese Gemiilrle wurden später
vom Grafen Thun gekauft. Zu dieser Zeit erwarb sieh der liiinstu
ler an dem kunstliebenden Grafen Clarn-Gallas einen Giiilner. wo-
durch er in den Stand gesetzt wurde, in der Hauptstadt durch des
Grafen Schutz und Unterstützung seiner weitem Iiunstbilclung ob-
zuliegen. Auch der Üater siedelte sich mit seiner ganzen Familie
nach Prag über.
Führig schuf nun seit 181g zahlreiche originelle Cumpositionen,
Darunter gehörenßeine Darstellung der heil. Dreifaltigkeit und
eine heil. Barbara, Altarbläitter für den Grafen Wratislaw; eine hl.
Catharina und ein Franz von Assisi fiir die Iiirchen in Neustadt
und Raspcnau in der Gr. Clamischen Herrschaft. Friedland, und
eine Madonna für die Kirche von Nixdorf.
Ferner lieferte er die Zeichnungen zu den Titelkupferxl zur Ta-
schenausgahe des Hotzebucschcn Theaters (neu bei Enders verlegt),
mehrere lithographirte Blätter zur von Machek unternommenen
ilrlerausgabe der böhmischen Geschichte, und andere zerstreute Sa-
chen."
Dabei fuhrer stets fort, treffliche Bilder in Oel zu liefern, die
immer eine Zierde der Ausstellungen waren, wie 1823 ein unge-
mein anziehendes Bild: der Traum des heil. Bernhard als liind in
der Christnacht; die heil. Catharina unter den Gelehrten; in Ale-
xandrien, ein 10 Fuss hohes und 5 Fuss breites Altarblatt; 181i
die Geburt Christi, ein kleines lic-bliches Bild, vuu besonders
glücklicher Beleuchtung; der Erlkönig, nach Güthe, eine schöne
Kunstproduktion; 'verschieclene andere Zeichnungen und Gemälde,
lauter geistreiche Werke.
Ein rühmlicl-ies Werk sind auch seine Bilder zu Tieclüs Geno-
vefa, 15 raclirte Blätter, nebst 1 Bl. Iiupfererkliirung. Prag ISS-i,
qu. fol. Dieser Cyclus hat die wärmste Theilnahme gefunden. Er
hat daraus auch einige Bilder in Oel ausgeführt: Genovefa mit
Sehmerzenreich in der Wüste, der getiidtete Gallo etc.
Auch aus Tieclfs glänzendem Miihrchen der Elfen und aus dem
Iiranze der Erziihlunren im Phantasus hat er eine überaus zarte
und mannigfaltige Fcilgenreihe von Darstellungen vollendet, lauter
Blätter voll Tiefe und zarter Schönheit, einfach und streng ge-
halten.
Ganz in nntiunelleln Geiste, nicht selten grandios, sind die eben
erwähnten Scenen aus der alten böhmischen Geschichte. Sie sind
auch zart und sorgfältig in der Ausführung. Durch diese Blätter
machte er sich allgemein bekannt und 1826 erschien zu Prag sein
Vater Unser in 9 von ilnn selbst ezeichneteniund radirten Blät-
tern in 4. Professor A. Müller hegieitetees mit Text. Auch die-
ses Werk nimmt der schönen Ideen und der geistreichen Ausfüh-
rung wegen eine vorzügliche Stelle ein. Dasselbe Werk kam auch
frauziisisch von Demarteau heraus, gr. 4."